2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ausdauer: Fast sieben Stunden debattierten und stritten die Mitglieder über die Zukunft des SC Eltersdorf. Am Ende hatten die Mitglieder einen neuen Vorsitzenden gewählt, der die Differenzen innherhalb des Sportclubs ausräumen soll. F: Sippel
Ausdauer: Fast sieben Stunden debattierten und stritten die Mitglieder über die Zukunft des SC Eltersdorf. Am Ende hatten die Mitglieder einen neuen Vorsitzenden gewählt, der die Differenzen innherhalb des Sportclubs ausräumen soll. F: Sippel

Mit neuen Kräften die alten Gräben überwinden

Jahreshautpversammlung des SC Eltersdorf: Wedl wird mit knapper Mehrheit als Vorsitzender gewählt +++ Kein Ausschluss der Medien

Nach einer streckenweise turbulenten Jahreshauptversammlung, in der sich der erste und der zweite Vorsitzende gegenseitig heftigst attackiert haben, versucht sich der SC Eltersdorf aus seiner Führungskrise herauszuarbeiten. Mit einer neuen Vereinsspitze soll nun ein Neuanfang gelingen. Die Gräben innerhalb des Vereins bleiben allerdings weiterhin tief.
Heinz Peter Fischer wollte eine klare Rückmeldung. Der zweite Vorsitzende, der den Vorsitzenden Andreas Berlet und den Hauptkassier Hans Hörner so scharf kritisiert hatte, stellte die Vereinsmitglieder definitiv vor die Wahl: Sprechen Sie mir ihr Vertrauen aus, bleibe ich zweiter Vorsitzender, erhalte ich ein Misstrauensvotum, werde ich zurücktreten, hatte Fischer der Versammlung verkündet.

Die Antwort fiel so eindeutig aus wie die Frage formuliert war: 140 der anwesenden Mitglieder votierte mit „Nein“, 77 hatten ein „Ja“ auf die Stimmzettel geschrieben und elf hatten sich enthalten. Fischer tat daraufhin, was er angekündigt hatte: Er legte sein Amt nieder. 1.30 Uhr war da am frühen Freitag, begonnen hatte der SC Eltersdorf seine Jahreshauptversammlung am Donnerstag kurz nach 19 Uhr.

Fischer hatte zuvor dem ersten Vorsitzenden vorgeworfen, die wirtschaftliche Situation des Vereins schönzureden, die laufenden Kosten würden mit Krediten gedeckt, die Verbindlichkeiten des Vereins seien höher als vom ersten Vorsitzenden dargestellt. Mit seinen Bedenken sei er im Vorstand gegen eine Wand gelaufen, so dass er sich zu einem ungewöhnlichen Schritt gezwungen gesehen hatte: Der 2. Vorsitzende des SC Eltersdorf Heinz Peter Fischer schrieb an die Stadt- und Kreissparkasse einen Brief, in dem er auf die schwierige wirtschaftliche Lage des Vereins hinwies. Aus Selbstschutz, erklärt Fischer gegenüber den Erlanger Nachrichten, hätte er dies tun müssen, um nicht in die Gefahr zu kommen, womöglich persönlich haftbar gemacht zu werden. Der erste Vorsitzende Andreas Berlet hatte dieses Vorgehen als „unerträglich“ bezeichnet. „Vereinsschädigend“ nannte er die Briefe - Fischer hatte ein ähnliches Schreiben an einen Sozialversicherungsträger formuliert - sogar.

Berlet wies auch inhaltlich die Anwürfe Fischers vehement zurück. In der Vereinszeitschrift hätte Fischer den Eindruck von 600.000 Euro an Verbindlichkeiten erweckt, sagte Berlet. Dies sei völlig falsch. Die Schulden im Jahr 2014 beliefen sich auf 478.000 Euro, um 18.000 Euro hätte der Verein die Verbindlichkeiten verringert. Hauptkassier Hans Hörner sprach sogar von „Unwahrheiten“, die über die Zahlen verbreitet würden.

Die Stimmung unter den Mitgliedern war ebenfalls aufgeladen. Mit aggressiven Zwischenrufe beharkten sich unterschiedliche Gruppen. Dementsprechend eng fiel auch das Ergebnis der Entlastung des Vorstandes aus: 143 hatten dafür votiert, 106 hatten die Entlastung verweigert. Erst zu Beginn der Versammlung hatte die Mehrzahl der Mitglieder überhaupt beschlossen, Medienvertreter zu der Veranstaltung zuzulassen. Die Idee, die Presse außen vor zu lassen, kam aus dem Vorstand von Ottmar Lunemann. Er meinte gegenüber den Erlanger Nachrichten, er habe damit vermeiden wollen, dass missverständliche Informationen nach außen kommen. Sein Vorstoß sei allerdings lediglich eine „Empfehlung“ gewesen.

Richtungswahlkampf

Nachdem Berlet schon im Vorfeld angekündigt hatte, nach 24 Jahren nicht mehr kandidieren zu wollen, hatte sich im Gespräch mit ihm eine Gruppe herauskristallisiert, die sich um die Vereinsspitze bemühte. Ein „Neuanfang mit neuen Köpfen“ lautete das Motto. Jürgen Wedl, der selbstständiger Handwerksmeister ist, setzte sich bei der Wahl gegen den im Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit zuständigen Michael Rehnen knapp (159:131) durch. Wedl gilt dabei als ein Vertreter, der Positionen Berlets nahesteht, während Rehnen eher dem Lager Fischers zugerechnet wird. Als neuer Hauptkassier fungiert nun Fortunato Scalero, der ohne Gegenkandidat mit deutlicher Mehrheit gewählt wurde.

Ebenso siegte Gerald Hartleb gegen Stefan Brehm. Er ist damit der neue dritte Vorsitzende, nachdem Ottmar Lunemann („Ich möchte mehr Zeit für Familie und Beruf“) nicht mehr angetreten war.

Aufrufe: 016.1.2015, 16:56 Uhr
Ralf Kohlschreiber (EN)Autor