2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Brennpunkt Orange

Überraschende Trennung - Vorstellungen driften zu weit auseinander

Die SG Struth, ab kommender Saison als 1. FC Eichsfeld unterwegs, und Cheftrainer Benedikt Seipel gehen künftig getrennte Wege. Vor allem die Vorstellungen über die sportlichen Ziele drifteten zuletzt auseinander.

Eigentlich schien sportlich beim Thüringenliga-Aufsteiger alles in der Reihe. Nach dem souveränen Aufstieg in der Verbandsliga, folgte ein guter sechster Platz in Thüringens höchster Spielklasse. So kommt die Trennung von Verein und Coach Seipel doch ein Stück überraschend.

Als Benedikt Seipel im Jahr 2021 Cheftrainer bei der SG Struth wurde, war es für ihn eine Rückkehr in die Heimat, auch zu den eigenen sportlichen Wurzeln. Maßgeblich überzeugten ihn seinerzeit Bruder Andreas Seipel, damals noch Trainer der 1. Männermannschaft, und Freund Norman Wohlfeld davon, in der Heimat etwas aufzubauen. Benedikt Seipel war da noch im NLZ von RB Leipzig als Trainer aktiv. „Ich habe mich damals für die Rückkehr entschieden. Das war auch nicht ganz so leicht, denn die Rückkehr in die Heimat war auch nicht unbedingt der logische nächste Schritt. Doch ich wollte etwas aufbauen, habe mich mit den Zielen des Vereins voll identifiziert und dem Plan, junge Spieler aus der Region zu integrieren. Grundlage für den Erfolg war auch die gute Zusammenarbeit zwischen dem Verein und dem Fußballinternat ‚Soccer-City’“, beschreibt Benedikt Seipel seine Rückkehr nach Thüringen.

Rückkehr in die Heimat

So machte 2021 Bruder Andreas Seipel den Trainerstuhl frei und Benedikt Seipel nahm Platz. Die Ziele waren ambitioniert. So ambitioniert, wie der neue Trainer. Als Landesklasse-Team plante man (so seinerzeit der Presse zu entnehmen) mittelfristig den Aufstieg in die Oberliga. Das erste Jahr lief mit dem Aufstieg wie geschmiert, die Saison danach in der Thüringenliga solide. Sogar Rang drei wäre unter anderen Umständen realistisch gewesen, sagt Benedikt Seipel. Für ihn nun der Moment, um den ersten Platz in der Thüringenliga ins Visier zu nehmen. Ob es gelingt, stehe dann auf einem anderen Blatt unterstreicht der 37-Jährige. „Ich habe auch wegen des Ziels Oberliga vor zwei Jahren zugesagt. Wir haben mit dem Internat, dem guten Nachwuchs, ein Alleinstellungsmerkmal in der Liga. In der ersten Mannschaft haben wir einige gestandene Spieler mit Erfahrung und viele junge. Mit dieser Kombination ist da ein Potenzial, dass wir noch nicht ausgeschöpft haben“, sagt Seipel. Den gemeinsamen Angriff auf Platz 1 wird es allerdings nicht geben. Der 1. FC Eichsfeld trennt sich von Benedikt Seipel und hat dem Trainer das in einem Meeting mitgeteilt.

Im Kern beschreiben die handelnden Akteure dabei zwei Hauptgründe für die Trennung. Zum einen wäre da die Tatsache, dass die Meinungen auseinandergingen, über das Tempo in dem sportlich die nächste Stufe erreicht wird. Coach Seipel wollte weiterhin den Aufstieg als Ziel ausgeben, die Clubverantwortlichen hingegen zunächst Grundlagen für ein solides Wachstum schaffen, wie Kommunikationschef Markus Bolze erklärt: „Wir haben gemeinsam über Vorstellungen und Ziele gesprochen und auch darüber, was unsere Werte sein sollen. Wir wollen Breitensport und Leistungssport unter einen Hut bringen. Das ist der Kern der Philosophie und da geht es nicht um den kurzfristigen sportlichen Erfolg“, so Bolze der ergänzt: „Vor zwei Jahren kam das Thema Oberliga bei uns auf. Aber wir haben uns eben auch ehrlich gemacht und haben aktuell nicht die Infrastruktur dafür. Wir sind für organisches Wachstum und wehren uns auch nicht gegen Erfolg. Aber wir haben auch noch Baustellen, die es zu schließen gilt. Da bin ich ehrlich. Das führte am Ende zu unterschiedlichen Vorstellungen. Ein Trainer will immer maximalen sportlichen Erfolg haben, das respektiere ich auch. Ich bin selber Trainer. Aber für uns käme die Oberliga vielleicht ein bisschen zu früh“, beschreibt Bolze die auseinanderdriftenden Vorstellungen.

On Top kam, dass in diesem Sommer eine sehr reizvolle Anfrage aus dem Ausland an Benedikt Seipel herangetragen wurde. Es ging um eine Co-Trainer-Stelle bei einem Profi-Verein. Logisch, dass sich der Coach mit dieser Anfrage beschäftigte und den Club darüber unterrichtete. „Man wollte sich mal kennenlernen, das war noch kein konkretes Angebot. Daraufhin habe ich dem Verein gesagt, dass es möglicherweise eine Option im Ausland gibt, die ich prüfen will“, sagt er über die reizvolle Anfrage. Ohnehin, dass bestätigt Benedikt Seipel, hatte er kommuniziert, dass die kommende Saison seine letzte in der Thüringenliga sei. „Das meine ich überhaupt nicht respektlos den Mannschaften oder der Liga gegenüber. Es ist einfach nicht mein Ziel dauerhaft Trainer in der Thüringenliga zu sein“, so Seipel, der der Liga am liebsten mit dem 1. FC Eichsfeld entwachsen wäre. Emotional lässt ihn diese Trennung nämlich auch ganz und gar nicht kalt. Es handelt sich schließlich um das Projekt in der Heimat. Ob seiner Ambitionen als Trainer, lässt sich Seipel aber keinen Egoismus nachsagen. Dafür habe er zu viel Herzblut in die SG gesteckt. So sei die Unterstellung, dass er nicht genug gebrannt haben soll für ihn „respektlos“ und ärgert ihn besonders.

Nachfolger steht fest

Fakt ist, dass auch der Clubführung nicht entgangen ist, dass Seipel als Coach noch etwas nach oben schnuppern will und dafür wohl auch mal das ein oder andere Angebot reinflattert. „So ein Trainer löst Begehrlichkeiten aus. So mussten wir uns dann natürlich auch Gedanken machen“, so Bolze, der Verantwortliche für die Vereinskommunikation. Offensichtlich befürchtete man beim Verein, dass man nicht kontinuierlich weiterarbeiten wird. Diese Tatsache, gemeinsam mit den nicht übereinstimmenden Zielen, bewogen die Clubverantwortlichen dazu, sich zur Trennung zur entscheiden.

Einen Nachfolger beim 1. FC Eichsfeld gibt es mit Dennis Erkner bereits. Der 41-jährige Niedersachse bringt Erfahrung aus Oberliga und Verbandsliga mit.

Aufrufe: 028.6.2023, 20:42 Uhr
Felix BöhmAutor