2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Björn Brunnemann vormTraining im Sportforum. Foto: Rabe
Björn Brunnemann vormTraining im Sportforum. Foto: Rabe

"Man steigt nicht durch Reden allein auf"

Björn Brunnemann im Interview

Björn Brunnemann ist einer der dienstältesten Spieler beim Regionalligisten BFC Dynamo. Wir haben uns, einen Tag bevor der Verein die Trennung von Trainer Thomas Stratos zum Saisonende bekanntgab, mit Brunnemann im Vereinsheim getroffen und über die aktuelle Situation im Verein und der Mannschaft gesprochen.

FuPa Berlin: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft, nachdem ja seit einiger Zeit klar ist, dass es mit der Meisterschaft nichts mehr wird?

Björn Brunnemann: Natürlich hinterlassen die letzten Wochen in der Meisterschaft und das Viertelfinalaus im Berliner Pokal Spuren in der Truppe. Das ist auch ganz normal, da wir uns mehr vorgenommen hatten. Wir müssen uns da alle hinterfragen, woran es gelegen hat und keiner sollte sich da ausschließen. Dann gilt es, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, um solche Phasen in der Zukunft zu vermeiden

War der Aufstieg das Ziel bzw. gab es eine Vorgabe vom Verein?

Wir wollten solange wie möglich oben mitmischen. Es lief dann aber gleich im ersten Spiel der Rückrunde beim FSV Zwickau (3:2) nicht so gut und wir haben einen Dämpfer bekommen. Da hätten wir merken müssen, dass man doch sehr viel mehr investieren muss, um am Ende ganz oben zu stehen. Man steigt nicht durch Reden allein auf, sondern muss Woche für Woche Leistung abliefern. Dafür muss jedes Rad in das Andere greifen und das über die ganze Saison.

Hat die letzte Saison, in der man als Aufsteiger sofort auf dem 5. Platz gelandet ist, und die damit verbundene Euphorie und Erwartungshaltung vielleicht auch etwas gehemmt?

Natürlich waren wir euphorisch und das auch zu Recht. Wir haben neben der guten Platzierung in der Liga auch noch den Pokalsieg geholt. Wir haben uns ja auch von einigen Spielern getrennt und dafür neue Leute geholt, die uns nach vorne bringen sollten. Da hat man im Vorfeld aber nie die Garantie, dass es automatisch so weiterläuft. Zudem fehlten in dieser Saison auch die Erfolgserlebnisse in den Schlüsselspielen, die eine Mannschaft nochmal richtig zusammenschweißen können. Die hatten wir in der Saison nicht wirklich bzw. haben wir diese Spiele dann meistens verloren.

Hinterfragt man sich da als Führungsspieler auch selbst, was man dagegen hätte machen können?

Es ist für mich persönlich natürlich bitter, dass ich in der Hinrunde fast zehn Wochen ausgefallen bin und danach ist man erstmal bemüht, den Anschluss zu finden und ist etwas außen vor. Dadurch kann man natürlich auch nicht so gut auf eine Mannschaft einwirken. Jetzt müssen wir versuchen, noch das Beste aus der Saison zu machen. Das sind wir auch unseren Fans schuldig.

Es gab ja seit dem Aufstieg vor zwei Jahren sehr große Veränderungen im Kader. Wie siehst du diese Entwicklung?

Darauf hat man als Spieler keinen Einfluss. Man kann nur seine eigene Leistung abliefern und an dieser wird man gemessen. Aber die Entscheidung darüber, wie eine Mannschaft zusammengesetzt wird, obliegt letztendlich der Sportlichen Leitung. Natürlich kann man als Führungsspieler da auch seine Meinung einbringen, die finale Entscheidung treffen dann aber andere Personen.

Du bist 2012/13 zum BFC gewechselt und hast dich damals bewusst für die Rückkehr in den "Amateurfußball" entschieden. Was hat dich dazu bewegt?

Ich habe ja Frau und Kind und als ich damals von Hamburg nach Berlin gezogen bin, hatte ich zunächst schon zu kämpfen. Ich habe nach meiner Zeit beim FC St. Pauli zunächst ein Jahr beim Berliner AK gespielt und wollte danach auch nicht irgendwo hinziehen, wo man wieder von vorne anfängt. Mein Freundeskreis und meine Familie leben in der Nähe und Berlin hat für mich gepasst. Der Kontakt zum BFC kam damals durch meinen Freund Kevin Meinhardt zustande. Mich hat das Angebot dann doch schnell gereizt, obwohl mir die Aussicht auf Oberliga-Fußball zunächst nicht unbedingt traumhaft erschien. Als ich mit dem BAK im Poststadion gegen den BFC gespielt habe, war da schon eine ordentliche Anzahl an Gästefans dabei, die ordentlich Stimmung gemacht haben. Das war dann wieder Fußball, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe. Als ich dann beim BFC zugesagt habe, war für mich auch klar, dass ich es richtig mache und das habe ich bisher auch keine Minute bereut.

Wie schafft man es so schnell zu einer Identifikationsfigur für die Fans zu werden?

Wenn man seine Leistung abruft, bekommt man in der Regel auch etwas von den Fans zurück und schafft so gegenseitigen Respekt. Für mich war ja der BFC damals auch Neuland und ich wusste zunächst nicht wirklich, worauf ich mich einlasse. Ich wollte einfach dabei helfen, etwas anzuschieben und das hat ja im Großen und Ganzen ganz gut geklappt, auch wenn die letzten Spiele nicht so erfolgreich waren. Im ersten Jahr haben wir dann gleich den Pokalsieg und den 3. Platz in der Oberliga geholt und sind dann im zweiten Jahr souverän aufgestiegen. Letztes Jahr konnten wir dann erneut den Pokal gewinnen und sowas honorieren die Fans dann natürlich auch.

Wie sieht deine persönliche Zukunft aus und wirst du auch im nächsten Jahr für den BFC Dynamo spielen?

Das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen und ich habe auch Bock, hier weiterhin etwas anzuschieben. Ich fühle mich noch immer fit und komme auch nach zweimal Training morgens noch gut aus dem Bett. Natürlich werde auch ich nicht jünger, aber noch traue ich mir das zu und perspektivisch kann ich mir auch vorstellen, den Verein in anderen Bereichen zu unterstützen. Ich habe bisher immer nur ein Jahr verlängert und momentan laufen die Planungen für die neue Saison und da kann ich aktuell noch nicht definitiv sagen, wie es weitergeht. Ich habe aber nicht vor zu wechseln. Mir macht es Spaß beim BFC und ich habe hier ein gutes Standing. Wenn der Verein sich aber anders entscheidet, muss ich mir aber natürlich auch meine Gedanken machen.

Du hast in der 2. Bundesliga auch für den 1. FC Union Berlin gespielt, der in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung genommen hat. Was fehlt dem BFC Dynamo noch, um in den nächsten Jahren möglicherweise eine ähnliche Entwicklung zu nehmen?

Da muss man jetzt kein Blatt vor dem Mund nehmen: Union hatte nach der Wende eine ähnliche Situation wie der BFC Dynamo und hat sich von der Oberliga hochgekämpft und dann den Weg eingeschlagen, den der BFC auch einschlagen könnte. Sowas geht natürlich nicht von heute auf morgen. Dazu gehört Beständigkeit und Verbesserung in der Struktur. Das muss alles Schritt für Schritt in die richtige Richtung gebracht werden. Zudem hatte ja der BFC auch oft mit Problemen abseits des Fußballs zu kämpfen. Ich sehe den Wandel des Vereins in den letzten Jahren schon positiv und darauf gilt es aufzubauen. Vielleicht kann man ja dann auch beim BFC Dynamo in nicht allzu ferner Zukunft "richtigen" Profifußball sehen.

Aufrufe: 015.4.2016, 15:30 Uhr
redAutor