2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ratlose Mienen angesichts eines beispiellosen sportlichen Niedergangs: Der Pfullendorfer Cheftrainer Marco Konrad (links) und sein
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Nur ein Wunder kann jetzt noch helfen

Abstieg des SC Pfullendorf kaum noch zu verhindern - FV WaRe: Husarenstück auf der Mettnau

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Pfullendorf / ok - "Ich bin Realist. Das wird sehr, sehr schwierig. Aber solange es rechnerisch noch möglich ist, die Klasse zu halten, müssen wir alles versuchen." Robert Hermanutz, Sportlicher Leiter des SC Pfullendorf, hat wie jeder Mensch, der eine Fußball-Tabelle (siehe rechts oben) zu lesen versteht, nur noch wenig Hoffnung auf den Klassenerhalt seiner Mannschaft. Vom rettenden Platz 14 trennen den Sportclub nach dem 1:1 in Neustadt am Montag aktuell sechs Punkte. Und auch wenn der SV Mörsch, der diesen Rang aktuell belegt, ein Spiel mehr absolviert hat als der SCP, der noch vier Gelegenheiten erhält, um Punkte zu sammeln - der Klassenerhalt der Pfullendorfer käme einem mittleren Fußballwunder gleich. Sollte das Heimspiel gegen Lahr am Samstag (15.30 Uhr) verloren gehen, könnte der Ofen auch rechnerisch sogar schon vorzeitig aus sein.

Land unter allenthalben beim Sportclub, denn auch die zweite Mannschaft in der Bezirksliga Bodensee steht auf einem Abstiegsrang. Und wo andere Clubs da die Reißleine ziehen, Trainer entlassen, um vielleicht letzte Potenziale zu wecken, da hat der Vorstand vor wenigen Wochen die Verträge mit Chefcoach Marco Konrad und F-Team-Coach Öner Topal um ein Jahr verlängert. Frage an den Sportchef: "Würden Sie das jetzt nochmal so machen?" Hermanutz: "Ja sicher, die Trainingsarbeit ist ausgezeichnet, ich sehe mir die Einheiten ja regelmäßig selber an. Die erste Mannschaft spielt auch einen wesentlich besseren Fußball als noch vor einem Jahr. Da ist eine klare Entwicklung und eine klare Trainerhandschrift zu erkennen. Was leider fehlt, ist ab und zu der Killerinstinkt vor dem Tor."

Lob vom Chef also für den Trainer - dabei konnte zuletzt jeder Fan sehen, dass Konrads ständige Personalrochaden die Mannschaft, die seit sieben Spielen auf einen Sieg wartet, tief verunsichert haben. Am Samstag in Neustadt zum Beispiel musste Spielmachertyp Amadou Marena im Sturm ran, Jonas Vogler, der im Mittelfeld schon Gala-Auftritte hingelegt hat, als rechter Verteidiger.

Auch die wiederholte Besetzung der Spielmacherposition mit Defensivspezialisten (Marllex Abdulai, Felix Steinhauser) oder mit Spielern, die erkennbar (noch) nicht so weit gereift sind, um die zentrale Kreativrolle wirkungsvoll auszufüllen (Jonas Keller, Kai Huber), während von Haus aus befähigte Spielgestalter wie Alessandro Sautter auf der offensiven Außenbahn oder Timo Werne gar auf der rechten Verteidigerposition "geparkt" werden, werfen Fragen an Konrads "Händchen" auf, wenn es darum geht, die Kaderpotenziale optimal zu nutzen.

"Wir reden intern natürlich über alles und solche Fragen haben auch ihre Berechtigung. Aber letztlich stellt der Trainer die Mannschaft so auf, wie er es nach den Eindrücken einer Trainingswoche für richtig hält. Und der Trainer ist ja nicht blind", sagt Hermanutz, der sich nun dennoch mit dem Gedanken befassen muss, in der kommenden Saison einem Landesligisten sportlich vorzustehen: "Wir sitzen im Laufe dieser Woche zusammen und werden uns über dieses Szenario unterhalten."

Und so kommt die einzig Positivmeldung aus dem SCP-Lager dieser Tage aus der Jugendabteilung: Der beim württembergischen Verbandsligisten TSV Berg kürzlich freigestellte Adnan Sijaric wird in der kommenden Saison Trainer der SCP-A-Junioren.

Der Sekt war schon kalt gestellt beim designierten Landesliga-Meister FC Radolfzell vor der Partie gegen den FV Walbertsweiler/Rengetsweiler am Montagnachmittag im Mettnau-Stadion. Nach dem 5:1-Sieg beim Tabellenzweiten FC Singen am Samstag wollte die Elf von Trainer Wolfgang Stolpa den letzten Schritt zum Titel machen. Doch die Gäste aus dem Linzgau stellten dem haushohen Favoriten beide Beine: Schon zur Halbzeit lag WaRe durch drei blitzsauber herausgespielte Kontertore von Samuel Fischer (31.), Fabian Roth (36.) und Florian Müller (39.) mit 3:0 in Front. Dank einer qualitativ nicht minder hochwertigen Defensivleistung vor allem in der zweiten Halbzeit, war dies auch der Endstand, wenngleich es ohne ein Quäntchen Glück natürlich auch nicht ging. Einerseits fehlte da auf Radolfzeller Seite nämlich Torjäger Alexander Stricker, der mit 34 Toren die Liga-Schützenliste anführt und vermutlich in der ein oder anderen Situation besser gezielt hätte, als die am Montag wenig treffsicheren Kollegen. Außerdem hatte Radolfzell bei zwei Lattentreffern und einem Pfostenschuss auch ein bisschen Pech. WaRe-Trainer Joachim Ruddies freilich war’s egal: "Dass da mal der ein oder andere Schuss auf’s Tor kommt, ist ja nicht zu verhindern. Insgesamt sind wir aber hervorragend gestanden in der Defensive. Und vorne haben wir unsere Chancen konsequent genutzt." Die Rolle als Party-Crasher spielte Ruddies allzu gerne: "Ich habe schon vor dem Spiel gesagt, dass wir nicht nach Radolfzell fahren, um dort das Vorprogramm zur Meisterschaftsfeier aufzuführen. Sondern dass Radolfzell die Feier um eine Woche bis zum nächsten Spiel beim Hegauer FV verschieben muss."

41 Punkte hat WaRe jetzt auf dem Konto, steht damit auf Platz sechs. In Sicherheit fühlt sich der Coach, der in der kommenden Saison zur Spvgg FAL wechselt, deshalb aber noch immer nicht, da im schlimmsten Fall mit bis zu fünf Absteigern zu rechnen ist. Am Samstag gegen Schlusslicht Gutmadingen dürfte der letzte Schritt aber getan werden.

Aufrufe: 02.5.2017, 17:46 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor