Erst spitzt die Sonne heraus, dann ein kurzer Schauer, ehe es wieder aufklart. Als die Mannen von Trainer Michael Hutzler nach knapp 120 Minuten Aufgalopp aus der Kabine kamen und ihren Teller am Grillstand beladen, schüttet es wieder. Das Wetter hat sich dem Gemüt der Beteiligten angepasst, die eine Achterbahnfahrt der Gefühle hinter sich haben. „Ich war einfach nur noch froh, als diese Saison zu Ende war. Vom Start weg war der Wurm drin“, fasst Hutzler die abgelaufene Bayernliga-Runde zusammen. „Ich habe bisher nichts annähernd aufreibendes erlebt in meiner Karriere. Es war für mich als Trainer lehrreich“, erklärt der 46-Jährige. Eine eilig umformierte junge Mannschaft fand zwischen Spätsommer und November nie so richtig in Tritt, im zurückliegenden Frühjahr sorgte eine unheimliche Verletzungsserie und das Gezeter um die Bamberger Insolvenz für Störgeräusche. Der Abstieg war dennoch ebenso unnötig wie verdient.
Zwei Wochen blieben Hutzler und den verbliebenen Kräften, die Erlebnisse und deren Ballast loszuwerden. Wobei die Tätigkeit beim Jahn den Coach eigentlich kaum Erholungspause gönnte. Entscheidende Spielergespräche und die Abstimmung des Vorbereitungsplans nahmen diverse Abende in Beschlag. Als auf dem Platz der Ball wieder rollt, ist Hutzler aber direkt wieder in seinem Element. Er hält Passübungen an, die in seinen Augen unzureichend ausgeführt werden. Beobachter könnten darin Verbissenheit erkennen, Hutzler denkt anders und schon voraus. „Wir haben genug gelitten im letzten Jahr. Unser Anspruch muss sein, in der Landesliga ganz vorn mitzuspielen.“
Für dieses Unterfangen hat sich der Klub personell aufgefrischt. Zum einen gelang endlich die Verbreiterung des Betreuerstabs. Damit einhergehend konnten so früh wie noch nie die ersten Zugänge unter Dach und Fach gebracht werden, obwohl die Klassenzugehörigkeit noch in der Schwebe lag. Zwölf Abgänge wurden durch zwölf Zugänge ausgetauscht, vom alten Stamm sind noch Tobias Eisgrub, Markus Kredel, Sandro Gumbrecht, Maximilian Bauernschmitt, Adem Selmani, Senad Bajric und Thomas Roas übrig.
„Wir haben eine interessante Mischung aus gestandenen Spielern und Jungspunden hinbekommen. Ich habe ein gutes Gefühl, das Team ist gezielt zusammengestellt. Im Vergleich mit anderen Vereinen haben wir keine Stars geholt, sondern setzen auf lokale Verbundenheit“, freut sich Michael Hutzler. Der Übungsleiter kann, anders als vor Jahresfrist, zum Auftakt beinahe mit dem vollständigen Kader in die Vorbereitung starten. Wenn nichts unvorhergesehenes passiert, sind die Transferaktivitäten für diesen Sommer abgeschlossen.
Ausgeschrieben ist aktuell nur eine Torwartstelle. Heißester Anwärter ist Trainingsgast Patrick Oeser. Der 19-Jährige aus Etzelskirchen kommt aus dem Nachwuchszentrum der SpVgg Greuther Fürth und hatte bereits zuvor beim Probetraining des Jahn überzeugt. Mit Markus Kredel soll es einen Zweikampf um die Nummer eins geben. Davor hat Hutzler seinen neuen Co-Trainer Dennis Weiler als Stabilisator in der Abwehrzentrale eingeplant. „Wir wollen zurück zu unserer dominanten Spielweise, mit der wir in der Bayernliga drei Jahre erfolgreich waren“, skizziert Hutzler.
Zu Beginn der kompakten vierwöchigen Vorbereitung liegt der Fokus freilich noch nicht auf den spielerischen Feinheiten. Aufgrund der kurzen Sommerpause hat sich das Trainerteam für einen dosierten Einstieg entschieden. Hutzler erläutert: „Wir trainieren dreimal die Woche normal auf dem Platz, zusätzliche Konditionseinheiten absolvieren die Jungs selbstständig zu Hause.“ Das Wochenende nach der ersten Woche ist frei, die 60-minütigen Laufaufgaben sollen die Kicker digital dokumentieren.
Eine lockere Atmosphäre herrscht an der Spieler-Tafel in der Jahn-Halle. Mannschafts-Physio Lukas Meier kündigt mit einem Augenzwinkern an, die Kollegen bei seinen Fitness- und Koordinationsintervallen demnächst so richtig ins Schwitzen bringen zu wollen. Das Gros der verabschiedeten Akteure ist der Einladung gefolgt und stößt zum Plausch dazu. Ein Thema dürfte zumindest kurz die künftige Forchheimer Spielklasse gewesen sein, denn der Jahn wird sich wohl in der Landesliga Nordwest mit dem FC Eintracht Bamberg, dem SV Memmelsdorf, aber vor allem zahlreichen unterfränkischen Klubs wiederfinden. „Da entgehen uns die Derbys mit Bruck und die attraktiven Gegner aus dem Nürnberger Raum. Aber vielleicht ist das besser, weil weniger Freundschaften und Bekanntschaften bestehen“, sagt Michael Hutzler. Zum ersten Formtest bittet er seine Jahnler am Mittwochabend, 22. Juni, zu Hause gegen die SpVgg Erlangen.