2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Groundhopper Kevin Berg hat bereits mehr als 140 Spiele in drei verschiedenen Ländern gesehen., Foto: privat
Groundhopper Kevin Berg hat bereits mehr als 140 Spiele in drei verschiedenen Ländern gesehen., Foto: privat

Neben Familie der wichtigste Lebensinhalt

Kevin Berg aus Bad Münstereifel reist als Groundhopper durch Fußballstadien

Groundhoppen ist eine Sammelleidenschaft von Fußballfans (Groundhoppern), bei der es darum geht, Spiele in möglichst vielen verschiedenen Stadien zu besuchen. Die erste Idee, Groundhopping organisiert zu betreiben, hatte der Brite Geoff Rose 1974. In der Fußballzeitschrift Football League Review schlug er vor, für Fans, die alle 92 Stadien der vier englischen Profiligen besucht hatten, eine spezielle Krawatte zu produzieren. Inzwischen wird Groundhopping auch auf dem Kontinent betrieben.

Freitagabend: Flutlicht. Temperaturen um den Gefrierpunkt. Der 1. FC Köln hat sich in Darmstadt gerade einen Punkt erkämpft. Erwärmend war die Partie für die Zuschauer nicht. Kevin Berg ist trotzdem zufrieden — schließlich hat nicht nur der FC einen Punkt geholt, sondern auch er.

Kevin Berg ist Groundhopper. Er sammelt Fußballspiele. Der 19-Jährige aus Bad Münstereifel fährt in seiner Freizeit durch Deutschland und Europa und schaut sich Fußballspiele an. Jeder Stadionbesuch bringt ihm einen Punkt.

Festgeschriebene Regeln für das Sammeln gibt es nicht. Jeder Hopper definiert für sich, welcher Ground ihm einen Punkt bringt. Für den einen reicht der bloße Besuch eines Aschenplatzes, andere besuchen lieber große Fußballarenen.

Berg steht erst am Anfang seiner Leidenschaft, er ist jedoch schon längst infiziert. „Ich habe bisher 16 Grounds in drei Ländern gesammelt und ich freue mich jetzt schon auf mehr”, so der Azubi zum Küchenfachverkäufer. Seinen Urlaub Anfang März 2016 hat der 19-Jährige bereits fest verplant. Im Mittelpunkt: Fußball und Grounds sammeln.

Mit einem Freund schaut er sich dienstags den 1. FC Köln in Ingolstadt an. Am Mittwochabend steht dann Fortuna Köln gegen Preußen Münster auf dem Programm. Zwei Tage später geht es für das Duo auf den Aachener Tivoli zur Reserve des 1. FC Köln gegen die Alemannia, ehe einen Tag später wieder der „große” FC im Heimspiel gegen Schalke angefeuert wird. Abgeschlossen wird das Wochenende mit zwei Partien in der holländischen Ehrendivision.

Zunächst geht es um 14 Uhr zum Spiel Nijmwegen gegen Heracles Almelo und abends zu Feyenoord Rotterdam gegen Cambuur. „Ich freue mich schon wahnsinnig darauf. Es gibt nichts Schöneres als Freizeitstress”, so Berg. Er hat sein erstes Auswärtsspiel noch vor Augen: ein 1:0 des damaligen Zweitligisten Köln im DFB-Pokal in Mainz.

Sein jüngster Ground ist das Maurice-Dufrasne-Stadion, Heimat des belgischen Erstligisten Standard Lüttich. Die (Fußball-)Kultur sei ihm dabei genauso wichtig, wie das Spiel. „Ein Stück Kultur mitnehmen gehört einfach dazu. Sich in Lüttich ein belgisches Bier auf Französisch bestellen oder in Holland statt der typischen Bratwurst eine Frikandel zu gönnen, ist eben Teil des Ganzen”, so Berg, der in seiner Freizeit für die Reserve des SC Wißkirchen aufläuft.

In Erinnerung geblieben ist auch der Stadionbesuch bei Roda Kerkrade in Holland. „Das war ein besonderes Gefühl. Mittendrin unter den Ultras stehen und ein Team anfeuern, das man vorher eigentlich nicht kannte. Ich war plötzlich Teil einer Gemeinschaft, einer Fankultur”, erinnert sich der Fan des 1. FC Köln. In Deutschland will er möglichst schnell alle Stadien der Bundesliga besucht haben — am liebsten immer in Verbindung mit dem FC. Dabei werden nicht nur Stadien „gesammelt” und Handybilder gemacht. Vor allem wird die „Geißbockelf” angefeuert. „Für mich ist das neben der Familie der wichtigste Lebensinhalt. Es sind ja nicht nur die 90 Minuten Spiel im Stadion, sondern auch die Tour zum Auswärtsspiel oder halt zum Hoppen.

Die Geschichten, die dabei entstehen, sind oft mehr wert als ein 5:5”, so Berg. Träume hat der junge Groundhopper natürlich auch: ein Spiel in der englischen Premier League — am besten am sogenannten Boxing Day, dem zweiten Weihnachtstag. Und natürlich den FC mal international begleiten. „Egal, wo hin”, sagt Berg lächelnd. Bis dahin gebe es aber auch in der näheren Umgebung noch einige interessante Stadien und Vereine. Berg: „Ich schaue durch meine Sympathie zum ETSC auch gerne Spiele in der Mittelrheinliga. Auch in der Regionalliga gibt es in NRW so viele bekannte und traditionelle Vereine. Rot-Weiß Essen, Rot-Weiß Oberhausen oder auch Fortuna Köln in der 3. Liga.”

Aufrufe: 031.12.2015, 12:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tom SteinickeAutor