2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Nemci Gür spielte in der Jugend bei der U19 von Mainz 05. Aktuell liegt er als Stammspieler mit Schott Mainz in der Oberliga (zur Zeit Platz zwei) auf Aufstiegskurs. Foto: FuPa
Nemci Gür spielte in der Jugend bei der U19 von Mainz 05. Aktuell liegt er als Stammspieler mit Schott Mainz in der Oberliga (zur Zeit Platz zwei) auf Aufstiegskurs. Foto: FuPa

"Natürlich gucken wir nach oben"

Mittelfeld-Motor Necmi Gür im Interview der Woche über die Pokalniederlage gegen Worms, die starke Oberligasaison und seinen "Top-Trainer" Sascha Meeth

Mainz. Gemeinsam mit Manuel Schneider bildet Necmi Gür aktuell die vielleicht stärkste Doppel-Sechs der Fußball-Oberliga. Doch im Verbandspokal-Halbfinale gegen Regionalligist Wormatia Worms (1:4) stieß der TSV Schott Mainz, aktuell immerhin Tabellenzweiter der Oberliga, am Mittwochabend an seine Grenzen. Im Interview der Woche berichtet Gür über die Stimmung in der Kabine nach dem Pokal-Aus, seine Ausbildung beim TSV, seinen „Top-Top-Top“-Trainer Sascha Meeth und mögliche Regionalliga-Träume.

Necmi, wie war die Stimmung in der Kabine nach dem Spiel?

Nach einer Niederlage ist es natürlich immer schwierig, das zu verarbeiten, vor allem wenn es um ein Pokal-Halbfinale geht. Aber wir wussten, was Wormatia Worms für ein starker Gegner ist, sie sind mit der Vorsaison gar nicht zu vergleichen. Doch wenn eine unserer Chancen am Anfang reinrutscht, können wir das Spiel vielleicht auch gewinnen.

Ist es eigentlich eher bitter oder eher tröstlich, wenn man sich eigentlich nichts vorwerfen muss und trotzdem eine verdiente Niederlage einsteckt?

Das ist eine gute Frage. Ich weiß gar nicht, wie ich das einordnen soll. Es ist auf jeden Fall ärgerlich, denn wenn man bis ins Halbfinale kommt, will natürlich auch jeder Spieler ins Finale.

Wie fit fühlst Du Dich am Tag nach diesem Spiel selbst, spürst Du Verschleiß nach all den englischen Wochen?

Es war ja, weil ich Adduktorenprobleme hatte, vor dem Spiel fraglich, ob ich überhaupt spielen kann. Aber jetzt fühle ich mich gut. Am Samstag spielen wir direkt wieder in Diefflen, das wird wieder eine Mammutaufgabe. Hättest du mich vor einigen Wochen gefragt, ja, da habe ich schon Verschleiß gespürt. Ich habe ein paar Wochen gebraucht, um auf einem Top-Level spielen zu können. Im Moment muss ich ehrlich sagen, dass ich keinen Verschleiß spüre. Ich denke, ich bin körperlich jetzt auf einem Top-Niveau, und es ist ja auch nicht mehr lang bis zur Winterpause, wo wir alle durchschnaufen können. Für mich war es wichtig, den Vergleich zur Regionalliga zu sehen.

Wie groß ist der Unterschied, mit Blick auf das Spiel gegen Worms?

Das Spiel hat klar und deutlich gezeigt, dass es einzig und allein an der Effektivität lag. Sie haben mit ihren ersten beiden großen Chancen direkt das 1:0 und 2:0 gemacht, danach kannst du befreiter spielen, dich auch mal zurückziehen. Vom Läuferischen, vom Zweikampfverhalten und von der Robustheit her war es kein großer Unterschied. Sie haben versucht, uns ein bisschen zu locken, und dann richtig schnell gekontert, das muss man ihnen lassen.

Du hast ja selbst geäußert, dass Du auch höherklassige Ziele verfolgst. Liegst Du im selbst gesteckten Plan?

Ich bin bis jetzt zufrieden, fühle mich im Verein, im Team und auf der Arbeit super wohl und bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass ich die richtiger Entscheidung getroffen habe, als ich zur Schott gewechselt bin. Ich habe alle Spiele von Anfang an gemacht und bin sehr glücklich, wie es sich entwickelt hat. Aber es geht immer mehr und ich will auch mehr.

Ist es, gerade nachdem Du Deine Ausbildung beim TSV begonnen hast, denkbar, längerfristig zu bleiben?

Auf jeden Fall, die Ausbildung, die ich jetzt begonnen habe, ist für mich sehr wichtig. Ich habe überhaupt keine Pläne, dass ich schnell weg möchte. Es war ja auch von Anfang an so besprochen, dass ich beides zusammen mache. Wenn ein Angebot kommt, das sich lohnt, muss man aber natürlich darüber sprechen. Ich glaube nicht, dass mir der Verein dann Steine in den Weg legen würde.

Höherklassig zu spielen, dürfte mit Schott doch eher schwierig werden, oder nicht?

Findest Du? Ich weiß nicht, es wird einiges gesprochen darüber. Wenn wir als Mannschaft oben mitspielen und der Verein sagt, er will nicht aufsteigen, werden ja trotzdem andere Vereine auf uns aufmerksam. Wir haben ja einige in unseren Reihen, die höher spielen wollen. Wenn ich sehe, was ein Jan Just gegen Worms gespielt hat, dann ist auf jeden Fall das Potenzial da. Ich weiß nicht, was der Verein will. Ich kann nur meine Leistung bringen und schauen, was passiert.

Ist die Regionalliga in der Mannschaft ein Thema?

Wir stehen auf dem zweiten Platz, natürlich gucken wir nach oben. Wenn es klappen würde, wäre es für uns alle gut. Aber Anfang der Saison wurden wir noch als Abstiegskandidat gehandelt. Es ist alles harte Arbeit, den Erfolg haben die Jungs und das Trainerteam sich erarbeitet, das kommt nicht von selbst. Es gilt, Woche für Woche diese Arbeit zu bestätigen und die Punkte zu holen, dann können wir weiter oben bleiben und abwarten, was passiert.

Wie ist Dein Verhältnis zu eurem Trainer Sascha Meeth?

Die Trainingseinheiten sind top, wir haben mit Sascha einen Top-Trainer. Er dosiert sehr gut und weiß ganz genau, was er macht und was wichtig ist für einen Fußballer und seinen Körper. Ich habe unter ihm zwar noch nicht gespielt, kannte ihn aber aus meiner Zeit bei Mainz 05, wo wir uns auf dem Gelände getroffen und gegrüßt haben, mehr nicht. Aber bei unserem ersten Treffen vor dem Wechsel zu Schott habe ich direkt gemerkt, was er für ein Mensch ist. Er war super ehrlich zu mir, und so ist es geblieben. Ich spüre Vertrauen und versuche, das zurückzugeben.

Was ist er für ein Typ?

Er ist auf jeden Fall sehr ehrgeizig, ein fußballverrückter Mensch. Was er montags mit uns in der Videoanalyse bespricht, wie er trainiert – das ist alles sehr professionell. Und menschlich sehe ich ihn auf einem Top-Top-Top-Niveau, er weiß, wie er mit jungen und auch mit älteren Spielern umzugehen hat. Er weiß auch, wie er mich leicht reizen kann, sodass ich statt 100 dann 120 Prozent gebe.

Auf welcher Position siehst Du Dich am stärksten?

Ich habe über Jahre im zentralen offensiven Mittelfeld gespielt, aber mittlerweile spiele ich mit Manuel Schneider zusammen im zentralen defensiven Mittelfeld. Der Manuel ist eher der Zerstörer, hat aber auch eine überragende Technik. Neben ihm spiele ich eher eine Acht, habe den offensiveren Part. Da fühle ich mich sehr wohl. Um ehrlich zu sein, ich glaube, ich habe den besten Nebenmann, den man in dieser Liga haben kann.

Wenn Du tippen solltest, wo Ihr am Ende der Saison landet – was würdest Du sagen?

Ich würde gern unter den ersten Drei sein.

Aufrufe: 027.10.2016, 14:15 Uhr
Torben SchröderAutor