2024-06-12T11:40:35.807Z

Ligabericht
F: Sebastian  Pototzki
F: Sebastian Pototzki

"Jetzt sind alle heiß"

Der TV Kalkum-Wittlaer steht dicht vor dem Oberliga-Aufstieg. Heute gewannen die Düsseldorfer mit 2:1 gegen Cronenberg.

Die großen Namen klingen verlockend reizvoll. Fast wie im Traum. Wuppertaler SV etwa. Oder KFC Uerdingen. Zwei Teams mit glorreicher Vergangenheit – und trauriger Gegenwart. Zwei Teams, die nächste Saison gemeinsam in der Oberliga Niederrhein um die Spitzenplätze kämpfen wollen. In diesen Fällen ist die Fünftklassigkeit mit viel Tristesse und schönen Erinnerungen an alte Zeiten verbunden. Für Fußball-Landesligist TV Kalkum-Wittlaer ist sie möglicherweise bald die neue sportliche Heimat.

Mit einem deutlichen und verdienten 3:0-Erfolg gegen den Cronenberger SC haben die Düsseldorfer einen weiteren großen Schritt in Richtung Oberliga gemacht. Die Anhängerschaft war entzückt. Mit reichlich Applaus bedachte das Wittlaerer Publikum die Schützlinge von Trainer Giuseppe Montalto nach dem Abpfiff. Also der Großteil der gut 400 Zuschauer, die sich an diesem Nachmittag am Grenzweg eingefunden hatten. Es war im letzten Heimspiel der Saison der Spitzenwert – und schon einmal etwas wie eine vorzeitige Krönung. Die echten Feierlichkeiten müssen noch ein bisschen warten. Auch wenn sich der FC Remscheid durch eine überraschende 1:2-Niederlage beim DSC 99 endgültig aus dem Aufstiegskampf verabschieden musste, fällt erst am nächsten Wochenende die Entscheidung. Dann gastieren die Wittlaerer als Spitzenreiter beim SC Velbert.

Ausreichend Wind nimmt Coach Montalto aber schon vorher aus den Segeln. „Natürlich ist allen bewusst, dass wir es in der eigenen Hand haben. Aber selbst wenn es am Ende nicht klappen sollte, reißt uns keiner den Kopf ab“, erklärte er. Auch seine Schützlinge verspüren keinen hemmenden Druck. „Wir können ganz befreit aufspielen“, erklärt Aziz Afkir. „Und dennoch wollen wir es uns jetzt nicht mehr nehmen lassen.“ Selbst ein Unentschieden am letzten Spieltag in Velbert würde die Wittlaerer zum Aufsteiger machen. Ein Szenario, das selbst die kühnsten Optimisten zu Saisonbeginn für unmöglich gehalten hatten.

Der Erfolg ist allerdings lediglich das Resultat kontinuierlicher und akribischer Arbeit. Und auch der heutige Sieg gegen Cronenberg. „Uns war klar, dass wir auf eine sehr spielstarke Mannschaft treffen“, bekundete Montalto. „Doch die Jungs haben unsere taktischen Ideen sehr gut umgesetzt und in meinen Augen auch verdient gewonnen.“ Mit dieser Ansicht stand der Wittlaerer Übungsleiter jedenfalls nicht allein da. „Die stabile Defensivarbeit war heute ausschlaggebend“, erklärte auch Afkir.

Schon die klugen Köpfe in längst vergangenen Zeiten hatten festgestellt, dass der Angriff Spiele gewinnt – und die Verteidigung Meisterschaften. In Wittlaer ist auf alle Verlass. Dass die Offensivbemühungen da gegen die Cronenberger anfangs erheblich stockten, ist deshalb verzeihlich. Erst mit der vierten Torchance konnte Daniel Müller den Bann brechen und sein Team in Führung schießen. „Das war dann aber der Dosenöffner“, analysierte Coach Montalto. In der Tat griffen die Zahnräder bei den Düsseldorfern anschließend immer besser und flüssiger ineinander. Und bis tief in die zweite Spielhälfte hinein tauchten die Cronenberger nur sporadisch vor dem Wittlaerer Tor auf.

Zu diesem Zeitpunkt stand es längst 2:0 für die Hausherren aus Wittlaer, weil Sam Sillah nach einem langen Einwurf von Sebastian Brunnen den Ball am Wuppertaler Keeper Marcel Langendorf ins Tor gespitzelt hatte. Erst kurz vor dem Schlusspfiff bäumten sich die Cronenberger leicht auf. Doch sinnbildlich für die erschreckende offensive Ungefährlichkeit stand Top-Torjäger Nino Paland, den die Wittlaerer Defensivreihe gut im Griff hatte. Besser machte es Daniel Müller, als er aus gut zwanzig Metern den Ball humorlos zum 3:0-Endstand in die Maschen drosch.

„Entscheidend war heute wieder einmal die mannschaftliche Geschlossenheit“, analysierte Montalto. „Und jetzt sind alle Jungs heiß, da braucht man als Trainer eigentlich gar nicht mehr so viel zu machen.“ Auch für ihn wäre die Oberliga absolutes Neuland. Doch schließlich klingen allein die Vereinsnamen des Wuppertaler SV und des KFC Uerdingen verlockend. Und beide wären mögliche Gegner der Wittlaerer in der kommenden Saison.

Aufrufe: 031.5.2015, 18:00 Uhr
Tobias DinkelborgAutor