2024-05-02T16:12:49.858Z

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Steht auch im Kader des Ringer-Regionalligisten RG Hausen-Zell: Matthias Philipp | Foto: Grant Hubbs
Steht auch im Kader des Ringer-Regionalligisten RG Hausen-Zell: Matthias Philipp | Foto: Grant Hubbs

Matthias Philipp: Mister 100 Prozent

Matthias Philipp stand in acht von neun Partien des FC Zell auf dem Platz, dabei ist Ringen seine Passion

Ringen oder Fußball? Diese Frage würde sich Matthias Philipp vom FC Zell gerne stellen, doch die Gesundheit macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Derzeit lautet die Antwort: Fußball. Schweren Herzens.
Matthias Philipp ist Vollblut-Ringer. „Das ist meine Sportart. Mit drei Jahren stand ich erstmals auf der Matte und seit dem immer“, erzählt der 25-jährige Greco-Mittelgewichtler, der offiziell im Kader des Regionalligisten RG Hausen-Zell gelistet ist, vor der Saison als Rückkehrer vermeldet wurde. Derzeit kann er aber nur für den Fußball-Landesligisten FC Zell dem Ball hinterherjagen.

Dass ihm der Verzicht auf die Mattenauftritte nicht leicht fällt, spürt man im Gespräch mit dem Wiesentäler. Doch wo liegt die Ursache für seine Abstinenz? Die Spurensuche führt knapp zweieinhalb Jahre zurück. In einem Kampf brach sich Philipp das linke Kahnbein. Das Problem: Die Fraktur wurde viel zu spät diagnostiziert, die Operation erfolgte erst ein halbes Jahr später, als sich Teile des Knochens bereits zurückgebildet hatten. Zu spät.

In diesem Sommer begann Philipp wieder mit dem Training fürs Ringen, nachdem er bis dahin wegen der Verletzung und studienbedingter Abwesenheit (halbjähriger Aufenthalt in Hamburg, ein Jahr zum Schreiben der Bachelorarbeit in Wirtschaftsingenieurwesen in Schottland) pausierte. Schmerzen tauchten in seinem linken Arm wieder auf und die Ärzte diagnostizierten, dass der Heilungsprozess nicht so verlaufen war, wie erhofft. Sie rieten ihm vom Ringen ab, quasi ein Kampfverbot, denn eine Schiene darf er bei Ringkämpfen nicht tragen. So lautete Philipps Entschluss: Umsatteln, die Sportart wechseln.

Beim Ringen brauchst du enormen Willen

Schon bis zu den A-Junioren kickte der Abwehrspieler in Zell, heuerte nach seiner Rückkehr aus Schottland wieder beim Aufsteiger an und steht im Landesligakader. Er selbst bezeichnet sich als „den Mann fürs Grobe“ bei den Wiesentälern. Körperlich robust sei sein Auftreten auf dem Platz. Kopfball- und Zweikampfstärke seine Vorzüge. Attribute, die er vom Ringen mitbringe. Denn dass er auf dem Rasen auch Schwächen hat, gibt der 25-Jährige unumwunden zu. „Ich kann ein Spiel nicht so lesen wie andere.“ Seiner Unerfahrenheit sei dies geschuldet. Doch es gibt ja alte Hasen im Team, die jederzeit Hilfestellung leisten. „Ralf Kiefer, Fabio Muto und Simon Fräßle sind enorm wichtig für mich. Sie korrigieren mich im Training, geben mir Tipps, was ich verbessern soll“, berichtet der Abwehrspieler. Auch Trainer Tinh Ngo würde ihn immer wieder unter die Lupe nehmen und helfen, sich ins System einzufinden.

Da er sich gegenüber allen Verbesserungsvorschlägen offen zeigt, werden dem Verteidiger seine Fehler erst recht verziehen. Wenn er über die Fehler spricht, kommt er auch gleich auf die Unterschiede der beiden Sportarten zu sprechen. Beim Ringen steht man alleine auf der Matte, Fehler werden gnadenlos bestraft, Fußball hingegen ist Mannschaftssport. Die Teamkameraden können eigene Patzer ausbügeln. Dabei gibt es auch einige Komponenten aus dem Ringen, die ihm neben seiner körperlichen Robustheit auf dem Fußballplatz weiterhelfen: „Beim Ringen brauchst du diesen extremen Willen, musst bist zur letzten Sekunde hochkonzentriert sein, da in den letzten Sekunden jederzeit noch die entscheidende Aktion passieren kann.“ Eigenschaften, die er nun beim FC Zell einbringt, wie der zweite Vorsitzende Mathias Agostini bestätigt. „Matthias hat sich mittlerweile in der Mannschaft festgespielt.“ Denn Philipp zeichnet noch etwas anderes aus: „Wenn er etwas macht, dann will er es zu 100 Prozent machen“, so Agostini. Dass er nochmal auf die Ringermatte zurückkehrt? Fraglich. Auch wenn es schwer fällt.
Aufrufe: 013.10.2016, 20:06 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor