2024-05-02T16:12:49.858Z

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F: Martina Krämer-Lichtschlag
F: Martina Krämer-Lichtschlag

"Kann meinen Spielern keine Vorwürfe machen"

Interview mit Rainer Bruse, Trainer der VSF Amern

Die VSF Amern warten in der Rückrunde der Landesliga weiter auf den ersten Punkt. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen die SF Broekhuysen stecken die Schwalmtaler ganz tief im Abstiegsstrudel. Trainer Rainer Bruse, der die Mannschaft in den acht Jahren zuvor von einem Erfolg zum anderen führte, nimmt vor dem Heimspiel im Kreispokal gegen den A-Ligisten ATS Krefeld am Mittwoch zur unbefriedigenden Lage seines Teams Stellung.
Herr Bruse, wer gegen Broekhuysen nicht dabei war und gelesen hat, wie Sie sich nach dem Spiel geäußert haben, kann den Eindruck gewinnen, dass Sie sich sehr aufgeregt haben.

Bruse Gar nicht. In der Woche zuvor habe ich mich geärgert, weil wir gegen Tönisberg nach einer guten ersten Hälfte das Spiel völlig unnötig aus der Hand gegeben haben. Die Partie gegen Broekhuysen habe ich kühl und nüchtern analysiert, ich haue keine Phrasen raus. Die Mannschaft hat alles versucht, aber derzeit geht nichts zusammen. Deswegen bleibe ich dabei: Momentan sind wir nicht reif für die Landesliga. Wir sind gut beraten, wenn wir schon jetzt zweigleisig planen.

Schon zu Beginn der Hinrunde hatte Ihre Mannschaft massive Probleme, jetzt nach einem Zwischenhoch wieder. Haben Sie Gründe ausgemacht?

Bruse Die meisten meiner Spieler agieren jetzt neun Jahre am oberen Limit. Da war klar, dass es irgendwann schwer wird dieses Level zu halten. Hinzu kommt, dass ich intelligente Jungs habe, die alle gute berufliche Ausbildungen haben. Sie sind jetzt in einer Lebensphase, wo der Fußball etwas in den Hintergrund tritt. Die Trainingsbeteiligung ist zwar immer noch toll. Aber auch wenn es sich nicht konkret greifen lässt, im Vergleich zu früher fehlt etwas.

Was meinen Sie genau?

Bruse Die eben beschriebene Entwicklung hat zum Beispiel dazu geführt, dass die innere Kraft abhandengekommen ist, Konflikte zu lösen. Auch der Wille und die Charakterstärke, die meine Mannschaft früher so ausgezeichnet hat, ist etwas verloren gegangen. Und da wir immer eine Mannschaft waren, die über den Zusammenhalt, den unbedingten Willen gekommen ist, fehlt jetzt etwas, um an die Leistungsgrenze oder darüber hinaus zu gehen. Aber ich möchte betonen, dass ich meinen Spielern keine Vorwürfe machen kann. Denn irgendwo ist das eine normale Entwicklung, die abzusehen war.

Aber in Ihrer Mannschaft gibt es doch viele erfahrene Spieler. Die können doch nicht alle das Fußballspielen verlernt haben?

Bruse Das nicht, aber meine Leistungsträger sind alle meilenweit von ihrer Bestform entfernt, weil sie einfach nicht in den Rhythmus kommen. In dieser Saison kommt einfach zu viel zusammen: Urlaube, beruflich bedingte Abwesenheit, Verletzungen und Sperren durch Rote Karten. Am Sonntag haben wir bereits unsere sechste Rote Karte kassiert, das hat es noch nie gegeben. Wir lassen uns zu sehr von aufkommender Hektik anstecken, das spricht nicht unbedingt für Routine.

In der Hinrunde hat Ihr Team aber die Kurve bekommen?

Bruse Da habe ich auch so manche Brandrede gehalten. Ich fürchte, dass sich das abnutzt. Überhaupt habe ich schon alle psychologischen Mittel bemüht, die einem Trainer zur Verfügung stehen. Wenn ich jetzt sage, dass es ein Wunder wäre, wenn wir die Klasse noch halten, will ich den Spielern den Druck nehmen. Mehr kann ich aktuell nicht tun, jetzt muss die Mannschaft aus sich heraus etwas machen und gucken, ob sie die Kurve kriegt.

Das hört sich nach Resignation an.

Bruse Überhaupt nicht, wir werden das voll durchziehen. Wenn wir absteigen, dann erhobenen Hauptes. Auch ich bin weiter engagiert und spreche Fehler an. Aber die Spieler müssen auch von sich aus etwas tun. Da gibt es positive Zeichen. Zum Beispiel hat die Mannschaft sich am Montag freiwillig zum Training verabredet, obwohl sie frei hatte.

Was würde ein Abstieg für den Verein bedeuten?

Bruse Der Verein hat sich sehr positiv entwickelt. Viele Spieler haben schon gesagt, dass sie in Amern bleiben, egal in welcher Liga. Der Verein würde nicht ins Bodenlose fallen.

Aufrufe: 024.3.2015, 08:30 Uhr
RP / David BeinekeAutor