2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Benedikt Seipel (re.) feiert mit seiner Mannschaft die Landesmeisterschaft. © privat
Benedikt Seipel (re.) feiert mit seiner Mannschaft die Landesmeisterschaft. © privat

"Nicht das Talent, sondern die Einstellung ist entscheidend"

Internatsleiter, Trainer, Zuhörer: Mit einer großen Leidenschaft führt Benedikt Seipel seit zwei Jahren das Fußballinternat "Soccer City" in Lengenfeld unterm Stein.

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Als Trainer der B-Jugend steht der 31-Jährige vor richtungsweisenden Wochen. Was es braucht, um die Relegation zur Regionalliga erfolgreich zu gestalten, und vor welchen Herausforderungen das Fußballinternat steht, darüber sprach Sandra Arm mit ihm im Interview.

Herr Seipel, Sie sind seit zwei Jahren Internatsleiter. Welche spürbaren Impulse konnten Sie bisher setzen?

Benedikt Seipel: Impuls klingt immer etwas nach Veränderung und nach etwas Neuem. Das muss zwangsläufig nicht immer so sein. Vordergründig geht es darum, dass die Internatsgemeinschaft funktioniert. Probleme gehören dazu, sie tauchen auf, darüber wird gesprochen und dann suchen wir gemeinsam nach einer Lösung. Die Jungs, so wie sich mich kennengelernt haben, können jederzeit zu mir kommen. Ich möchte ihnen das Gefühl geben, dass ich immer für sie da bin. Ich sehe dies mehr als menschlichen Impuls. Aus den Gesprächen mit Nachwuchsleistungszentren größerer Vereine heraus, wird uns genau diese besondere Form der Leidenschaft bestätigt. Daher sehe ich diesen Punkt schon als Alleinstellungsmerkmal, dem wir gerecht werden können.

Wo sehen Sie für sich die größte Herausforderung?

Benedikt Seipel: Das Internat im Gleichgewicht zu halten, sportlich, schulisch als auch zwischenmenschlich. Dass man ein Miteinander vorfindet, dass es einem ermöglicht, eine gewisse Zufriedenheit zu haben. Ein normaler Arbeitnehmer hat einen Arbeitstag von 8 bis 10 Stunden, ich bin an manchen Tagen 15 bis 16 Stunden für die Kinder da. Es entsteht automatisch eine andere Beziehung. Die Herausforderung besteht im eigenen Anspruch, den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Alle Mitarbeiter von Soccer-City wollen zudem Jahr für Jahr beweisen, dass wir gute Arbeit leisten und die uns anvertrauten Kinder und Jugendliche nicht nur sportlich weiterentwickeln können.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, nach und nach die Trainingsbedingungen zu verbessern, um den Kindern und Jugendlichen noch bessere Möglichkeiten zu bieten, um sich weiterzuentwickeln. Das Projekt Rasen- beziehungsweise Kunstrasenplatz, direkt am Internat, steht als nächstes an.

Das wäre ein weiteres Plus für das Internat. Welche Vorteile bietet Soccer City noch gegenüber anderen Fußballschulen?

Benedikt Seipel: Unsere Leidenschaft, der direkte Kontakt (Nähe) zu den Schülern - intern wie extern - sowie das familiäre Umfeld. Ein weiteres großes Plus ist der Soccer-Court direkt am Internat. Bildlich gesehen, fallen die Spieler aus dem Bett direkt mit der Nase auf den Platz. Er bietet ihnen, zusätzlich zu den fünf bis sechs Einheiten in der Woche, die Möglichkeit am Abend oder an den Wochenenden weiter an sich zu arbeiten.

Die Planungen für die kommende Saison laufen bereits auf Hochtouren. Sie stehen vor einem großen Umbruch.

Benedikt Seipel: Den gibt es jedes Jahr. Wir müssen einfach damit rechnen, dass uns zum Saisonende zehn Internatsschüler verlassen. Geschuldet dem Entwicklungsverlauf der Kinder, die auf Grund ihrer Leistungen an Nachwuchsleistungszentren höherklassiger Vereine nach Erfurt, Halle oder Dresden wechseln. Das ist auch unser Ansinnen. Folglich ergibt sich für uns die Aufgabe wieder talentierte Spieler zu finden, die Interesse daran haben sich bei uns weiterzuentwickeln.

Wie sieht die Situation aktuell aus?

Benedikt Seipel: Uns werden acht, neun Schüler im Sommer verlassen. Ein erreichter Schulabschluss oder der Wechsel zu einem höherklassigen Verein sind meist die Gründe. Wir heißen jeden Spieler, der Spaß am Fußball hat, und etwas dazulernen möchten, bei uns willkommen. Einige Anfragen haben wir bereits erhalten. Sie kamen zum Beispiel aus Spanien, Korea, dem südamerikanischen Raum, aber auch aus ganz Deutschland.

Im nächsten Schritt wird gesichtet.

Benedikt Seipel: Ja, das ist wie in jedem Jahr, dass wir Sichtungstrainings abhalten oder zu Probewochen an unserem Internat einladen. Im Vorfeld muss zunächst immer geprüft werden, ob es schulisch passt. Das ist meist nicht so leicht. Gerade wenn die Noten nicht gut sind oder die Fächerkombination ungewöhnlich ist, ist der Wechsel eine große Herausforderung.

© privat
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Welche Anforderungen müssen die Spieler erfüllen, um aufgenommen zu werden?

Benedikt Seipel: Es gibt drei grundlegende Anforderungen. Erstens: die schulischen Anforderungen. Das es vom Zeugnis so passt, dass der Übergang zum Gymnasium oder Realschule ohne weiteres möglich ist. Zweitens: das Sozialverhalten. Wir wollen sehen, der Junge hat Bock auf Fußball, will sich weiterentwickeln, und ist gleichzeitig in der Lage sich in einer Internatsgemeinschaft zurechtzufinden. Ein positiver Aspekt ist, wenn er eine gewisse Eigenständigkeit mit an den Tag legt. Drittens: die sportlichen Anforderungen. Wir müssen abwägen, ist der Spieler in der Lage, sich weiterzuentwickeln. Keiner ist vollkommen, der zu uns kommt. In jedem steckt Entwicklungspotenzial. Darüber hinaus ist nicht das Talent, sondern die Einstellung entscheidend.

Das Potenzial gilt es herauszukitzeln. In allen Nachwuchsteams wird hervorragende Arbeit geleistet. Sie sind Trainer der B-Jugend und haben als frisch gekürter Landesmeister das Recht zwei weitere Spiele, um den Aufstieg in die Regionalliga zu absolvieren. Was braucht es, um diese beiden Spiele (Hinspiel: 25. Juni Juni/Rückspiel: 2. Juli) gegen Cottbus erfolgreich zu gestalten?

Benedikt Seipel: Eine gute Vorbereitung und eine gute Tagesform. Wir werden für das Spiel in Cottbus einen Tag vorher anreisen. Die Reisestrapazen sind mit viereinhalb Stunden doch enorm. Trotz des fußballerischen Könnens geht es, umso höher man kommt, um den Umgang mit Druck und der aktuellen Situation. Ich bin überzeugt davon, dass meine Mannschaft zwei gute Spiele zeigen wird.

Im Vorjahr sind Sie mit dem Team an der Relegation gescheitert. Was haben Sie daraus für Lehren gezogen?

Benedikt Seipel: Wir sind mit Mecklenburg Schwerin auf eine Mannschaft getroffen, die im Schnitt ein Jahr älter war. Das betraf die Reife und den Geist, nicht so sehr das körperliche. Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr die Mannschaft sein werden, die ein Ticken reifer ist, um den Gegner schlagen zu können. Außerdem war das Spiel zuletzt gegen Erfurt wichtig für uns. Fehler, die dort gemacht wurden, müssen wir abstellen, um in der Relegation erfolgreich zu sein.

Haben Sie sich Cottbus schon angeschaut?

Benedikt Seipel: Nein, aber die Überlegung ist da. Wobei es natürlich mit einem extremen Aufwand verbunden ist. Es ist immer noch Junioren-Fußball. Ich glaube an die Stärke meiner Mannschaft. Vielleicht werde ich es noch tun. Die Cottbuser sind noch in ihrer Liga aktiv. Sie haben in ihrer Liga jedoch keine Gegner. Und mir ein Spiel anzuschauen, das 10:0 endet, bringt mir nicht wirklich wertvolle Erkenntnisse.

Im Erwachsenenbereich (Regionalliga) gibt es Diskussionen zur Relegation. Der Meister sollte doch aufsteigen dürfen. Sollte im Jugendbereich nicht auch der Meister aufsteigen dürfen?

Benedikt Seipel: Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Ich kenne es aus meiner aktiven Zeit nur so, dass der Erstplatzierte im Bundesland die Relegation zum Aufstieg wahrnimmt. Ich glaube, es wäre auch schwierig, sechs Mannschaften auf- und absteigen zu lassen. Von daher erachte ich es als normal.

Dennoch ist das Pensum mit den Spielen in der Liga, Pokal und Relegation ziemlich hoch.

Benedikt Seipel: Von der Anzahl der Spiele ist das nicht so gravierend. Was zum Andenken anregen darf, das ist die Terminlage insgesamt. Es fällt spät erst eine Entscheidung um den Aufstieg in die Regionalliga. So bleiben einigen Mannschaften nur ein, zwei Wochen für den Urlaub, weil die Vorbereitung, zumindest bei uns, bereits wieder am 17. Juli beginnt.

Ansprechpartner für die Anmeldung zum Sichtungstraining sind:
Andreas Seipel: 0173/9714672 (Sportlicher Leiter Internat)
Benedikt Seipel: 0157/31565710 (Internatsleiter)

Infos zum Internat unter www.soccer-city.eu

Aufrufe: 023.6.2017, 15:47 Uhr
Sandra ArmAutor