2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ein Spiel, in welchem es an Torraumszenen wahrlich nicht mangelte (FOTO: Holger Bär)
Ein Spiel, in welchem es an Torraumszenen wahrlich nicht mangelte (FOTO: Holger Bär)

MIT UNBÄNDIGEM WILLEN ZUM VERDIENTEN PUNKT

Union Sandersdorf kämpft sich rassig gegen anfangs starke Merseburger spät zurück

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Die wievielte Großchance es für Union Sandersdorf am Ende war, es interessierte keinen. Dan Lochmann war nicht einzufangen. Seit der Rückrunde der letzten Saison außer im Pokal nicht in Trefferlaune, krachte er den absolut letzten Ball des Spiels mit ebenso letzter Kraft an Josip Jokanovic aus spitzem Winkel vorbei in die Maschen des SV Merseburg 99 (1:1/90.+6). Der 24- jährige Kroate im Tor des Aufsteigers hatte seine Farben bis dato schon mit so einigen Glanzparaden vor dem Ausgleich und auch mehr bewahrt. Die Merseburger schienen drauf und dran, durch das 0:1 von Melvin Gohlke auch in Sandersdorf drei Punkte zu entführen. Doch das wäre- betrachtet man alleine das Verhältnis an echten Torchancen- der sprichwörtliche Schlag ins Gesicht der Hausherren gewesen. Auch wenn sich die Gäste jenen 1:1- Ausgleich erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit fingen, so war diese Punkteteilung hinten heraus zugunsten der Gastgeber wahrlich verdient. Was die Länge der Nachspielzeit anging, so haben die verschiedensten Aktionen der Domstädter inklusive reichlicher Verletzungsunterbrechungen jene Summe an Minuten- der Leipziger Schiedsrichter Daniel Kresin zeigte zuvor sechs- mehr als gerechtfertigt. Das Sandersdorfer Publikum schäumte bereits, ob des mehr als auffälligen Zeitspiels der Gäste. Die Quittung ereilte den SVM 99 mit dem letzten Schuss des Spiels.

Das Team von Trainer Marko Kapetanovic legte hingegen dreißig Anfangsminuten auf den Sandersdorfer Rasen, welche alle im Merseburger Team vorhandene Qualität offenbarte. Quasi das, was der aktuelle Tabellenstand zuvor rüber brachte. Man musste als Sandersdorfer Fan schon Angst bekommen, welchen temporeichen Kombinationsfußball der Neuling hier an den Tag legte. Aus der defensiven Zentrale immer wieder mit langen und präzisen Schlägen durch Kapitän Martin Fiebiger gefüttert, zwangen der Bosnier Nikola Odovic auf der rechten und speziell der spät zum SVM gestoßene Grieche Giorgaki Tsipi auf der linken Außenbahn Sandersdorfs Verteidigung zu echter Knochenarbeit.


Ein Oberligaspiel, was so ziemlich alles bot: Von rassigen Zweikämpfen, kniffeligen Momenten bis hin zu reichlichen Torraumszenen (FOTO: Holger Bär)

Union kämpfte im Vorfeld bereits mit argem Personalschwund. Torwart Ignorek, Römling und Wießner plagen sich mit längeren Verletzungen herum. Beim Abschlusstraining tags zuvor rasselte Mittelfeldmann Cholewa mit Unions Nummer 1 Hermann so mit den Köpfen zusammen, dass beide außer Gefecht waren. Zu allem Übel meldete sich Kapitän Gängel drei Stunden vor Anpfiff mit Magen Darm- Problemen ab. Trainer Sadlo musste nicht improvisieren, da seine Jungs sein Vertrauen genießen und alle die einsprangen ihr Zeug ablieferten. Robert Hahn als etatmäßiger Keeper im Unioner Landesligateam sprang auf Grund des Doppelausfalls auf der Torwartposition ein. Heute 29 Jahre alt, stand Hahn im letzten Oberligaspiel für einen FC Grün- Weiß Wolfen am 7. Juni 2009 (0:4 in Pößneck) letztmalig in dieser Liga zwischen den Pfosten. Dass der Klassekeeper sein Oberliga- Comeback nach weit über sieben Jahren nicht erneut als Verlierer absolvierte, dafür sorgte er umgehend selbst. Gohlkes mächtigen Flachschuss aus zwanzig Metern lenkte er bravurös um den Pfosten (4.). Von da an war Hahn voll im Spiel.

Ein sträflicher Sandersdorfer Querpass am eigenen Fünfmeterraum landete- abgezogen vom Ex- Hallenser Lukas Stagge- am äußeren Lattenkreuz (18.). Sandersdorf kam vorerst gar nicht zum Zug. Man hatte Glück, dass nach Dominik Gronwalds Anspiel auf den langen Pfosten Stephan Neigenfink für die Merseburger im Fallen das 0:1 verpasste (23.). Union lieferte sich den absoluten Hallo- Wacheffekt praktisch selbst. Dreifach scheiterte man aus fünf Metern an SV- Keeper Jokanovic. Die Kugel wollte die Lücke einfach nicht finden. (29.). Mit dieser Aktion schienen die Platzherren im Spiel angekommen und die Verhältnisse verlagerten sich zusehends. Hatten die Merseburger bis dato das Geschehen zusehends dominiert, so nahmen die Sandersdorfer in Richtung gegnerisches Tor immer mehr Fahrt auf. Timo Breitkopf verpasste nach Tempogegenstoß den Abschluss (34.). Dann war wieder Unionkeeper Hahn zur Stelle, welcher gegen Pascal dos Santos Coelho goldrichtig stand (38.). Scheitert Breitkopf noch an Jokanovic (44.), so musste es in der Nachspielzeit 1:0 heißen. Moritz Alicke traf jedoch per Kopf nur das Lattenkreuz. Auch beide Nachschüsse aus kurzer Distanz finden ihr gewünschtes Ziel nicht (45.+1).

Schienen das nur die Vorboten, so legte Union sofort nach der Pause nach. Doch zuerst war es Sandersdorfs Hahn, welcher dem einschussbereiten Neigenfink den Winkel verbaute und ihn vierzig Sekunden nach Wiederanpfiff zur Grundlinie abdrängte. Es sollte- abgesehen vom Merseburger Führungstor- für lange Zeit die letzte Chance der Gäste bleiben. Tim Hoffmann rückte immer mehr in den Mittelpunkt, hätte sich in der zweiten Halbzeit an die Torschützenliste der Oberliga schießen können. Völlig frei von Stephan Eberhard in Szene gesetzt, scheiterte der Unioner an Merseburgs Mann im Tor (48.).


Dan Lochmann (Kopfball) sollte sich sein lange fälliges Tor holen (FOTO: Holger Bär)

Union verlor einen scheinbar sicheren Ball gegenüber an der Eckfahne. Zwei Querpässe, Gohlke schob sich in Position, und jagte den Ball über den Innenpfosten zur Merseburger Führung ins Sandersdorfer Netz (0:1/51.). Aufgrund der ersten Halbzeit sicher nicht unverdient. Aber in eine Phase hinein, als der Platzherr immer zielstrebiger wurde. Union Sandersdorf schüttelte sich kurz, um dann ein Feuerwerk an Chancen zu zünden, wie es Tormöglichkeiten lange nicht in dem Maß gab. Der rote Faden des Nichttreffens fing sich aber wieder an quer durch die komplette Offensivreihe der Hausherren zu ziehen.

Lochmann nach Breitkopfs Steilpass inklusive Hoffmanns Nachschuss (60.), Hoffmann völlig blank gespielt von Alicke schießt darüber (63.) oder schlägt von Eberhard ebenso freigespielt über den Ball (65.). Auf der Tribüne rauften sie sich die Haare. Merseburg reizte nun mit allen Mitteln die Uhr aus. Die Leine des Referees blieb dabei gehörig lang. Als Jokanovic sowohl Breitkopfs Freistoß sowie den Nachschuss blockte (76.), musste man mit allem rechnen. Ein absichtliches Handspiel- Gronwald unterband den Pass in den Strafraum- mündete in die Ampelkarte gegen den Merseburger (80.).

Uniontrainer Sadlo nahm sich seine Jungs auf die Seite, gab präzise Anweisungen, wie das Überzahlspiel auszusehen hat. Angriff auf Angriff prasselte in den Strafraum der Domstädter. Alle Abschlüsse jedoch zu unpräzise oder Beute des sehr guten Kroaten. Hielt Jokanovic gegen Breitkopf noch einen Hundertprozentigen (90.+2), so war er auch gegen zwei Kracher aus kurzer Distanz im Sekundentakt zur Stelle. Doch der dritte Schuss saß. Lochmann traf, schüttelte sich damit all seine torlosen Stunden der letzten Zeit ab und sicherte dem Gastgeber einen hinten heraus mehr als verdienten Punkt in einem Spiel, welches nach Herztropfen nur so rief.

Aufrufe: 015.10.2016, 03:19 Uhr
Holger BärAutor