Als einer von sehr wenigen Vereinen im Kreis Forchheim hat die Fußball-Abteilung des TSV alle Jugendmannschaften besetzt und muss keine Spielgemeinschaften eingehen. Die Männermannschaft bekommt regelmäßig durch junge Talente aus der A-Jugend eine Blutauffrischung und kann daher in eine sorgenfreie Zukunft schauen. Das größte Talent des Vereins spielt derzeit in der U15, wird aber sicher niemals in der Elf von Roland Beck auflaufen: Lisa Ebert ist Jugend-Nationalspielerin.
Seit dem dritten Lebensjahr jagt sie beim TSV Ebermannstadt dem runden Leder hinterher. Mit elf Jahren nahm sie als einziges Mädchen an einem Stützpunkttraining in Forchheim teil. Von da an stand der Fußball im Fokus. Eine Stützpunkttrainerin holte sie in die Regionalauswahl Nord. Es folgte ein Anruf des 1.FC Nürnberg. Nach kurzer Besprechung mit Mutter Kerstin sagte Lisa zu und hat es nicht bereut.
Dreimal in der Woche fährt sie mit dem Zug nach Nürnberg und zurück, einmal übt sie noch mit ihren alten Weggefährten in Ebermannstadt in der männlichen U15 mit. Bedenken, dass die der nunmehr prominenten Mitspielerin zeigen wollen, was gesunde Härte ist, hat Ebert keine: „Die sind alle vernünftig, schließlich spielen wir ja schon seit vielen Jahren zusammen.“ Das gemeinsame Training mit den Jungs wird auch beim Club gerne gesehen, denn so kann Ebert ihre Robustheit weiter ausbauen. Osman Cankaya, ihr U17-Trainer in Nürnberg (Bundesliga Süd) bescheinigt seiner Top-Torjägerin großen sportlichen Ehrgeiz. Anspruchsvoller ist das Training in Nürnberg, daran lässt Lisa Ebert keinen Zweifel. Anspruchsvoll ist auch der zeitliche Aufwand: Zu den Fahrten zum Training kommt noch ein Spiel mit der Club-Jugend und das Training in Ebermannstadt. Auf die Frage nach weiteren Hobbys kommt der Teenager ins Grübeln. Mangels Zeit gibt es keine, abgesehen von Musik hören, was sie sehr gerne macht. Zur Zufriedenheit ihrer Familie leidet die Schule derzeit nicht unter dem enormen Aufwand. Im kommenden Jahr steht der „Quali“ an, ein Jahr später soll über den M-Zweig die Mittlere Reife folgen.
Mit dem Club und vor allem mit den Auswahlmannschaften kommt Lisa Ebert viel herum, was aber ihre Heimatverbundenheit nicht beeinflusst. Angebote aus Jena zum Besuch des dortigen Fußballinternats und auch aus München hat sie jedoch vorerst abgelehnt. Weitere Angebote werden folgen und ihr großes Ziel, daraus macht Ebert keinen Hehl, ist die Bundesliga. Dies traut ihr der derzeitige Trainer auch zu, denn Lisa Ebert gilt, was die körperlichen und technischen Voraussetzungen anbelangt, als eines der größten Talente Bayerns. Wichtig ist, dass sie behutsam an die anstehenden Aufgaben herangeführt wird und, wie es beim Club gesehen wird, dass sie vor lauter Komplimenten nicht den Kopf verliert.
Dann wird sie in nicht allzu ferner Zukunft in der Bundesliga auflaufen und vielleicht auch ihrem großen Vorbild Dzsenifer Marozsán vom 1. FFC Frankfurt über den Weg laufen. Die spielt auf der klassischen „10“, jene Position die auch Ebert vorschwebt. Höhepunkte ihrer bisher noch jungen Karriere waren die Spiele mit den Auswahlmannschaften. In Jordanien traf sie mit der Bayernauswahl auch auf Flüchtlinge, denen die Auswahlmannschaft mit zwei Spielen eine Freude machen konnte. Die Verhältnisse dort blieben nicht ohne Eindrücke auf den Teenager aus Ebermannstadt: „Nur jeder achte bis zehnte besucht dort die Schule, das ist kein Vergleich zum Leben hier." Mit der U16-Nationalmannschaft spielte sie vor zwei Wochen in England. „Das Einlaufen und das Abspielen der Nationalhymnen, das war schon ein unbeschreibliches Gefühl“, erinnert sich Lisa Ebert an diesen Auftritt, auf den sie auch ein klein wenig stolz ist.