2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Blieb in 14 Ligaeinsätzen für den ASV in der Hinrunde zwar ohne Tor, bereitete aber sieben Treffer vor: Offensivmann Martin Kirbach (rot), der aus Feucht an den Deininger Weg wechselte.  Archivfoto: Drenkard
Blieb in 14 Ligaeinsätzen für den ASV in der Hinrunde zwar ohne Tor, bereitete aber sieben Treffer vor: Offensivmann Martin Kirbach (rot), der aus Feucht an den Deininger Weg wechselte. Archivfoto: Drenkard

Neumarkts rasanter Ritt durch die Liga

Die kontinuierliche Zusammenarbeit zahlt sich beim ASV aus, der nach der Hinrunde auf Rang zwei steht. +++ Jetzt geht es nach Aschaffenburg.

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Die Erfolgsgeschichte des ASV Neumarkt in der Hinrunde der Bayernliga beginnt mit einer schallenden Watschn noch vor dem ersten Anstoß in der Liga. Ende Juni tritt der vom Aufstieg euphorisierte Traditionsverein aus der Oberpfalz zur Vorbereitungspartie gegen den TSV Rain/Lech an – und wird vom Bayernligisten der Südstaffel gnadenlos vorgeführt.

Nach 90 schwer verdaulichen Spielminuten steht aus Neumarkter Sicht eine peinliche 2:7-Packung und für ASV-Coach Dominik Haußner die Erkenntnis fest, „dass wir nach diesem erschreckenden Vorbereitungsspiel, in dem wir ein, zwei Ligen schlechter waren als der Gegner, noch an dem ein oder anderen Schräubchen drehen mussten“. Gerade im Bereich der Dynamik und Physis hatte Haußner im Vergleich zum damaligen Gegner Defizite ausgemacht. Also schraubten der Coach, sein Trainerteam und das junge Team gemeinsam am spieltaktischen Konzept. Um das Spieltempo seiner Spieler zu verbessern, ließ Haußner sein Team im bestehenden 4-4-2-System verändert in den bestehenden Räumen agieren. Die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen wurden verringert, das Spiel somit verdichtet, immer mit dem übergeordneten Ziel, Überzahl in Ballnähe zu schaffen.

Die Schrauberei hat sich ausgezahlt

Die schweißtreibende Schrauberei des gesamten ASV-Teams hat sich in den 17 Saisonspielen der Hinrunde vollauf bezahlt gemacht: Der Aufsteiger setzte beinahe vom ersten Spieltag weg zu einem beeindruckenden Parforceritt durch die Liga an, der die Mannschaft bis in höchste Tabellenregionen auf den zweiten Tabellenplatz geführt hat. Beim ASV Neumarkt sind sie von der Rasanz des eigenen Erfolgs selbst überrascht. Teammanager Georg Laube hatte zwar noch vor dem Anstoß der ersten Ligabegegnung als Saisonziel einen einstelligen Tabellenplatz ausgegeben – eine Einschätzung, die unter den damaligen Eindrücken der schwachen Testspielergebnisse verwegen anmutete –, doch die stürmische Entwicklung seiner Spieler „war so nicht zu erwarten und freut uns aber umso mehr“, sagt der Teammanager.

Den Siegeszug der jungen Aufstiegsmannschaft sieht Laube vor allem in einem begründet: Kontinuität. Er, der Trainer und die im Kern unveränderte Mannschaft arbeiten seit knapp drei Jahren intensiv miteinander. Man kennt sich, ergänzt sich optimal und entwickelt sich immer weiter. Hier ist ein eingespieltes Kollektiv am Werk.

„Die Spieler haben ihre Handlungsschnelligkeit in den vergangenen fast drei Jahren verdoppelt.“ ASV-Coach Dominik Haußner

Coach Haußner, der akribische Taktiker und aufmerksame Beobachter, begutachtet die Fortschritte seiner Kicker mit Stolz und Freude. „Die Spieler haben ihre Handlungsschnelligkeit in den vergangenen fast drei Jahren verdoppelt“, befindet der Trainer zufrieden. Jetzt gehe es bei der weiteren Entwicklung seiner Schützlinge um Nuancen, um Feinheiten im spieltaktischen und individuellen Bereich, an denen seine Spieler unvermindert arbeiten müssten. „Ich traue es der Mannschaft zu, dass sie sich noch weiter steigern kann.“ Das wird sie auch müssen, will sie ihre herausragende Hinrunde in den verbleibenden 17 Ligaspielen wiederholen. Denn stellenweise spielten die Neumarkter Liga-Newcomer „über ihren Verhältnissen“, wie Haußner weiß.

Die größte sportliche Entwicklung seiner Spieler hat der Coach gerade in zwei Heimsiegen gegen Teams aus dem Tabellenkeller ausgemacht. Anfang Oktober gewann der ASV erst souverän gegen den SV Erlenbach (4:1), dann gegen den SV Alemannia Haibach (2:0). „Zwei Spiele, die du vermeintlich gewinnen musstest und die wir vor zwei Jahren garantiert verloren oder in denen wir unentschieden gespielt hätten“, ist Haußner überzeugt. Jenen beiden „Pflichtsiegen“ ließ der Aufsteiger dann den 1:0-Sieg beim Tabellenführer VfB Eichstätt folgen. Es war der donnernde Paukenschlag einer gereiften, selbstbewussten Mannschaft und zweifelsohne einer der Höhepunkte der Hinrunde, durch die das Team von der eigenen Spielfreude fast berauscht, aber auch stets taktisch höchst seriös wirbelte.

Überhaupt eilen die ASV-Kicker mittlerweile seit fast eineinhalb Jahren wöchentlich von Erfolg zu Erfolg. Erst der souveräne Aufstieg in der vergangenen Spielzeit, dann jetzt, nach einer sehr kurzen Sommerpause, das Abenteuer Bayernliga, das Schrödl & Co. bisher beeindruckend meistern. Was, wenn am Ende der diesjährigen Bayernligareise der überraschende sportliche Aufstieg stehen sollte? Darüber haben sich die ASV-Verantwortlichen freilich auch schon den ein oder anderen vagen Gedanken gemacht, zu weit voraus will das Erfolgsduo Laube/Haußner derzeit den sportlichen Blick aber noch nicht richten.

Fünf Spiele bis zum Durchschnaufen

Fünf Spiele sind es noch bis zur Winterpause für das Überraschungsteam der Liga. Dann können Spieler und Verantwortliche nach ihrem rasanten Ritt durch die neue Spielklasse erstmals etwas durchschnaufen, die Ereignisse der vergangenen Monate sacken lassen und neue Saisonziele formulieren. „Wenn wir jetzt erst einmal neun Punkte aus den restlichen Spielen bis zur Winterpause holen, sind wir zufrieden“, sagt Laube und erntet dafür ein zustimmendes Nicken seines Trainers. Bereits am Samstag (14 Uhr) hat das Team bei Viktoria Aschaffenburg die Chance, die nächsten Zähler auf das mit bereits 36 Punkten stolz gefüllte Habenkonto einzuzahlen. Der ambitionierte Absteiger aus Aschaffenburg rangiert nach 17 Spielen sieben Zähler hinter dem ASV auf dem vierten Platz.


Selbstbewusst in die Fremde

Bei einer Niederlage würde der Rückstand der Franken auf die Oberpfälzer beinahe aussichtslose zehn Zähler betragen. Deshalb rechnen Laube und Haußner auch mit einem vom Anpfiff weg wuchtig und vehement attackierenden Gastgeber. Selbstbewusst werde man die kniffelige Aufgabe angehen, versichert Haußner. Schließlich hätten die Siege in Eichstätt oder auch in Amberg gezeigt, zu welch erfolgreicher Defensivarbeit seine Mannschaft fähig ist. Überheblichkeit ist in den Aussagen des Trainers und seines Managers aber nicht auszumachen – vielmehr Bodenhaftung: „Ein Remis dort wäre ein Erfolg“, ist sich das Duo einig. Und schließlich fasst Haußner noch die Stimmung rund um sein Überraschungsteam mit einem schönen, wenn auch deftigen Satz zusammen: „Für Spiele wie dieses in Aschaffenburg haben wir uns in den vergangenen zwei Jahren den Arsch aufgerissen, da brauchen wir keine Angst zu haben!“

Aufrufe: 028.10.2016, 19:00 Uhr
Von Thorsten DrenkardAutor