"Jetzt ein großer Gegner"

Jubel, Trubel, Heiterkeit. Und auch ein Stück weit Übermut. Wer am Mittwochabend unter den offiziell 3658 Zuschauern im Gazi-Stadion auf der Waldau weilte und dem SSV Reutlingen wohl gesonnen war, konnte unter den Fans schon Mal auf die Frage nach dem Wunschgegner für die erste Runde Vereine wie Bayern München oder Borussia Dortmund sagen hören.

Möglich ist dies, dazu gehört außer dem Glück vom Mittwochabend ein zweiter Schub in Form einer Glücksfee, in deren Händen es nun liegt, die Lose zu ziehen.

Und weil die Vereine aus den beiden Lostöpfen abwechselnd gezogen werden, stehen die Chancen auf einen Kracher aus der 1. Bundesliga bei mehr als 50 Prozent, weil sich eben im Lostopf eins 18 Erstligisten und 14 Zweitligisten (1. bis 14. Rang) tummeln und im zweiten Topf die "Amateure", vier Drittligisten und vier Zweitligisten. Der SSV wird Lostopf zwei, "Amateure", zugerechnet, der klassentiefere Klub hat Heimrecht (siehe Info unten). Michael Schuster, der 1. Vorsitzende im Bereich Sport des SSV Reutlingen Fußball, hofft auf einen Top-Verein: "Der würde uns noch mehr Geld in die Kasse bringen."

Neben den 140 000 Euro Garantiesumme für das Erreichen der ersten Runde würden bei einem attraktiven Bundesligagegner mit großem Namen so um die 80 000 Euro zusätzlich fließen. Geld, das der SSV Fußball dringend brauchen kann.

Karl-Heinz Lang vom Vorstand des SSV Reutlingen Fußball, sprach zwar augenzwinkernd vom FC Bayern München in der ersten und Dortmund in der zweiten Runde, erklärte aber danach: "Das war Spaß, wir sind glücklich nach zwölf Jahren wieder im DFB-Pokal dabei sein zu dürfen." Die SSV-Spieler, die ihre Pokalsieger-T-Shirts mit der Aufschrift "Noch sechs Spiele bis Europa," übergezogen hatten, ließen sich nach Spielschluss von den über 2 000 Reutlinger Fans kräftig feiern. Wobei die Szene E mit ihren Cannstatter Freunden in der Nordkurve die größte Stimmung machte und damit den Ravensburger Anhang in den Schatten stellte. So deutlich, dass der Stadionsprecher mehrmals um Zurückhaltung bitten musste - vor allem dann, wenn die bengalischen Feuer entfacht wurden.

Abwehrspieler Rouven Wiesner lobte seine Mitspieler: "Das war ein Sieg des absoluten Willens, der Leidenschaft. Wir kämpften für unseren verletzten Spieler Denis Lübke."

Dieser warf nach dem Schlusspfiff seine Krücken weg und stürzte sich, auf einem Bein humpelnd, in die Mannschaftstraube. Marc Golinski, der Vorbereiter zum 1:0, sprach von ungeheurer Willenskraft, vom totalen Einsatz, der Laufbereitschaft bis zum Umfallen, aber auch von Denis Grgic, der einige Weltklasse-Paraden zeigte und den SSV im Spiel hielt. Bastian Bischoff (künftig TuS Metzingen) jubelte ohne Ende, verteilte Bierduschen an alle, die ihm im Weg standen: "Wir gaben Vollgas und tun dies auch am Samstag im Heimspiel gegen den SSV Ulm 1846. Jeder Kritiker soll jetzt die Klappe halten."

Nun wird am Montag der neue Sportliche Leiter vorgestellt. Dies teilte der SSV Reutlingen Fußball in einer Erklärung mit. Der neue Trainer soll in der nächsten oder übernächsten Woche folgen. Die weiteren Planungen laufen auf Hochtouren. Neben Neuzugang Schachtschneider werden noch sechs bis sieben Spieler - auch aus den eigenen Reihen - kommen. Man verhandelt derzeit auch mit den Spielern ohne Vertrag (Grgic, Frick, Cosic, Schaschko) und sucht einen Trainer für die zweite Mannschaft.

Zum überraschenden und sofortigen Rücktritt von Trainer Robert Hofacker direkt nach dem Abpfiff äußerte sich Michael Schuster wie folgt: "Ich verstehe den Schritt von Hofacker nicht. Ich stand immer hinter ihm, das war falscher Stolz."

Die Auslosung wird in zwei Lostöpfen zu je 32 Mannschaften ausgeführt. Im ersten Lostopf werden die 18 Bundesligisten der Saison 2014/15 und die besten 14 Vereine der 2. Bundesliga der Saison 2014/15 sein. Im zweiten Lostopf landen die Zweitligisten, die in der Saison 14/15 die Plätze 15 bis 18 belegten, die vier Bestplatzierten der 3. Liga der Saison 2014/15 sowie die Pokalsieger der Landesverbände ("Amateure").

Anfang Juni könnte die Auslosung stattfinden.