Eigentlich ist Steffen Kircheis es leid, über personelle Probleme zu sprechen. Mit Unabänderlichem will sich der Trainer des Kreisligisten TSV Katzwang nicht aufhalten, vielmehr beschäftigen ihn die Gedanken, „wie ich mit der Mannschaft möglichst gut herauskommen kann aus der Geschichte.“
Die Geschichte ist leicht an tristen Zahlen festzumachen: 1:1 in Heideck, 0:0 in Kornburg — ein bisschen mehr hatte man sich nach der Winterpause ausgerechnet. Und jetzt, im ersten Heimspiel 2015, im Stadionheft zum „Startschuss zur Aufholjagd“ erklärt, durch ein 1:4 (0:3) gegen die abstiegsbedrohte SpVgg Roth II jäh aus allen Träumen gerissen. Nicht nur die Niederlage sorgte für Ernüchterung, die Art und Weise war es, die trotz Platz vier und bei noch elf Spielen Gedanken daran verbietet, dem Spitzentrio FV Dittenheim, SV Großschwarzenlohe und DJK Schwabach noch einen heißen Kampf um zumindest Relegationsplatz zwei liefern zu können.
Vielleicht wäre alles anders gelaufen, hätten Torjäger Sascha Thiem (1.) oder Stefan Bielke (3.) eine der klaren Einschussmöglichkeiten genutzt. Aber mit dem Konjunktiv ist nichts zu gewinnen, so dass Max Schnitzlein (13./27.) und Patrick Doktorowski (45.) gegen eine überforderte Abwehr und nahezu ungehindert für ein 0:3 und damit schon für klare Verhältnisse sorgten. Hätten die Gäste im zweiten Durchgang, als Katzwang die Initiative übernahm und auf Kosten der Defensive die Angriffsbemühungen verstärkte, seine Konterchancen cleverer zu Ende gespielt — „es hätten sieben oder acht Gegentore werden können“ (Trainer Kircheis). So aber sorgte Thiem (56.) mit dem 1:3 für wenige Minuten Hoffnung, die der schnelle Julian Harrer mit dem 1:4 (65.) endgültig beendete.
Konsternierte Gastgeber also, deren Trainer „mehr Kampf und mehr Bewegung vor allem in Halbzeit eins“ erwartet hatte. Dennoch stellte er sich vor seine Mannschaft, denn sie könne nichts für die personelle Situation, die er „dramatischer denn je in den vergangenen Jahren“ bezeichnete. Und das ist ein gutes Stichwort für einen Blick zurück: 2012/13 schaffte Katzwang nach langer Abstinenz unerwartet den Aufstieg in die Bezirksliga, 2013/14 folgte, geplagt von Verletzungen und bei fünf Direktabsteigern fast normal, prompt der Abstieg. Und wie das so ist, wurde vor der Saison 2014/15 vom Absteiger erwartet, dass er ebenso prompt in die Bezirksliga zurückkehrt. Ein Trugschluss, den Kircheis schon vor dem Spiel gegen Roth in der für ihn typischen drastischen Art kommentierte: „Der Aufstieg bei uns kein Thema, wenn eine Menge Qualität im Krankenhaus liegt.“
Im Klartext: Rene Buortesch, Gestalter im Mittelfeld, droht wegen anhaltender Rückenprobleme das Karriereende, Pascal Abele (Schulter-OP), Robert Kraus (Kreuzband-OP) und Jan-Paul Spyra (Knie-OP) sind in dieser Spielzeit normalerweise kein Thema mehr, Max Hermel (Bundeswehr) und Torwart Andreas Roskoscheck (zu Germania) sind nicht mehr im Kader. Und zu allem Überfluss haben sich die Zwillinge Johannes und Sebastian Gruß aus beruflichen Gründen kurzfristig in Richtung Afrika verabschiedet, wo sie sich für Praktika beworben hatten. Alternativen gibt der Kader nicht mehr her, Improvisation ist angesagt.
Verständlich sind die Gedanken des Trainers, „die Geschichte“, also die Saison, zu einem guten Ende zu bringen. Gedanken macht er sich jedoch auch über die Zukunft. „Planungssicherheit wäre da hilfreich“, sagt er — aber Gespräche über ihre Vorstellungen haben die Verantwortlichen bisher weder mit Kircheis noch mit seinem Co-Trainer Minaz Yavus geführt. Ein Punkt, dessen Klärung für die Zukunft wichtiger sein dürfte als so mancher Pluspunkt in der Kreisliga.