Dabei hätte dieser Abschied, wenn es nach ihm gegangen wäre, auch weitaus unspektakulärer ablaufen können. Vor seinem Amtsantritt in Jüchen im Januar 2008 hatte der 64-jährige seiner Trainerkarriere offiziell eigentlich bereits ein Ende gesetzt. Etwas beweisen musste er zu diesem Zeitpunkt ohnehin niemandem mehr. Drei Jahre lang trainierte er ab 1980 die Amateure von Borussia Mönchengladbach, die in der damals drittklassigen Oberliga spielten. Auch den 1. FC Viersen und den SC Jülich 10/97 coachte er in dieser Klasse. Lediglich aus Verbundenheit zu seinem langjährigen Freund, Spieler und fortan Co-Trainer Guido Roelen habe er Jüchen damals zugesagt. Vor zwei Jahren - in der Zwischenzeit hatte der VfL sich zu einer festen Größe in der Bezirksliga etabliert - überkamen Krahwinkel dann erneut Rücktrittsgedanken. Sein Abschied habe eigentlich festgestanden. "Dann kam eine Weihnachtsfeier und ein paar Bier. Letztendlich hat die Crew mich überredet, doch noch ein wenig weiterzumachen", sagt der Trainer.
Im Nachhinein das Beste, was ihm passieren konnte, war der Meistertitel doch die Krönung seiner Laufbahn: "Dass die Sache so ausgeht, ist umso schöner. Das konnte man nicht erwarten. Für den gesamten Verein ist der erstmalige Aufstieg in die Landesliga wunderbar, für mich persönlich ist er der perfekte Abschluss." Dass der Verein nun da steht, wo er steht, sei laut Vorsitzendem Christoph Sommer untrennbar mit dem Namen Krahwinkel verknüpft: "Seine fachlichen Kompetenzen sind unbestritten. Aber auch in seiner menschlichen Komponente ist Georg einzigartig." Nicht vergessen will Sommer dabei Roelen, der nach über 25 Jahren als Trainer und Co-Trainer im Verein ebenfalls aufhört: "Die beiden sind für mich nicht nur Trainer, sondern Freunde. So ticken wir hier in diesem Verein. Wir sind eine Familie."
Zwischen sich und sein Team lässt Krahwinkel kein Blatt Papier: "Ich habe sehr viel Herzblut an dieses Team verloren. Mannschaft und Trainerteam haben gesellschaftlich sehr eng zueinander gefunden." Einmal drehte er sich nach einer Auswechslung seines an diesem Tag erfolglosen Torjägers zum Publikum um und forderte lautstark: "Applaus für Danny Hepner!" Sportlich trug sein Team in den letzten Jahren eine klare Handschrift: Der gesamte Kader kommt aus Jüchen oder der Umgebung, ist fast ausschließlich im gehobenen Fußballeralter und bringt eine Klasse mit, die in dieser Saison zu bisher 19 Siegen aus 28 Spielen bei nur zwei Niederlagen reicht. Höhepunkt soll die Aufstiegsfeier werden, mit der Krahwinkel und Roelen am Montag nach dem Heimspiel gegen den Rheydter SV verabschiedet werden.
Den VfL sieht der Coach unter seinem Nachfolger Hermann-Josef Otten für die Zukunft gut aufgestellt: "Da muss dem Verein ganz und gar nicht bange sein." Er selbst will als Sportlehrer am Mönchengladbacher Gymnasium am Geroweiher auch nach seiner bevorstehenden Pensionierung noch ein paar Jährchen weiterarbeiten. "Dort bin ich nach 36 Jahren so etwas wie eine Institution." Nicht nur dort, Herr Krahwinkel, nicht nur dort.