2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Im Interview: Dehner-Geschäftsführer Bernhard Hönig.
Im Interview: Dehner-Geschäftsführer Bernhard Hönig.

»Kein Einmischen in das Sportliche«

Dehner ist seit vielen Jahren der Hauptsponsor beim TSV Rain +++ Seit 2012 ist die Firma auch Exklusivpartner des FC Augsburg +++ Geschäftsführer Bernhard Hönig spricht über diese Engagements, die beiden Vereine und deren Chancen

Die Fußballer des TSV Rain tragen ihre Heimspiele im Georg-Weber-Stadion aus, ihre Trikots ziert auf der Brust der Schriftzug der Firma Dehner. Die Gartencenter-Kette ist seit vielen Jahren Hauptsponsor des TSV. Seit rund einem Jahr ist das Unternehmen, das 1947 von Georg Weber und seiner Frau Albertine in Rain gegründet wurde, auch Exklusivpartner beim Bundesligisten FC Augsburg.

Die Donauwörther Zeitung sprach mit Geschäftsführer Bernhard Hönig (seit 2009 bei Dehner und Inhaber der Trainer-A-Lizenz) über diese Sponsoringaktivitäten, den verpatzten Saisonstart des TSV Rain und über die Chancen des FCA in dessen drittem Jahr im Fußball-Oberhaus.

Muss sich der TSV Rain Sorgen machen, Herr Hönig?

Hönig: Warum?

Weil sich die Firma Dehner mittlerweile auch beim FC Augsburg finanziell einbringt. Wird das Engagement beim TSV nun zurückgefahren?

Hönig: Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Der TSV Rain wird schon seit vielen Jahrzehnten von Dehner unterstützt. Neben der sportlichen spielt hierbei vor allem die soziale und gesellschaftliche Komponente eine wichtige Rolle. Das hat schon Firmengründer Georg Weber erkannt. Unser Unternehmen beschäftigt allein am Standort Rain rund 1000 Mitarbeiter und viele davon haben Kinder. Die sollen auf einem ordentlichen Platz in einer guten Mannschaft Fußball spielen können. Die gesellschaftliche und soziale Verantwortung lag den Inhaberfamilien von Dehner immer am Herzen. Das Engagement beim FCA geht über die starke regionale Bedeutung hinaus.

Nämlich?

Hönig: Natürlich ist die sportliche Bilanz des Klubs beachtlich. Darüber hinaus ist für uns die Schlagkraft des Vereins unter Marketinggesichtspunkten interessant. Wir haben im April unseren Dehner Online-Shop gestartet. Nun können unsere Produkte überall gekauft werden – nicht nur dort, wo wir eine Filiale haben. Über die Bandenwerbung im Augsburger Stadion verfügen wir über eine attraktive und sehr breite TV-Präsenz. Laut Marktforschung hat diese Werbung allein in der vergangenen Saison rund eine Milliarde TV-Kontakte erzielt. Das fördert die Bekanntheit der Marke und unterstützt natürlich auch den Abverkauf.

Warum ist gerade der FC Augsburg für die Firma Dehner als Partner interessant?

Hönig: Augsburg ist fußballerisch die Nummer eins in der Region. Dort wird hervorragende Arbeit geleistet. Und genau hier wurde auch unsere erste Filiale eröffnet, vor über 50 Jahren. Dehner ist in Augsburg schon eine Nummer für sich und dieser regionale Bezug ist für uns entscheidend. Mit der Partnerschaft stellen wir eine Verknüpfung von einem erfolgreichen Traditionsunternehmen zu einem erfolgreichen Sportverein her, der zudem wirtschaftlich gesund ist und mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Der Aufstieg in die Bundesliga und die erhöhte Medienpräsenz haben uns schließlich veranlasst, Sponsor beim FCA zu werden.

Welche Summe muss man denn bringen, um Exklusivpartner eines Fußball-Bundesligisten zu werden?

Hönig: Über Vertragsinhalte werde ich nicht sprechen. Als gut kalkulierender Kaufmann kann ich aber sagen: Dieses Engagement sprengt unser Budget nicht, sondern ist in einem vernünftigen Rahmen. Wir bekommen auch viel zurück.

Was kriegen Sie denn zurück?

Hönig: Es ist ein Geben und Nehmen. Werbung kostet immer Geld und TV-Werbung ist bekanntlich besonders teuer. Aber als Handelsunternehmen müssen wir in Bekanntheit und Markenimage investieren, sonst schwindet der Erfolg. Uns ist wichtig, dass ein breites Publikum Dehner auch im Fernsehen wahrnimmt. Und mit dieser Präsenz sind wir dank der aktuellen Kooperation mit dem FCA zufrieden.

Wie zufrieden kann man denn als Hauptsponsor mit dem Saisonstart des TSV Rain in der Regionalliga sein?

Hönig: Man kann nicht schon nach vier Spielen sagen: Das wird dieses Mal nichts. Im Fußball wie in der Wirtschaft gilt: Man muss gute Nerven haben. Die Mannschaft hat in der vergangenen Saison nach einem schlechten Start – wie auch der FC Augsburg – den Klassenerhalt geschafft. Ich glaube daran, dass der TSV die Kurve kriegt. Trainer Tobias Luderschmid leistet gute Arbeit. Das zweite Jahr ist aber meist schwerer als das erste.

Wenn der sportliche Erfolg noch länger ausbleibt: Wann greift der Hauptsponsor ein?

Hönig: Gar nicht. Wir halten uns aus dem Sportlichen raus. Es würde nicht gut gehen, wenn wir uns hier einmischen. Ich bin zwar – wie meine Kollegen aus der Geschäftsführung auch – öfter bei Spielen im Stadion. Aber in allererster Linie aus meinem großen Interesse am Fußball.

Dreht Dehner den Geldhahn zu, sollte die Rainer Mannschaft doch absteigen?

Hönig: Wir wären ein schlechter Partner, wenn wir unser Engagement nur von der Regionalliga abhängig machen würden. Dehner war schließlich schon früher beim TSV dabei. Die Mannschaft soll versuchen, das Bestmögliche herauszuholen. Wenn sich Rain in der Regionalliga halten kann, wäre das eine tolle Sache. Wenn es die Bayernliga ist, dann ist es eben die Bayernliga. Wir bleiben auf jeden Fall wie bisher dabei. Da geht es ja auch um Planungssicherheit und Verlässlichkeit.

Wie viel Geld steckt die Firma denn jedes Jahr in den Heimatverein?

Hönig: Auch die Zahlen über unser Sponsoring beim TSV gehen nicht nach außen.

Wo stünden die Rainer Fußballer ohne die finanzielle Unterstützung durch die Firma Dehner?

Hönig: Schwer zu sagen, wir sind ja nicht der einzige Sponsor. Ich denke aber, dass der TSV auch ohne Dehner an das Tor zur Bayernliga klopfen könnte. Die Möglichkeit für den TSV, hochklassig zu spielen, ergibt sich ja über einen gesamten Pool an Unternehmen und Privatinvestoren. Heute wird einem Regionalligaverein vom Verband schon vieles abverlangt. Das Drumherum kostet inzwischen sogar deutlich mehr als die Mannschaft.

Beim TSV hat vor einigen Jahren ein Strukturwandel stattgefunden: Statt teurer, älterer und erfahrener Akteure setzt man nun auf junge Spieler aus der Region. Hat Dehner diesen Wandel forciert?

Hönig: Forciert haben wir das nicht, aber wir beurteilen diese Entwicklung äußerst positiv. Bei anderen Vereinen, die auf alte Profis gesetzt haben, ist es nach einem kurzen Strohfeuer weit nach unten gegangen. Wenn man dagegen auf Spieler aus der Region baut, identifizieren sich auch die Zuschauer mehr mit der Mannschaft.

Dehner unterstützt offenbar mit Vorliebe Mannschaften, die Experten darin sind, nach einer verkorksten Hinrunde das Feld von hinten aufzurollen. Wo landen der TSV Rain und der FC Augsburg am Ende dieser Saison?

Hönig: Uns wäre es natürlich lieber, wenn es gleich von Anfang an gut läuft. Aber im Sport ist es wie im Geschäftsleben: Man braucht einen langen Atem. Rain hat derzeit noch einige Verletzte, ich traue der Mannschaft deshalb schon noch einen Sprung zu. Ich lege mich fest: Der TSV wird am Ende Zehnter. Beim FCA ist durch Stefan Reuter viel Professionalität und Autorität hinzugekommen. Wenn der Start gelingt, ist einiges drin. Meiner Einschätzung nach wird auch der FCA Zehnter. Aber es ist klar, dass diese Saison für beide Vereine eine große Herausforderung wird.

Aufrufe: 031.7.2013, 12:18 Uhr
Donauwörther Zeitung / Manuel WenzelAutor