2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Neustart in königsblau: Der gebürtige Kemptener Thomas Rathgeber (links) spielt jetzt für die zweite Mannschaft des Bundesligisten FC Schalke 04. In der Regionalliga-West kam Schalke II zuletzt nicht über ein 1:1 gegen die Sportfreunde Siegen (hier Zouhair Bouadoud) hinaus. Nun geht es gegen Wattenscheid.  Foto: imago
Neustart in königsblau: Der gebürtige Kemptener Thomas Rathgeber (links) spielt jetzt für die zweite Mannschaft des Bundesligisten FC Schalke 04. In der Regionalliga-West kam Schalke II zuletzt nicht über ein 1:1 gegen die Sportfreunde Siegen (hier Zouhair Bouadoud) hinaus. Nun geht es gegen Wattenscheid. Foto: imago

Jetzt sucht er sein Glück auf Schalke

Profi Thomas Rathgeber aus Kempten hat nach langer Verletzungspause wieder einen Verein gefunden +++ Bei der Bundesliga-Reserve spielt er unter anderem mit Gerald Asamoah

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Thomas Rathgeber (29) aus Kempten verdient seine Brötchen seit zehn Jahren als Profi-Fußballer. Als großes Talent ging er damals zum damaligen Zweitligisten VfL Bochum (den Kontakt hatte sein damaliger Trainer Uwe Wegmann hergestellt, der selbst in der Bundesliga für Bochum spielte). Es schlossen sich einige Stationen in seiner Laufbahn an. Zuletzt hatten ihn jedoch immer wieder mal Verletzungen geplagt. Nun hat er bei der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04 bis Saisonende unterschrieben. In der zweiten Mannschaft der Knappen soll er die jungen Spieler führen und helfen, den Klassenerhalt in der Regionalliga West zu schaffen.

Was haben Sie denn seit Ihrer bislang letzten Station in Saarbrücken gemacht?

Thomas Rathgeber: Nachdem mein Vertrag in Saarbrücken im vergangenen Sommer ausgelaufen ist, war ich das letzte halbe Jahr in der Reha. Mir ist eine Sehne im Sprunggelenk eingerissen, was eine ziemlich langwierige Sache ist. Deswegen war es wichtig für mich, erst einmal die Verletzung auszukurieren und wieder fit zu werden.

Wie kam der Kontakt mit Schalke zustande?

Rathgeber: Trainer Jürgen Luginger hat mich angerufen und mir erklärt, dass sie auf der Suche nach einem erfahrenen Spieler sind. Er kannte mich ja schon aus der Zeit in Saarbrücken. Der Kontakt war ab Dezember da. Danach haben wir Gespräche geführt und Ende Januar habe ich dann den Vertrag bei Schalke II unterschrieben.

Gab es andere Angebote in den letzten Wochen oder Monaten?

Rathgeber: Ja, es gab immer wieder Anfragen aus der dritten und vierten Liga, aber meine Verletzung stand im Weg. Im Winter habe ich mich dann unter anderem deswegen für Schalke entschieden, weil ich Luginger kannte und einen Trainer gebraucht habe, der mich kennt und auf mich baut – gerade nach der Verletzung. Und Schalke stellt natürlich eine spannende Herausforderung für mich dar.

Sie haben gesagt, Schalke habe einen erfahrenen Spieler gesucht. Sie haben in Ihrer Karriere über 150 Drittligaspiele absolviert. Sehen Sie Ihre Rolle in der Mannschaft auch dahingehend, die jungen Spieler bei Schalke II anzuführen?

Rathgeber: Ja, auf jeden Fall. Das sind alles super Fußballer, gut ausgebildet. Es fehlt noch an Erfahrung, das merkt man in schwierigen Spielsituationen. Da braucht man erfahrene Spieler, die das Heft in die Hand nehmen. Im Sommer gab es bei Schalke II einen Umbruch. Da wurde viel auf ganz junge Spieler gesetzt. Das ging in der Hinrunde nicht so auf wie geplant. Deswegen wurden im Winter zwei, drei erfahrene Spieler dazu geholt, um wieder in die Spur zu kommen.

Mit der Zielsetzung Klassenerhalt?

Rathgeber: Definitiv. Das ist unser Ziel und mit der Mannschaft machbar. Wenn man hinten drinsteht, ist es wichtig die Nerven zu behalten und sich nicht verrückt machen zu lassen. Da will ich mithelfen.

Man könnte sagen, Abstiegskampf ist kein Neuland für Sie…

Rathgeber: Das stimmt, das hatte ich in der vergangenen Saison mit Saarbrücken auch.

Wodurch entscheidet sich dieser Abstiegskampf von dem, was Sie bisher kennengelernt haben – auch im Hinblick darauf, dass es sich um die zweite Mannschaft einer Profimannschaft handelt?

Rathgeber: Im Gegensatz zu Saarbrücken gibt es durchaus Unterschiede. Obwohl wir hinten stehen, hat man in den ersten beiden Spielen in diesem Jahr gemerkt, dass wir spielerisch überlegen sind. Wir haben den Gegner beherrscht, nur die Effektivität hat gefehlt. In Saarbrücken war das anders, nicht nur die Liga. Dort hat es auch im Verein nicht gestimmt. Das ist hier nicht der Fall. Es geht rein darum, eine an sich gute Mannschaft auf den richtigen Kurs zu bringen.

Gibt es den Kontakt zur Profimannschaft von Schalke und wie kann man sich das vorstellen?

Rathgeber: Den gibt es natürlich. Sei es, ob Spieler – vor allem jüngere – von oben, also vom Profikader, bei uns zum Einsatz kommen oder umgekehrt: Ob Spieler aus der zweiten Mannschaft bei den Profis mittrainieren. Die Trainingsplätze liegen direkt nebeneinander. Man bekommt also schon mit was bei den Profis so abgeht.

Sie haben mit Gerald Asamoah einen überaus prominenten Sturmpartner. Wie ist er zu beschreiben?

Rathgeber: Ich glaube, er ist genau so, wie man ihn aus der Nationalmannschaft oder aus dem Fernsehen kennt. Ein lockerer Typ, für jeden Spaß zu haben. Er bringt trotz seiner schon 36 Jahre noch unglaublich viel Qualität auf den Platz. Außerdem ist er immer noch ehrgeizig, fordert von den Mitspielern im Training viel ein, aber das ist gut so.

Beim letzten Spiel gegen Siegen (1:1) standen Sie gemeinsam auf dem Platz und haben in der großen Veltins-Arena durchgespielt. Was war das für ein Gefühl?

Rathgeber: Das war ein wirklich schönes Erlebnis, in diesem Stadion zu spielen. Das Spiel verlief allerdings ärgerlich. In der 87. Minute haben wir den unnötigen Ausgleich kassiert. Es war die erste richtige Chance für Siegen. Wir waren überlegen, haben aber nicht nachgelegt.

Wie sieht Ihre Zukunft auf Schalke aus?

Rathgeber: Mein Vertrag läuft zunächst einmal bis zum 30. Juni. Wir haben eine Option vereinbart, wonach sich der Vertrag nach einer bestimmten Anzahl von Spielen verlängert.

Sie haben in Bochum gespielt. Schalke ist Ihre zweite Station im Ruhrgebiet. Wie fühlt sich der Allgäuer im Ruhrpott?

Rathgeber: Ich sage es mal so: Die Leute hier sind ganz nett. Nach Bochum habe ich nicht mehr viel Kontakt. Das ist ja auch schon fast zehn Jahre her. Hier wurde ich auch super aufgenommen, die Leute haben mir zum Beispiel bei der Wohnungssuche geholfen. Ich wohne nahe an der Arena. Es passt also alles. Man kann sich als Allgäuer hier schon wohlfühlen.

Verfolgen Sie noch den Fußball im Allgäu?

Rathgeber: Auf jeden Fall, ich lese regelmäßig in der Allgäuer Zeitung die Sportnachrichten. Es interessiert mich schon, was so abgeht.

Aufrufe: 05.3.2015, 19:06 Uhr
Allgäuer Zeitung Kempten / Tobias GiegerichAutor