2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Thomas Kristen ist überzeugt, dass Deutschland Europameister werden kann. Christian Flemming
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"Kann Aussagen der Experten nicht nachvollziehen"

Fußball-EM in Frankreich: Heges Trainer Thomas Kristen im Gespräch mit der Lindauer Zeitung

Lindau / sz - Am Mittwochabend ist die Vorrunde der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich zu Ende gegangen. Giuseppe Torremante zog mit Thomas Kristen, Trainer der SGM Hege-Nonnenhorn/Bodolz eine erste Bilanz. 24 Teams verwässern die Qualität der EM, auch wenn einige Kleinen für eine Überraschung gesorgt haben, sagt Kristen.

Herr Kristen, am Mittwochabend endete die Vorrunde am Samstag beginnen die K.o.-Spiele. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?

Ich bin von den Teams aus Wales, Ungarn, Irland und Island überrascht. Sie haben bislang ein gutes Turnier gespielt. Aber bei mir stelle ich fest, dass keine so rechte EM-Stimmung aufkommen will. Das liegt sicherlich an den vielen schwachen Spielen, mit wenig Toren. Der Fußball lebt davon, dass das Runde ins Eckige geht. Ich finde die EM mit 24 Mannschaft zu aufgebläht. Die Qualität leidet darunter. Vielleicht wird es ab Samstag besser, dann steht das Achtelfinale auf dem Programm und die Mannschaften müssen nun mehr Risiko gehen.

Die deutsche Mannschaft trifft im Achtelfinale auf die Slowakei (Sonntag, 18 Uhr). Was hat Ihnen bislang an ihr gefallen, was nicht?

Ich kann viele Aussagen der Experten nicht nachvollziehen. Deutschland hat gegen Polen zwar 0:0 gespielt, aber war nicht schlechter als zum Auftakt gegen die Ukraine (2:0-Sieg). Es fehlten die Tore. Ich störe mich daran, wenn ich höre, in der ersten Partie war alles gut und gegen Polen vieles sehr schlecht. Wir haben eine sehr gute Abwehr und auch der Rest des Teams zählt zum Besten des Turniers. Als wir vor zwei Jahren in Brasilien Weltmeister wurden, da hatten wir gegen Algerien und vor allem Frankreich großes Glück. Erzielt Karim Benzema nach der Kopfballrückgabe von Mats Hummels das 1:0 für Frankreich, dann läuft die Partie anders. Wir sollten die berühmte Kirche im Dorf lassen. Deutschland ist im Soll.

Nun beginnen am Samstag die Spiele, wo es heißt, hopp oder topp. Welche Mannschaft sehen Sie am Ende ganz oben?

Für mich sind Deutschland, Frankreich, Italien und die Kroaten die Favoriten. Die Belgier werden überschätzt und die Spanier werden es diesmal auch nicht schaffen.

Vor zehn Jahren, bei der Weltmeisterschaft in Deutschland, gab es während der vier Wochen eine unglaubliche Stimmung. Bei den Public Viewings freuten sich Tausende von Menschen. Diese Begeisterung wurde seither nicht mehr erreicht. Wo sehen Sie die Gründe dafür?

2006 war ein besonderes Jahr. Mit Beginn der WM kam der Sommer. Deutschland spielte sich in einen Rausch. Es lag aber auch an der Qualität der Spiele. Solche Momente sind einzigartig und man kann sie nicht auf Knopfdruck wiederholen. 24 Teams sind bei einer Europameisterschaft einfach zu viel.

Aufrufe: 023.6.2016, 19:01 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor