2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Mannschaft bedankt sich vor dem Spiel mit einem Plakat beim ehemaligen Trainer Patrick Hagg.
Die Mannschaft bedankt sich vor dem Spiel mit einem Plakat beim ehemaligen Trainer Patrick Hagg.
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Nur die Spieler werden deutlich

SC Pfullendorf nimmt Stellung zur Trennung von Patrick Hagg

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Pfullendorf / sz - Es gibt Tage, da werden Fußballspiele zur Nebensache. So auch am Samstagabend in der Geberit-Arena, beim 0:2 (Halbzeit: 0:1) des SC Pfullendorf gegen den SV Linx vor 230 Zuschauern. Eigentlich alles stand unter dem Zeichen des Abschieds von Patrick Hagg als Cheftrainer des SC Pfullendorf (die SZ berichtete). Die Mannschaft dankte Hagg und alle Besucher - zumindest der Pressekonferenz im V.I.P.-Zelt des SCP nach dem Spiel - warteten auf Erklärungen des Vorstands zu den Vorgängen, nachdem sich dieser am Freitag nur in einer knappen Pressemitteilung zu den Vorgängen geäußert hatte.

Pfullendorfs Kapitän Kai Sautter stand nach dem Spiel inmitten des Platzes. Unter seinem Trikot schimmerte ein T-Shirt mit einer aufgemalten "14", der Rückennummer von Patrick Hagg während seiner aktiven Zeit in Pfullendorf durch, dazu ein Gruß an den ehemaligen Spielmacher und Cheftrainer des SC Pfullendorf. "Wenn ich eine Kiste gemacht hätte, hätte ich das gerne gezeigt", sagte der jetzige Kapitän. "Um Patrick ist es sehr schade: menschlich, persönlich, aber auch fußballerisch. Er ist charakterlich ein Riesentyp. Aber wenn man es genau nimmt, hat sich das angebahnt. Wenn ich alles wiedergeben würde, was er gehört habe, muss ich mich fragen: Wie kann man so mit einem Menschen umgehen. Wie mit Patrick Hagg umgegangen wurde, ist einfach respektlos. Ich denke, ich spreche da für die ganze Mannschaft. Ich hoffe, in der Pressekonferenz werden die Antworten gegeben. Und es ist meiner Meinung nach eine Menge offen. Ich respektiere Patricks Entscheidung, auch wenn es sehr schade ist."

Vor dem Spiel hatte die ganze Mannschaft ein deutliches Statement gegeben. Sie bedankte sich mit einem eigens angefertigten Banner beim ehemaligen Trainer. "Danke für 21 Jahre Herzblut und Schweiß! Semper fi (lat., für semper fidelis also "immer treu")" war da zu lesen. Dabei waren die Buchstaben Danke HUTCH, der Spitzname von Patrick Hagg, rot eingefärbt. Wie der sportliche Leiter Robert Hermanutz nach dem Spiel auf Anfrage bestätigte sei die Aktion nicht mit dem Vorstand abgesprochen gewesen. "Wir waren selbst überrascht von dieser Aktion", bekannte Hermanutz nach dem Spiel.

Die Äußerungen Sautters und der Mannschaft blieben die einzigen deutlichen Worte an diesem Abend. Die Antworten auf die Fragen, die der Verein in der Pressemitteilung zur Trennung von Patrick Hagg angekündigt hatte - am Freitag hatte es seitens des Vereins nur eine kurze Pressemitteilung gegeben, in der der Verein davon sprach, am vergangenen Donnerstag habe es eine "Trennung in beiderseitigem Einvernehmen" gegeben - fielen knapp aus, auch zur, später am Freitag auf der Homepage des Vereins, veröffentlichten Aussage, wonach es Differenzen in der sportlichen Ausrichtung gegeben habe, mochten nicht befriedigen. Der sportliche Leiter Robert Hermanutz hatte, vor der Sponsorenwand im VIP-Zelt Aufstellung genommen, gleich einer Abteilung "Attacke" und nach den Statements der beiden Trainer zum Fragenblock übergeleitet. Weitere Vorstandsmitglieder saßen am Nebentisch, darunter der Vorsitzende Michael Jobst Florus, Ex-SCP-Stürmerlegende Marko Balecaj, und Geschäftsführer Stefan Lösch.

Schnell wurde deutlich, dass die Attacke eher zum Rückzugsgefecht mit ausgeklügelter Defensivstrategie geriet, untermalt von einigen höhnischen Lachern aus dem Publikum nach Antworten von Hermanutz.. Auf die Frage, warum man sich von Hagg nicht nach der vergangenen Saison getrennt habe, obwohl seitens des Vereins auf der Homepage von "unterschiedlichen sportlichen Vorstellungen" die Rede war, sagte Robert Hermanutz: "Sportlich wird ja über die Ausrichtung eines Vereins immer diskutiert, so auch beim SCP". Hermanutz bekräftigte in diesem Zusammenhang: Auch beim SC Pfullendorf sei das so geschehen. In einer sechsköpfigen Runde mit unter anderem Hermanutz selbst, Patrick Hagg, Öner Topal und Marco Konrad, habe man darüber diskutiert wie die zukünftige sportliche Ausrichtung aussehen solle. "Wir wollten mit Patrick Hagg in die neue Saison als Cheftrainer gehen. Uns war aber klar, dass diese junge Mannschaft unsere Hilfe braucht, ungeachtet der Qualifikation oder der Scheine, die die Trainer besitzen."

Zu den "unterschiedlichen Auffassungen" selbst äußerte sich Hermanutz nicht. Allerdings bestätigte er, zweimal mit Hagg unter vier Augen gesprochen zu haben, unter anderem nach dem Gewinn des Markdorf-Cups. Dieses Gespräch hatte für Hagg das Fass zum Überlaufen gebracht. Hagg ging mit seiner Kritik an die Öffentlichkeit, Hermanutz wollte sich damals nicht zur Kritik äußern, sprach aber bei der Pressekonferenz am Samstag von einer einseitigen Berichterstattung. "Ich wurde während einer Autofahrt angerufen. Da ging es nicht", begründete Hermautz sein damals geäußertes Statement ("Kein Kommentar.") zu den Vorwürfen Haggs.

"Es ist uns bewusst, dass das keine einfache sportliche Situation ist. Das ist eine Herausforderung. Wir sind nicht blauäugig. Wir haben aber im Januar einen Verein übernommen, der praktisch tot war", führte Hermanutz noch einmal die Situation im Februar an. Man habe eine wirtschaftliche Situation vorgefunden, die chaotisch gewesen sei. Sportlich hat Hermanutz derweil fürs Erste Nägel mit Köpfen gemacht. Marco Konrad übernimmt in dieser Woche das Training des SCP. Ihm zur Seite steht als Co-Trainer Josef Hatzing, bisheriger Torwarttrainer. "Josef Hatzing wird allerdings erst Ende August zur Mannschaft stoßen, da er noch Verpflichtungen am DFB-Stützpunkt hat." Das Engagement Konrads gelte bis auf Weiteres. Man werde sich in Ruhe nun Gedanken machen. "Es kann sein, die beiden machen bis zur Winterpause weiter", sagte Hermanutz. Auf der Suche nach einem Nachfolger lasse man indes Ruhe und Sorgfalt walten.

Aufrufe: 07.8.2016, 21:44 Uhr
Schw�bische Zeitung / Von Marc DittmannAutor