2024-05-17T14:19:24.476Z

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Kellerduell im Westen - Tristesse im Norden

Beeck spielt in Kray. Die beiden abgeschlagenen Teams haben immerhin schon mal gewonnen - Schilksee noch nicht.

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Es kann gut sein, dass Bodo Schild den FC Kray und den FC Wegberg-Beeck ein wenig beneidet. Denn der Vorletzte und der Letzte der Regionalliga West, die am Samstag ab 14 Uhr im Kellerduell in der Essener Kray-Arena aufeinandertreffen, sind zwar beide in der Rückrunde noch sieglos, haben aber in der Hinrunde zusammen immerhin drei Siege gefeiert - Beeck im Hinspiel gegen Kray (4:2), und die Essener gewannen da zweimal.

Genau das ist dem TSV Schilksee - und dort ist Bodo Schild Sportlicher Leiter - bislang noch nicht vergönnt gewesen: Der Aufsteiger der Regionalliga Nord hat ganze drei Pünktchen auf dem Konto - dank dreier Remis in der Hinrunde, allesamt auswärts. Daheim wartet der TSV noch auf den ersten Punkt, ging auch im Nachholspiel gegen die U23 Eintracht Braunschweigs zuhause leer aus (1:2). Womit Schilksee, ein Ortsteil von Kiel, Deutschlands erfolglosester Regionalligist ist.

Das weiß auch Schild. Schilksees Manager bekennt, dass er natürlich hin und wieder auch auf die vier anderen Regionalligen schaue - und war daher beim Anruf der RP Erkelenz, die ihm erzählte, für die Berichterstattung des FC Wegberg-Beeck verantwortlich zu sein, nicht sonderlich überrascht: "Ah, ein Leidensgenosse", war sein erster Satz.

Den Aufstieg bezeichnet Schild als "Betriebsunfall". Nachdem ein Team in der Aufstiegsrunde zurückgezogen habe, habe ein einziger Sieg in Hildesheim dazu gereicht. "Im Nachhinein bereuen wir es. Wir sind alle froh, wenn die Saison vorbei ist. Schön wäre es, wenn wir noch mal gewinnen würden, doch wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter." Die junge Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren sei in dieser Profiliga einfach überfordert, könne da nicht mithalten - kommt einem irgendwie bekannt vor.

Was auch für Schilds weitere Ausführungen gilt: "Wir haben unser Stadion für die Regionalliga umbauen und auch ansonsten viele Auflagen des Norddeutschen Fußball-Verbands stemmen müssen." Auch medientechnisch - und damit fast zwangsläufig auch sponsorentechnisch - habe der TSV einen schweren Stand: "Hier in Kiel konzentriert sich alles auf Holstein und die Handballer vom THW. Und wir selbst kriegen zurzeit nur noch Häme ab. Das ärgert einen schon."

Trotz aller Widrigkeiten hätte der TSV, der vor sieben Jahren noch in der Kreisliga spielte, aber die Nerven bewahrt. "Das Feld für die nächste Saison in der Oberliga Schleswig-Holstein ist bestellt." Bereits vor gut zwei Jahren habe der TSV, ein großer Verein mit 1200 Mitgliedern und 16 Abteilungen, die Erste und Zweite Fußballmannschaft aus dem Verein ausgegliedert und in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. "Seitdem ist der Gesamtverein aus der Haftungsfrage raus", erläutert Schild die durchaus professionell klingende Maßnahme.

Dergleichen ist in Beeck freilich nicht nötig - der FC ist, wie der Name schon sagt, ein reinrassiger Fußballverein. Und während Schilksee daheim noch nix geholt hat, trifft das auf Beeck auswärts zu.

Genau das wollen die Kleeblätter bei der vorletzten Chance ändern. "Wir haben das Hinspiel gewonnen, und genau das streben nun auch im Rückspiel an", sagt FC-Teamchef Friedel Henßen, der dazu personell weitgehend aus dem Vollen schöpfen kann. So sind Thomas Lambertz und Danny Richter wieder voll ins Training eingestiegen, kehrt zudem Marko Karamarko nach abgebrummter Gelbsperre ins Team zurück.

Im Hinspiel hatte Sahin Dagistan zweimal getroffen - seine beiden freilich bislang einzigen Tore in immerhin schon 26 Spielen, die "Daggi" seit seiner Rückkehr nach Beeck im FC-Trikot bestritten hat. "Alle vier Tore gegen Kray werden wir zusammenschneiden und der Mannschaft zur Motivation noch mal vorführen - als Dauerschleife", merkt Henßen schmunzelnd an.

Kray ist zwar noch nicht rechnerisch abgestiegen, wird nach zwei Jahren Regionalliga die Rückkehr in die Oberliga Niederrhein aber nicht mehr abwenden können - erst recht nicht nach dem 0:2 im Nachholspiel bei Schalkes U23. "Das Abenteuer Regionalliga geht für uns zu Ende. Es hat großen Spaß gemacht, gegen Teams wie Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen zu spielen. Vereine wie Beeck und wir sind in dieser Liga jedoch absolute Ausnahmeerscheinungen, sind echte Exoten", merkt dazu Krays Vorsitzender Günther Oberholz an. Sehr stolz ist er aber weiterhin auf den überraschenden Klassenerhalt der Vorsaison: "Das ist so, als wenn der SC Freiburg in die Bundesliga aufsteigen und in der kommenden Saison dann Deutscher Meister werden würde."

Aufrufe: 021.4.2016, 19:59 Uhr
RP / Mario EmondsAutor