Kickers: Fünf Trümpfe im Aufstiegsrennen

Lernfähigkeit: Bei der Premiere vor zwei Wochen im modernisierten Gazistadion haben die Kickers wahrlich nicht schlecht gespielt. Doch beim 0:2 gegen Spitzenreiter Arminia Bielefeld waren die Blauen nicht druckvoll, nicht mutig gegen den Ball, nicht aggressiv genug.

Sie nutzten ihre Torchancen nicht, und sie waren bei Standards zu ungefährlich. Das lief beim 4:2 (2:0) gegen den MSV Duisburg deutlich besser: Entschlossen und konsequent verwerteten Lhadji Badiane (18./fünftes Saisontor), Sandrino Braun (27./viertes Tor), Marco Calamita (54./drittes Tor) und Marc Stein (57./fünftes Tor) die Möglichkeiten. Wobei Braun und Stein jeweils nach Freistoß-Hereingaben von Kapitän Enzo Marchese erfolgreich waren.

,,Die Mannschaft entwickelt sich weiter und lernt Lektion für Lektion", stellt Sportdirektor Michael Zeyer erfreut fest. Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Es gibt immer noch einiges zu verbessern. Nach dem 4:0 ließen sich die bis dahin ungemein lauf- und spielstarken Kickers hinten reindrängen, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen stimmten nicht mehr, es ging die Kompaktheit verloren. Die Folge: Gegentore durch Duisburgs Besten, den früheren VfB-II-Spieler Martin Dausch (60./77.).

Alternativen: Mit Verletzungen und Sperren muss gerade im kräftezehrenden Schlussspurt immer gerechnet werden. Deshalb ist es wichtig, ohne Qualitätseinbußen wechseln zu können. Diese Möglichkeit bietet sich den Kickers: Im Defensivbereich wären die aktuellen Reservisten Nick Fennell und Fabian Gerster weit mehr als nur Notnägel. Im Mittelfeld, dem Herzstück der Blauen, brennt vor allem Neuzugang Bentley Baxter Bahn auf einen Einsatz. Und vorne hat Trainer Horst Steffen ohnehin die Qual der Wahl, trotz des Ausfalls von Elia Soriano.

Beim Sieg gegen den MSV drückten Randy Edwini-Bonsu, Daniel Engelbrecht und Manuel Fischer zu Beginn nur die Ersatzbank. ,,Die Qualität auf der Bank ist enorm wichtig", weiß Zeyer - aus eigener Erfahrung: ,,Zu meiner Zeit bei Waldhof Mannheim und beim SC Freiburg haben wir jeweils den Aufstieg verspielt, weil sich ein wichtiger Spieler verletzt hatte und wir ihn nicht adäquat ersetzen konnten."

Selbstvertrauen: Gegen die ersten Sieben der aktuellen Tabelle hatten die Blauen bis zum Samstag nicht einen Sieg geholt. ,,Es kamen ja schon Zweifel auf, dass wir einen Großen schlagen können", sagte Steffen. Die sind nun beseitigt. Genauso wie die Mutmaßung, die Blauen können nur in Reutlingen Heimspiele gewinnen. Steffen: ,,Die Mannschaft hat mächtig Selbstvertrauen getankt."

Zuschauer: 1000 singende Grundschulkinder aus Filderstadt und ihre 1900 Begleitpersonen trugen zu der Rekord-Kulisse von 8650 Zuschauern gegen Duisburg bei. Auch im Nachholspiel gegen den Halleschen FC an diesem Dienstag (19 Uhr) werden 5000 bis 6000 Besucher erwartet. ,,Die Gegner kommen ohnehin schon mit Respekt nach Degerloch, das verschärft sich durch die Unterstützung vor einem vollen Haus", sagt Zeyer.

Ruhe: Keiner spuckt große Töne, keiner hebt ab, keiner stichelt gegenüber anderen Vereinen, denen es derzeit nicht ganz so gut geht. Nicht nur Team und Trainer, auch Präsident Rainer Lorz und seine Mitstreiter ziehen unaufgeregt ihre Linie durch. Sie bauen keinen Druck auf. Das alles bietet keine Garantie, um auf der Zielgeraden erfolgreich zu sein. Gute Voraussetzungen sind es allemal.