2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
In Halberstadt gibt Achim Hollerieth die Richtung vor. Foto: Rinke
In Halberstadt gibt Achim Hollerieth die Richtung vor. Foto: Rinke

"Nicht die besten Einzelspieler sind erfolgreich"

Achim Hollerieth blickt auf die kommende Regionalliga-Saison mit Germania Halberstadt

Seit Ende März ist der Ex-Profi bei Germania Halberstadt und schaffte in den letzten Partien der abgelaufenen Saison den Klassenerhalt. Mit FuPa sprach der Coach über die neue Saison, sportliche Ziele, die Nachwuchsarbeit und die großen Veränderungen im Kader. Auch auf ungewöhnliches Terrain begab sich das Team der Germanen in der Vorbereitung:

FuPa: Herr Hollerieth, Sie sind seit Ende März bei Germania Halberstadt und schafften in der abgelaufenen Spielzeit knapp den Klassenerhalt. Wie sind Ihre Eindrücke bis zum heutigen Tag vom Verein und dem Umfeld?

Achim Hollerieth: Das sportliche Umfeld hier ist sehr gut. Wir haben drei Rasenplätze als Trainingsfläche zur Verfügung. Gefühlte 10 Meter von hier befindet sich das FSZ (Freizeit- und Sportzentrum Halberstadt) und das Sea Land, wo alles vorhanden ist - Krafträume und Schwimmbecken zum Aqua-Jogging für die Regeneration. Du hast hier in Halberstadt also optimale sportliche Voraussetzungen.

FuPa: Welche Ziele hat der Verein oder Sie im Speziellen nach dem Klassenerhalt in der letzten Saison für die kommende Runde ausgegeben?

Hollerieth: Wir müssen schon mit Demut rangehen. Wir sind letztes Jahr gerade so durchgerutscht und dieses Jahr wollen wir uns ohne Frage natürlich verbessern. Wenn wir auf einen einstelligen Platz reinkommen, dann haben wir sicherlich unsere Ziele erreicht.

FuPa: Wie wichtig war es für Sie, dass Sie, bezogen auf die Gestaltung des Kaders und die Planung der Vorbereitung, bereits während der abgelaufenen Saison hier in Halberstadt eingestiegen sind?

Hollerieth: Das hat immer zwei Seiten, wenn du so wie ich neun Spieltage vor Schluss einsteigst. Du gehst einerseits ein unheimliches Risiko ein, weil du in solch kurzer Zeit personell und auch taktisch nicht so viel ändern kannst. Gerade eine taktische Veränderung braucht ja Zeit. Es war also ein Wagnis. Aber der Vorteil war, das ich mir ein genaues Bild der Mannschaft machen konnte. Du siehst im Training und im Spiel, auf welche Jungs du zählen kannst, wer dein System bereit ist, umzusetzen. Und auf Grund dessen haben wir dann auch reagiert, was die Kaderplanung betrifft.

FuPa: Vorgänger Willy Kronhardt hat sich ja gern bei U23-Teams von Bundesligisten bedient. Gab es bei der Auswahl der Neuzugänge gewisse Kriterien wie Alter oder einen regionalen Bezug?

Hollerieth: Nein, also auf das Alter achte ich nicht. Es gibt bei mir nur gute und schlechte Spieler, keine jungen und alten. Bei Akteuren von U23-Mannschaften weiß man, dass die Jungs zwar gut ausgebildet sind, aber manche tragen die Nase fünf Kilometer weit oben. Wir wollten Spieler, die sich mit Halberstadt und unserem Konzept total identifizieren und sich für den Verein zerreißen. Neben dem sportlichen Aspekt möchten wir auch wieder den Zuschauerschnitt anheben. Und das geht nur über Identifikation. Wir wollen wieder eine Mannschaft zum Anfassen sein. Wir sind ein familiärer Verein und dies müssen wir auch deutlich nach außen tragen.

FuPa: Germania Halberstadt wurde vom Deutschen Olympischen Sport Bund (DOSB) als einzigem Verein in Sachsen-Anhalt das „Gründe Band für vorbildliche Talentförderung“ verliehen. Ihre A-Jugend feierte in dieser Spielzeit den Aufstieg in die Regionalliga. Welchen Stellenwert hat für Sie die Nachwuchsarbeit im Bezug auf Ihre Arbeit?

Hollerieth: Natürlich wollen wir auch unseren Talenten, die hier ausgebildet werden, die Chance einräumen, wenn sie den Leistungsnachweis erbringen, sich auch bei der ersten Mannschaft zu präsentieren. Und wir haben hier mit dem Fabian Gudewitz ein großes Torwarttalent in der A-Jugend, der bereits bei uns mittrainiert. Marc Schröder ist ebenfalls ein interessanter junger Spieler, den wir im Blick haben. Generell habe ich da keine Bedenken, auch mal Nachwuchsspieler auf das Feld zu schicken.

FuPa: Wie bewerten Sie den Auftakt in die neue Regionalliga-Saison mit den Partien in Berlin beim Berliner AK und dem ersten Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg?

Hollerieth: Spielen musst du gegen alle. Wann wir gegen wen spielen, das spielt für mich keine Rolle. Fakt ist, dass es die ersten sechs Partien in sich haben (Berliner AK, Magdeburg, Neustrelitz, Bautzen, Jena und BFC Dynamo). Aber das ist doch schön, dann wissen wir gleich, voran wir sind.

"Nicht die besten Einzelspieler sind erfolgreich, sondern die beste Mannschaft"

FuPa: Sie haben mit der Mannschaft am vergangenen Samstag einen Kanu-Ausflug als teambildende Maßnahme durchgeführt (hier geht es zum Video). Während der Weltmeisterschaft haben wir von Mehmet Scholl erfahren, dass man in Bäumen gemeinsam rumklettern kann, aber als Team wächst man nur zusammen, wenn man auf dem Platz Erfolg hat. Wie groß ist jetzt die Arbeit nach dem großen Umbruch, eine Einheit zu formen?

Hollerieth: Die Aufgabe ist natürlich nicht einfach bei 15 neuen Spielern. Diese unterschiedlichen Charaktere als Einheit zusammenzubringen, ist das Ziel. Am Ende siehst du, ob der Teamgeist stimmt, wenn du nicht erfolgreich bist. Wenn du als einzelner Spieler eben nur fünf Minuten eingesetzt wirst und eben nicht 90. Dann zeigt sich, sind sie für die Mannschaft da, sehen sie das Team an erster Stelle. Sollte einer dabei sein, der nur sich in den Vordergrund rückt, der hat in Halberstadt sicherlich keine Zukunft. Nicht die besten Einzelspieler sind erfolgreich, sondern die beste Mannschaft.

FuPa: Ihre erste Trainerstation war unter Frank Pagelsdorf als Co-Trainer bei Al-Nasr in Dubai. Dazu kommen 15 Jahre als Profi in verschiedenen Vereinen (u.a. beim FC St. Pauli). Haben Sie sich bei Pagelsdorf oder bei anderen Trainern etwas für Ihre Karriere an der Außenlinie mitnehmen können?

Hollerieth: Wenn Du 15 Jahre aktiv warst, dann schaust du Dir immer etwas ab. Und klar, das Jahr in Dubai unter Frank Pagelsdorf war sehr interessant. Es gibt ja Co-Trainer, die quasi nur dafür gebraucht werden, die Hütchen im Training aufzustellen. Dort war ich ein gleichberechtigtes Mitglied im Trainerteam. Da habe ich schon enorm viel mitgenommen.

Aufrufe: 017.7.2014, 15:00 Uhr
Robert KeglerAutor