2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Das war vor dem "Drama von München": Holsteins Trainer Karsten Neitzel in der Arena. Foto: getty
Das war vor dem "Drama von München": Holsteins Trainer Karsten Neitzel in der Arena. Foto: getty

Neitzel: ,,Nehmen die Herausforderung an"

Holstein Kiels Trainer im Interview

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Seit gut zwei Jahren ist Karsten Neitzel jetzt Trainer bei Holstein Kiel. Er verpasste der Mannschaft ein Gesicht, führte sie auch durch Wellentäler, aber brachte das Team letztlich immer einen Schritt voran - und zuletzt sogar mehr als das. Im Sommer kamen nun durchaus vielversprechende Neuzugänge nach Kiel. Fast zwei Stunden nahm sich Neitzel in dieser Woche Zeit, um mit Nord-Sport-Redaktionsleiter Christian Jessen die dramatische Endphase der vergangenen Saison Revue passieren zu lassen, über die wichtigsten Personalien des Sommers zu sprechen, über Zielsetzungen zu fachsimpeln und an der einen oder anderen Stelle auch Einblicke hinter die Kulissen zu vermitteln.

Herr Neitzel, Sie waren in der vergangenen Saison Dritter und sind dennoch äußerst unglücklich am Aufstieg gescheitert. Was ist aus dieser Saison an positiven Erkenntnissen geblieben, die man mit ins neue Jahr nehmen kann?
Vor allem, dass man in der 3. Liga mit Dingen, die nicht unbedingt mit Talent zu tun haben, mehr erreichen kann als man sich selbst vorher vorgestellt hätte. Ich hätte uns zwischen Platz 8 und 12 erwartet. Da habe ich mich gerne getäuscht. Hängen bleibt diese Lust, Dinge auf dem Platz umzusetzen, die wir uns in der Woche vorher erarbeitet haben, vor allem gegen den Ball, in der Rückrunde auch bei eigenem Ballbesitz. Alle haben sich dabei eingebracht. Es gab fast nie Spieler, die glaubten, es nicht nötig zu haben. Wenn sich nur ein oder zwei Spieler ein bisschen zurückgenommen hätten, wäre es nicht möglich gewesen, den dritten Platz zu erreichen. Das ist die Quintessenz. Warum soll es uns nicht gelingen, das noch einmal rüberzubringen? Da haben wir uns ein hohes Level als Maßstab gesetzt. Das von der Einstellung zu bestätigen, ist der einfachere Teil. Das auch von den Ergebnissen zu wiederholen, ist wahrscheinlich schwieriger. Aber das ist die Herausforderung, der wir uns stellen wollen. Das darf kein Druck sein, sondern ist eine Auszeichnung.

Was war rückblickend negativ in der abgelaufenen Saison?

Wenn man es sich einfach macht, sagt man, dass wir in Bielefeld und Duisburg nicht gewonnen haben.

Es gab drei Spiele, in Bielefeld, Duisburg und München, in denen man jeweils in gut zehn Minuten aus der Hand gegeben hat, dass es mit dem Aufstieg klappt. Zieht man daraus Lehren?
Das ist zum einen eine Sache der Erfahrung. Und alle drei Spiele haben natürlich eine unterschiedliche Geschichte. Das letzte Spiel hat deutlich gezeigt: Sobald Du anfängst ängstlich zu werden und glaubst, mit Überzahl vor oder im torgefährlichen Raum sicherer zu werden, ist das Gegenteil der Fall. In Stresssituationen müssen wir sehen, dass wir unsere Linie beibehalten.

Trotzdem hätte man selbst in der Phase in München noch den Sack zumachen können...

Das ist so. Und da sieht man wieder, wie eng es im Fußball ist. Da geht es in einzelnen Szenen um Millionen Fernsehgelder. Und da lohnt es sich, an jeder Nuance zu arbeiten. Das leben wir im Verein vor. Und das verlangen wir von den Spielern. Wenn wir ehrlich sind, gibt es da auch noch Luft nach oben. In der Freizeitgestaltung, in der Regeneration, in der Körperpflege. Damit der einzelne dann vielleicht nicht nur 75 Minuten Vollgas geben kann, sondern 90. Und das, obwohl es in den letzten Jahren kein Spiel gab, das wir nicht gewonnen haben, weil es bei uns an der Kraft gemangelt hätte.

Was haben Sie denn der Mannschaft nach der Sommerpause noch zum Spiel bei 1860 gesagt?
Ich bin am ersten Tag noch einmal kurz darauf eingegangen. Wir haben ein wichtiges Spiel verloren. Hätte es danach noch ein Punktspiel gegeben, wäre der Nachklang vielleicht anders gewesen. So blieb das schon noch etwas länger in den Köpfen hängen. Ich kann nicht vorschreiben, wie man mit dieser Enttäuschung umgeht. Das war eine Extremsituation. Ich habe die DVD mit dem Spiel immer noch in der Tasche, habe mich aber noch nicht dazu durchringen können, das Spiel noch einmal anzuschauen. Aber man muss sich doch auch überlegen: Was wäre gewesen, hätte man im Dezember gesagt, dass wir Dritter werden und in letzter Minute die Relegation verlieren? Das hätte doch jeder unterschrieben. Das ist alles bitter gewesen, aber es gibt positive Sichtweisen.

Wie stellt man die in so einer Situation dar? Was nimmt der Verein daraus mit?
Es gab Leute, die mir gesagt haben: Da hättet Ihr auch Neunter werden können. Ich sage: Nein, so ist das nicht! Wie wir jetzt bei den Neuzugängen sehen, haben wir in Gesprächen eine ganz andere Verhandlungsposition. Jetzt sind wir nicht mehr 16. und stehen als Anhängsel der 3. Liga da. Mit Spielern wir Czichos oder Weidlich waren wir frühzeitig einig. Ein paar Berater haben sich von unserer Arbeitsweise überzeugt, und dann spricht sich so etwas auch schnell rum. Das macht uns als Verein lukrativer. Für die Ligazugehörigkeit bringt das nichts mehr. Aber mittelfristig, für den Weg des Vereins, hat uns das Jahr einen großen Schritt voran gebracht.

Es sind nur wenige Lücken, die im Kader zu stopfen sind. Kazior, Vendelbo und mit Abstrichen Breitkreuz sind Verluste.

Breitkreuz war vor allem als Einwechselspieler gut. Da werden wir wieder Spieler haben, die von der Bank Qualität ins Spiel bringen. Vendelbo können wir durch Krause intern ersetzen. Fußballerisch ist Krause auf der Position eine Verstärkung. Marlon hat noch nicht ganz so ein defensiv starkes Zweikampfverhalten wie Mikkel. Aber da wird ihm das halbe Jahr in der Innenverteidigung auch gut getan haben. Auch die Position von Kazior fangen wir auf.

Der Kader gibt dafür natürlich jetzt Alternativen her. Aber wie ist er als Führungsfigur zu ersetzen?

Das werden wir vielleicht in einem Vierteljahr erst beantworten können. Das muss sich in der Mannschaft noch herauskristallisieren. Dazu ist vielleicht auch eine Phase nötig, in der es mal nicht so läuft und etwas Gegenwind gibt. Auch wenn wir hoffen, dass es dazu nicht kommt. Wenn es unzufriedene Spieler gibt, wird man sehen, was gruppendynamisch passiert. Erste interessante Einblicke gibt es intern schon jetzt.

Wichtig ist dabei ja auch die Frage, wer Kapitän wird. Haben Sie sich da schon entschieden?
Ich werde den Mannschaftsrat bestimmen und lasse daraus den Kapitän wählen. Es müssen auf jeden Fall Spieler sein, denen ich zu 100 Prozent vertraue.

In den ersten Freundschaftsspielen war Krause Kapitän. Könnte er es werden?
Er macht das gerade schon sehr gut und ist sicher ein Kandidat.

Gehen wir einmal die Neuzugänge durch, was Sie sich von ihnen erwarten. Für die Innenverteidigung sind mit Schmidt und Weidlich zwei sehr gute Drittliga-Spieler hinzugekommen.

Mit Danso Weidlich werden wir fußballerisch besser. Da musste im Zentrum noch etwas passieren. Außerdem ist er schnell und sehr flexibel. In erster Linie sehe ich ihn aber als Innenverteidiger. Und Schmidt ist schon eine Waffe. Der ist kompromisslos. Gegen den möchte ich nicht spielen.

Nun ist der zuletzt in Münster suspendiert worden, weil er Fans, die ihn angemacht haben, die Meinung gesagt hat. Denkt man über so einen Transfer deshalb besonders nach?
Es gab auch Leute, die mir abgeraten haben. Aber ohne dieses Theater hätten wir ihn nie bekommen. Und für mich ist mein erster Eindruck wichtig. Ich glaube, dass er ein positiv Verrückter ist. Wenn es ums Gewinnen geht, grätscht er halt im Zweifel auch mal einen Mitspieler weg. Aber er ist ehrlich und gerade heraus. Das finde ich jetzt nicht schlimm.

Wenn es offen ist, darf es intern also auch mal knallen?

Auf jeden Fall. Das gehört dazu.

In der Innenverteidigung hat es mit Hauke Wahl der Gewinner der letzten beiden Jahre damit jetzt auf einmal schwer. Auch weil man mit ihm nicht langfristig planen kann?

Wir mussten davon ausgehen, dass er schon im Sommer weg ist. Aber wir durften nicht das falsche Signal senden, indem wir ihn weit unter Marktwert ziehen lassen. Es war mit Kaiserslautern klar kommuniziert, wie die Ablösemodalitäten sein werden. Jetzt werden wir noch ein Gespräch mit Hauke führen......

in dem es um eine Vertragsverlängerung geht?
Daran hat sich aus unserer Sicht nichts geändert. Der Verein hat Hauke ja schon frühzeitig eine Vertragsverlängerung angeboten.

Links hinten gibt es mit der Verpflichtung von Rafael Czichos ein Luxusproblem. Wie lösen Sie das?
Ich weiß im Moment auch noch nicht, wer spielt. Kohlmann war durch die Verletzung von Wetter ohne Konkurrenz. Er hat eine sehr gute Runde gespielt. Die Ansprüche sind hoch, deshalb haben wir uns für einen Spieler entschieden, der in Erfurt zu den besten der Liga gehörte. Vielleicht kann es auch mal funktionieren, dass beide zusammen spielen. Wenn einer von beiden draußen sitzt, weiß jeder, wie er damit umzugehen hat. Im letzten Jahr gab es mit Wetter und Kohlmann kurzzeitig eine ähnliche Situation.

Ist denkbar, dass sich beide abwechseln?
Ich bin mir sicher, dass wir beide brauchen werden. Es kann Leistungsschwankungen geben, dann geht es auf der Position vielleicht schnell.

Auf der Sechserposition ist Evans Nyarko gekommen, nachdem Vendelbo ging. Ist er jetzt der Herausforderer gegenüber Krause?

Wir hatten ihn schon vorher auf dem Zettel. Nach dem Weggang von Mikkel haben wir einen Spieler gesucht, der diese Qualität in der 3. Liga schon nachgewiesen hat. Evans wie auch Marlon können uns auch auf anderen Positionen weiterhelfen. Wir hoffen einfach, dass wir in diesem Jahr eine höhere Qualität haben. Auf jeden Fall sind wir breiter aufgestellt.

Das heißt auch, dass es mehr unzufriedene Spieler geben kann. Wie gehen Sie damit um?
Es muss ein Vorteil für uns werden. Wir dürfen nicht permanent über die Spieler diskutieren, die gerade nicht spielen. Aber wir als Trainer müssen uns mehr um diese Spieler kümmern. Allerdings nicht so, dass wir jede Woche wieder erklären, wer nicht spielt.

Wo liegt das größte Problem im Konkurrenzkampf?

Konkurrenzkampf darf kein Problem sein.

Was erwarten Sie von Spielern, wie sie damit umgehen sollen?
Persönlichkeiten sind doch die, die in so einer Situation einen geraden Rücken haben und schauen, was sie für die Mannschaft machen können. Die Gruppe muss funktionieren. Es darf nicht passieren, dass sich Spieler gegenseitig runterziehen und deshalb das Potenzial nicht abgerufen wird.

Was können Sie als Trainer dafür tun, damit das funktioniert?
Ich habe neulich in einem Interview mit dem früheren Trainer Hans Meyer eine interessante Aussage für mich entdeckt. Der hat gesagt: ,Am Anfang meiner Karriere habe ich oft - viel zu oft - auf die Vernunft und die Loyalität aller Profis vertraut. Nichts hindert Dich mehr an erfolgreicher Arbeit als solch eine Naivität.' Und da muss ich mich auch noch verbessern. Ich versuche immer, alle mitzunehmen. Das haben wir im letzten Jahr geschafft. Aber das wird in dieser Saison schwieriger.

Das heißt, Sie gehen davon aus, dass Sie auch mal richtig dazwischen hauen müssen?
Ich hoffe nicht. Aber die Erfahrung zeigt, dass es vielleicht nicht anders gehen wird. Man muss klar sein in der Kommunikation. Wichtig ist, dass kein Spieler verarscht wird. Klar ist jedoch: Wer nachlässt, der kann abmarschieren. Aber ich gehe immer vom Guten aus. Bevor es so weit kommt, müssen wir uns einfach immer austauschen. Das Trainerbüro steht jedem offen. Wir müssen miteinander reden, ohne dass es zum Bundestag wird und nur noch gequatscht wird.

Zurück zu den Neuen: Für die Offensive sind drei neue Spieler gekommen. Fangen wir mit Fabian Schnellhardt an.
Er macht einen guten Eindruck. Wir wussten, dass er fußballerisch gut ist. Er hat uns in den ersten Spielen bestätigt. Er muss es halt hinkriegen, dass er auch gegen den Ball funktioniert. Das werden wir in den nächsten Wochen sehen. Aber mit seinen Stärken kann er auch Spiele für uns entscheiden. Ich sehe ihn im Zentrum am wertvollsten für uns, auch wenn er auf dem Flügel ebenso spielen kann.

Was erwarten Sie von Manuel Janzer, der auf der linken Seite auf den ersten Blick erste Wahl sein dürfte?

Manuel ist ein Spezialist. Er fühlt sich auf der linken Seite am wohlsten, obwohl er Rechtsfuß ist. Er ist extrem schnell. Auch mit dieser Komponente wird er unserem Spiel gut tun.

Warum haben Sie sich für Milad Salem entschieden, der ja in Osnabrück wenig spielte, weil er lange verletzt war?

Schon im Jahr davor in Elversberg ist er uns oft aufgefallen. Er ist der Typ Straßenköter. Einer, der mal was Überraschendes macht und auch ein Spiel entscheiden kann. Mit einem Standard oder einer Einzelaktion. Er ist schnell, er ist technisch gut. Er muss noch mehr in der Defensive machen. Daran werden wir zusammen arbeiten. Dass er jetzt wieder so lange ausfällt, ist für ihn und für uns einfach bitter.

Da muss die Mannschaft dann auch vermitteln, dass sich das lohnt, oder? Diese Arbeit im Spiel gegen den Ball war schließlich der wichtigste Baustein für den Erfolg der letzten Jahre.

Das ist das Positive aus den letzten zwei Jahren, das wir mitnehmen in diese Saison: Es lohnt sich, diese Wege auf dem Platz zu machen. Und es haben sich alle bemüht, die da waren, das auch umzusetzen. Auch wenn Spielertypen gab, denen das eigentlich nicht so lag.

Mit Saliou Sané, der im Vorjahr lange verletzt war, gibt es einen weiteren Quasi-Neuzugang. Dass Sie keinen anderen Mittelstürmer geholt haben, spricht auch für Vertrauen in ihn?
Ich baue auf einen gesunden Sané. Ich weiß nicht, wen wir hätten holen können, der mir ein besseres Bauchgefühl gibt als er. Obwohl er durch viele Rückschläge in der letzten Saison fast nicht stattgefunden hat. Da muss man auch mal dran festhalten und nicht jedes Jahr eine andere Lösung suchen. Vielleicht muss er noch einmal durch ein kleines Tief. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit Heider und Schäffler auch zwei Stürmer haben, die letztes Jahr zweistellig getroffen haben. Das haben ja auch nicht so viele.

An der grundsätzlichen taktischen Ordnung, am 4-4-2, der Mannorientierung und am frühen Angriffspressing, wird sich nichts ändern?
Wir müssen sehen, dass wir variabler werden, was den Wechsel zwischen Pressing und tieferer Aufnahme betrifft. Wobei: Wenn wir es im Ei haben, gehen wir weiter immer so früh drauf. In München hat sich ja auch gezeigt, dass wir den Gegner damit permanent beeindrucken können. Ziel muss es sein, dass das Pressing effektiver wird.

Wichtig erscheint vor allem, aus dem Pressing schneller zum Abschluss zu kommen. Kann die Mannschaft das umsetzen?
Vor allem muss es präziser werden. Da haben wir mit den Neuzugängen sicher noch an Qualität hinzu gewonnen.

Wenn man auf den Kader schaut, wirkt es so, als seien Herrmann und Siedschlag rechts noch immer gesetzt. Auch bei Ihnen?

Entscheidend ist, dass beide ihre Leistung bringen. Aber wir haben auch noch andere Spieler, die diese Positionen bekleiden können.

Für die linke Seite, wo mit Lindner jetzt nicht mehr geplant wird, soll noch eine weitere Verstärkung her?
Nicht um jeden Preis. Aber wir schauen uns natürlich noch um.

Als Torwart Nummer drei ist als bislang letzter Neuer noch Bernd Schipmann hinzu gekommen.

Auch er ist auf der Position ein Gewinn. Er weiß, woran er noch arbeiten muss. Dabei bekommt er von uns jede Unterstützung.

Die Vorbereitung wirkt auf den ersten Blick nicht extrem intensiv. Täuscht das?

So viel anders als in den Vorjahren arbeiten wir nicht. Die Zeit ist recht kurz. Da darf man sich auch nicht völlig in den Keller trainieren. Fit war die Mannschaft ohnehin. Die Ergebnisse der Leistungsdiagnostik sind bei den meisten Spielern vom Allerfeinsten. Und bei denen, wo es nicht so ist, gibt es Gründe dafür. Niemand hat geschludert.

Wie nimmt man den Druck wahr, der jetzt nach Platz drei ein anderer ist?
Da kommt es drauf an, wie man mit Misserfolgen und mit Erfolgssituationen umgegangen ist. Und da haben wir in den letzten Jahren einfach ein gutes Fundament gelegt. Wir arbeiten auch seit mehr als einem Jahr mit einem Sportpsychologen zusammen, mit dem wir uns regelmäßig austauschen. Nicht weil wir einen an der Waffel haben, sondern weil uns der Blick von draußen oft hilft. Da gibt es immer wieder Nuancen, die man in der Ansprache und im Umgang mit der Mannschaft nutzen kann.

Das klingt interessant. Können Sie ein Beispiel nennen, was Sie aus so einem Gespräch dann der Mannschaft vermitteln?

Ich habe Rat bekommen, als ich gesehen habe, dass beispielsweise zwei Spieler nicht gut miteinander klar kommen. Ich hatte mich auch mit ihm vorbereitet, wie ich es in der Mannschaft und nach außen rüberbringe, wenn wir nach der langen Siegesserie im Frühjahr mal wieder verlieren. Und zwar nicht nur mit Floskeln wie ,,passiert mal", sondern so, dass es wirklich nicht aus der Bahn wirft. Natürlich habe ich mit ihm auch über den Relegationsausgang gesprochen. Ich hätte das Spiel in München aus dem Bauch heraus in der Mannschaft vielleicht nicht mehr thematisiert. Er hat mir da plausible Gründe gegeben, wie man das den Spielern noch rüberbringen kann, sodass es hilft.

Was ist denn für Holstein in diesem Jahr in der 3. Liga möglich?
Es geht einfach alles. Aber das gilt nicht nur für oben, sondern auch für unten. Das haben wir im letzten Jahr gesehen, wie eng diese Liga ist. Wir erarbeiten uns als Mannschaft gerade so ein bisschen eine erste Prognose. Aber grundsätzlich ist eine Zielsetzung für die Fans und die Medien interessant, weniger für uns. Es ist sicher einfacher, wenn man in jedem Jahr einen kleinen Schritt macht. Jetzt haben wir nach dem Klassenerhalt gleich einen sehr großen gemacht. Ich bin selbst gespannt.

Wer gehört zu den Mitkonkurrenten um die Aufstiegsplätze?
Es gibt mit Sicherheit zehn oder mehr Mannschaften, die glauben, dass sie oben dabei sein können, wenn es gut läuft. Wir zählen uns dazu. Mein Topfavorit vom Bauchgefühl ist Dynamo Dresden, wenn ich jetzt schon eine Mannschaft nennen müsste. Wir freuen uns einfach auf die Liga, wir freuen uns auf uns und unsere Fans. Wir nehmen die Herausforderung an, die letzte Saison zu bestätigen.

Aufrufe: 015.7.2015, 10:00 Uhr
SHZ / Interview: Christian JessenAutor