Es war ein Stück aus dem Raritätenkabinett, das Carmine Napolitano erst einmal sprachlos machte. Denn ein 1:10-Heimdebakel, wie es seine Mannschaft am Sonntag gegen den Bezirksliga-Titelfavoriten SV Bonlanden erlitt, hatte nicht einmal das Regiebuch seines schlimmsten Albtraums vorgesehen gehabt. „Was soll ich da noch groß sagen?“, war zunächst das einzige Statement, das dem Trainer des SV Vaihingen über die Lippen kam. Immerhin: um seinen Posten muss er nicht bangen – zumindest wenn man dem Abteilungschef Peter Breuer glaubt. „Unser Trainer, mit dem wir aufgestiegen sind, bleibt“, sagt er trotz der immer deftigeren Negativserie.
Der Bonlandener Coach Klaus Kämmerer genehmigte sich zur Feier des Tages derweil erst einmal ein Fläschchen – und konnte sich dabei an einen Auswärtssieg seines Vereins in zweistelliger Höhe nicht erinnern. Dabei hatte der Fußball-Nachmittag bei nasskaltem Wetter für die Gäste schlecht angefangen. Benjamin Taubald verletzte sich beim Warmlaufen am Oberschenkel und musste passen. Für ihn kam Sascha Häcker in die Startelf. Jene legte gleich los wie die Feuerwehr. Bereits nach 24 Minuten durfte Kämmerer an seiner alten Wirkungsstätte über eine 4:0-Führung jubeln. Hätten die Kassierer an der Stadionkasse einen Top-Zuschlag gefordert, keiner der Bonlandener Fans hätte wohl gemeckert. Für sie war beste Unterhaltung geboten. Die Hauptdarsteller bis dahin: Nico Presthofer und Maximilian Schwarz. Die beiden Angreifer waren jeweils mit einem Doppelpack erfolgreich.
Und obwohl die Partie schon zu diesem Zeitpunkt entschieden war, ließ der Tabellenführer nicht nach. Entweder wurde der Druck über Fabio Andretti auf der rechten oder Rüchan Pehlivan auf der linken Seite aufgebaut. Gegen diese Offensivzange sahen die Vaihinger durchgängig schlecht aus.
Zwar spielten Napolitanos Männer munter mit, aber eben nur so weit, wie es die Bonlandener Ideen-Maschinerie zuließ. Einzig die Sturmspitze Holly Bokilo machte sich bei weit geschlagenen Bällen mitunter bemerkbar. Doch mehr als der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:4 wollte auch ihm nicht gelingen. Und so musste Napolitano feststellen: „Die Bonlandener sind zwei Klassen besser als wir.“ Seine nüchterne Einschätzung: „Die zehn Mann, die Bonlanden auf der Bank sitzen hat, wären bei mir alle Stammspieler.“
Nach der Pause drückte der rasante Kombinationsfußball der Gäste die überforderten Platzherren dann vollends an die Wand – die Vaihinger brachen regelrecht zusammen. Erneut Schwarz und Presthofer sowie dazwischen der Kapitän Stefan Adam schraubten das Ergebnis auf 1:7 hoch. Nils Jakobs mit einem Eigentor nach einer Hereingabe von Andreas Pottmeyer, der Ex-Vaihinger Steffen Günther und der eingewechselte Feriz Meha machten es schließlich zweistellig.
Nach dem Schlusspfiff, der die fünfte Niederlage in Folge und das sechste Spiel der Vaihinger ohne Sieg besiegelte, waren die heimischen Zuschauer entsprechend angesäuert. Worte wie „Schande“ und „Absteiger“ waren zu hören. Insgesamt haben die Schwarzbachkicker in zehn Begegnungen nun bereits 39 Gegentreffer kassiert.
Während der Aufsteiger durch die Pleite auf den vorletzten Tabellenplatz zurückgefallen ist, grüßt der SV Bonlanden weiter von der Spitze. Für den Trainer Kämmerer war das Schützenfest übrigens nicht unbedingt außergewöhnlich. „Meine Jungs haben eine unheimliche Spielfreude entwickelt. Dann ist so ein Ergebnis schon mal möglich“, sagte er.
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