2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Glücklich beim ETSC: Joseph Griesehop mit dem Kreispokal
Glücklich beim ETSC: Joseph Griesehop mit dem Kreispokal

"Mich nannten alle Flutschfinger"

ETSC-Keeper Joseph Griesehop trägt einen Spitznamen, der seinem Ruf gar nicht gerecht wird, denn viele Trainer zählen ihn zu den besten Torhütern der Mittelrheinliga. Im Interview spricht er über seine Stärken und seine Ziele.

Herr Griesehop, Ihr Verein, der Euskirchener TSC, stellt in der Fußball-Mittelrheinliga mit 22 Gegentoren die zweitbeste Abwehr. Ist diese Quote für Sie als Torwart in erster Linie eine Bestätigung der eigenen Leistung?

Joseph Griesehop: Zweifellos. Mein Ehrgeiz besteht jetzt darin, dass wir am Ende der Saison die beste Abwehr haben. Entsprechend ärgert mich immer noch mein Fehler, der zuletzt in Brühl unsere 1:3-Niederlage besiegelt hat. Da habe ich einen eigentlich harmlosen Freistoß von Shota Arei leider passieren lassen. Allerdings muss man sagen, dass dies mein erster grober Patzer in dieser Saison war. Als ich vor sechs Jahren nach Euskirchen kam, nannten mich meine Mitspieler noch „Flutschfinger” — daran habe ich mich bei dieser Aktion sofort wieder erinnern müssen.

Welche Geschichte steckt hinter diesem Spitznamen?

Griesehop: Nun ja, es kam damals vor allem im Training öfters vor, dass mir ein Ball durch die Hände glitt — aber in der Regel ohne Torfolge. Entweder ging der Ball drüber, daneben, an die Latte oder eben an den Pfosten. Fortan hieß ich eben Flutschfinger.

Dennoch zählen Sie viele Trainer zu den besten Keepern der Mittelrheinliga. Lobeshymnen, die man doch sicherlich gerne hört, oder nicht?

Griesehop: Klar bin ich auf solche Aussagen stolz — wer wäre das nicht? Ich sehe das als Bestätigung meiner stetigen Entwicklung. Ich bin damals vom A-Liga-Absteiger TBSV Füssenich-Geich zum ETSC gekommen, habe sehr viel investiert und freue mich einfach, dass ich mich letztlich durchsetzen konnte. Ich hatte von Beginn an meine Einsätze und bin jetzt im dritten Jahr bei einem Mittelrheinligisten die unumstrittene Nummer eins.

Welche Stärken zeichnen Sie denn aus?

Griesehop: Obwohl ich 1,96 Meter groß bin, habe ich sehr gute Reflexe und natürlich eine große Reichweite. Auch meine Strafraumbeherrschung kann sich sehen lassen.

Und woran müssen Sie noch arbeiten?

Griesehop: An meinen fußballerischen Fähigkeiten. Allerdings weiß ich nicht, ob das noch allzu großen Sinn macht. Schließlich bin ich mit 27 Jahren auch kein Jungfuchs mehr. Ich kläre die Situationen auf meine Weise. Damit bin ich bislang gut gefahren. Das Wichtigste ist für mich, dass ich Bälle halte — und möglichst auch viele vermeintlich unhaltbare.

Jörg Jordan, der neue Sportliche Leiter des ETSC, und Ihr langjähriger Mitspieler hat erst kürzlich Ihren Vertrag um zwei Jahre verlängert. Was würden Sie denn machen, wenn plötzlich ein Regionalligist bei Ihnen anklopfen würde?

Griesehop: Mein Traum war es als Jugendlicher schon immer, beim größten Klub im Kreis Euskirchen zu spielen. Dieser Traum ist in Erfüllung gegangen — ich fühle mich beim ETSC bestens aufgehoben. Geht es nach mir, wird mich der Verein auch so schnell nicht mehr los. Und Fakt ist auch, dass ich bis heute immer zu meinem Wort gestanden habe. Sollte ich also eine Anfrage erhalten — egal von welchem Verein — würde ich absagen. Das erste Angebot des ETSC habe ich damals auch abgelehnt, weil ich Füssenich-Geich bereits meine Zusage gegeben hatte.

Kann der ETSC in naher Zukunft aufsteigen?

Griesehop: Rein sportlich gesehen ist es nicht utopisch, auch mal Meister zu werden. In der vergangenen Saison haben wir den Titel erst am letzten Spieltag aus den Händen gegeben. Damals haben sich unsere Verantwortlichen ja auch damit beschäftigt, welche Auflagen für einen Lizenzantrag erfüllt werden müssten. Sollte es tatsächlich einmal so kommen, dass der Verein einen Regionalliga-Aufstieg stemmen könnte, wäre das der Wahnsinn. Da würde ich dann natürlich gerne dabei sein.

Sie haben ja noch einige Jahre als Spieler vor sich. Ihr Torwartkollege vom Ligarivalen VfL Alfter, Claus Schnieber, gehört mit 45 Jahren noch heute zu den Besten seiner Zunft.

Griesehop: Sicherlich sind 27 Jahre für einen Torhüter kein Alter. Dass ich jedoch noch so lange wie Claus zwischen den Pfosten stehe, glaube ich eher nicht. Ein paar Jahre auf diesem Niveau will ich aber noch mitmischen.

Und was kommt nach der Fußballkarriere?

Griesehop: Dann könnte ich mir vorstellen, dem ETSC vielleicht in irgendeiner Funktion erhalten zu bleiben. Mal sehen, wie es sich entwickelt.

Kommen wir noch einmal zu dieser Spielzeit: Der ETSC belegt Platz sechs, wollte aber eigentlich wieder ganz oben mitmischen. Was lief denn schief?

Griesehop: Wir hatten sehr großes Verletzungspech — da steckt man eben nicht drin. Klar ist aber auch, dass wir zukünftig den Kader breiter aufstellen müssen. Wir sind zwar immer noch topbesetzt, allerdings fehlen uns die Alternativen. In der neuen Spielzeit wird das aber anders aussehen.

Wieso?

Griesehop: Unsere B-Junioren spielen in der Bundesliga, die A-Junioren haben noch Chancen, in die höchste Spielklasse aufzusteigen. Schon jetzt wurden einige Talente frühzeitig zu Senioren erklärt. Es geht darum, auch künftig möglichst viele Nachwuchsakteure an den Verein zu binden. Für den ETSC muss es immer das Ziel sein, ganz oben mitzuspielen.

Das Gespräch führte Thorsten Jordan

Zur Person

Joseph Griesehop (27) begann seine Fußballkarriere beim TBSV Füssenich-Geich. Mit elf Jahren musste er aufgrund von Wachstumsproblemen zunächst aufhören. Statt Fußball zu spielen, begann der heute 1,97 Meter große Griesehop eine Baseballkarriere bei den Zülpich Eagles. Doch er fand den Weg zurück zum Fußball.

Der Keeper schloss sich dem TuS Mechernich an und ging schließlich wieder zum TBSV zurück. Dort bestritt er auch die ersten drei Seniorenspielzeiten, ehe der Bankkaufmann 2008 zum Euskirchener TSC wechselte.

Aufrufe: 018.4.2014, 12:55 Uhr
Kölner Stadt-AnzeigerAutor