2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Fair Play vorgelegt: Ernst Wodetzki von der SG Linum.  ©MZV/Inez Bandoly
Fair Play vorgelegt: Ernst Wodetzki von der SG Linum. ©MZV/Inez Bandoly

Linumer zeigen Fair Play

Die SGL zeigt Größe im Spiel gegen den TuS Dabergotz - Eine bemerkenswerte Aktion

Mit einer bewundernswerten Fair-Play-Aktion haben die Fußballer der SG Linum am Sonntag ein beispielhaft faires Verhalten an den Tag gelegt und sich große Anerkennung beim Gegner Dabergotz und bei Schiedsrichter Carsten Grothe (Lindow) erworben.

Nach einem umstrittenen Hand-Elfmeter-Pfiff ging Linums Routinier Ernst Wodetzki als Vorbild voran und erklärte dem Referee, dass der Dabergotzer Martin Jahn den Ball auf der Torlinie nicht, wie von Grothe wahrgenommen, per Hand stoppte, sondern die Kugel in die Magengegend bekam. Sportsmann Wodetzki erklärte: "Das war kein Handspiel. Und warum sollte ich den Schiedsrichter anlügen, wenn er mich fragt?" Referee Grothe nahm daraufhin seine Entscheidung zurück - in einer Phase, "in der das Spiel hätten kippen können", fand TuS-Kapitän Bastian Völker Wodetzkis Verhalten "bemerkenswert" und "einfach nur "stark".

An Bedeutung gewinnt diese Fair-Play-Aktion mit Blick auf die Linumer Situation in diesem Heimspiel und in dieser Saison. Das Team von Trainer Manfred Andriof lag zum Zeitpunkt des Elfmeterpfiffs 0:2 zurück. Es lief die 80. Minute. "Als Konsequenz", so Schiri Grothe, "hätte ich Rot für den Dabergotzer geben müssen." Bei einem möglichen Anschlusstor hätten die Hausherren in Überzahl noch Zeit gehabt, etwas Zählbares, ob Punkt oder gar den Sieg, zu holen. "Es ist müßig darüber zu diskutieren. Es kam ja nicht dazu", will Ernst Wodetzki gar nicht erst Spekulationen Tür und Tor öffnen. Zumal sein Team praktisch im Gegenzug den Treffer zum 0:3 bekam. Damit war die Niederlage besiegelt. Linum bleibt mit zehn Zählern Tabellenvorletzter in der Kreisliga.

Doch wie kam es zur strittigen Situation?

Nach einem Eckball kam es im Dabergotzer Strafraum zu einem "Wirrwarr", wie TuS-Kapitän Völker nannte. Ernst Wodetzki köpfte aufs Tor. Martin Jahn klärte. Für Schiedsrichter Carsten Grothe sah es nach "einem klaren Handspiel" aus. Er hatte auch schon an seine Gesäßtasche gegriffen, in der die Rote Karte steckt.

Die perplexen Dabergotzer protestierten. Abwehrchef Völker: "Das war alles, aber kein Elfmeter." Nach "langen Diskussionen" wollten der 23-Jährige und die Mehrzahl seiner Teamkollegen sich schon mit der getroffenen Entscheidung abfinden. Doch Ramon Czichon und Kevin Mania suchten noch einmal den Dialog mit Schiri Grothe. "Und ich fand es klasse, dass er mit sich hat reden lassen. Das macht ja auch nicht jeder Schiedsrichter", ist dem TuS-Kapitän auch wichtig, dass der Unparteiische im Zusammenhang mit dem Fair Play lobend erwähnt wird.

Der Lindower Referee ging daraufhin zum Linumer Urgestein Ernst Wodetzki, der erfahrenste Akteur auf dem Feld. "Er sagte mir, dass es kein Handspiel war. Er aber der Meinung ist, dass der Verteidiger nicht auf, sondern hinter der Torlinie den Ball abwehrte und er mit der Entscheidung auf Tor gerechnet hatte", blickte Grothe auf das schließlich entscheidende Gespräch zurück. Wodetzki bestätigte deren Inhalt: "Ich hatte wirklich gedacht, der Ball wäre drin gewesen. Aber ein Handspiel? Niemals."

Und für seine ehrlichen Worte gab auch es kein Murren seitens der Teamkollegen. Auch von offizieller Seite im Verein nicht. "Dieses Verhalten muss man Ernst hoch anrechnen", so Hans-Jürgen Spitzer. "Und auch das Team hat vorbildlich reagiert. Ich war immer ein fairer Sportsmann gewesen und bleibe es auch weiterhin, daher trage ich den Fair-Play-Gedanken in mir und finde es höchst lobenswert, dass wir in unserer sportlich prekären Situation so ein Zeichen gesetzt haben", erklärte Spitzer weiter.

Die Dabergotzer, die sich zuletzt wacker aus dem Tabellenkeller gearbeitet haben, hoffen, so betont es Kapitän Bastian Völker, "dass die Linumer Ehrlichkeit, die nicht sofort belohnt wurde, dann in der Rückrunde belohnt wird".

Anderes Spiel, andere Liga. Im Spitzenspiel der 1. Kreisklasse sah die Spielvereinigung Gühlen-Glienicke/Rägelin kurz vor dem Ende wie der sichere Sieger aus. Doch die Hausherren fühlten sich wohl zu sicher, passten zweimal nicht auf und schon hatte Hansa Wittstock II zweimal zugeschlagen (88., 90.+1). "Vom Spielverlauf her ist die Punkteteilung okay", so Gühlens Kapitän Arne Kohlert, "doch wenn man die drei Punkte so spät noch aus der Hand gibt, ist es mega-ärgerlich."

Ärgerlich trifft vor allem auf die vorletzte Aktion im Spiel zu. Wittstocks Wirbelwind Ansumana Ceesay, der über 90 Minuten nie zu stellen war, zog im D-Zug-Tempo in den Strafraum. "Und wir hauen ihn einfach dumm um", fand Kohlert dieses Foul so überflüssig wie ein Kropf. Schiedsrichter Michael Lockenvitz (Neuruppin) zeigte umgehend auf den Punkt. Hansas Routinier und Kapitän Nico Grahlmann versenkte die Kugel unhaltbar im unteren Eck zum 3:3-Endstand. Die Gühlen-Glienicke/Rägeliner hielten nur noch einen Punkt statt sicher geglaubten drei in den Händen.

In der ersten Halbzeit hatten die Hausherren nach dem Bilderbuch-Tor zum 2:1 Oberwasser. Frank Witecki hatte per Solo die Wittstocker wie Fahnenstangen stehen lassen und allein vor dem Torwart auf Patrick Niemann quergelegt, der überlegt einschoss. Doch dann machte Kapitän Kohlert erneut das bekannte Manko aus: "Generell ziehen wir uns nach einer Führung immer zu weit zurück, sind einfach zu passiv." Hansa schnürte die Gastgeber in deren Hälfte ein.

Doch im zweiten Durchgang trumpfte einmal Steven Paech auf. "Er ist eine Mega-Verstärkung für uns", freut sich Kohlert, dass er seinen Kumpel im Sommer für das Team gewinnen konnte. Auf dem rechten Flügel war Paech, der einst in Wustrau das Fußball-Abc erlernte und später auch in Langen kickte, kaum zu stellen. Er erzielte seinen neunten Saisontreffer, brachte Gühlen mit 3:1 in Front (77.) und trieb die Hoffnung auf einen Dreier in träumerische Höhen. Der Traum zerplatze jedoch wie eine Seifenblase. Kohlert: "Wir wären an Freyenstein vorbeigezogen und hätten gar mit einem Spiel weniger auf Platz drei überwintern können. Schade."

Aufrufe: 013.12.2016, 10:31 Uhr
MOZ.de / Gunnar ReblinAutor