2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
In dieser Szene scheitert Denis Weinecker (links) noch am Lehnerzer Torhüter Benedikt Kaiser, wenig später köpft der Angreifer aber zur Watzenborner Führung ein. 	Foto: Heli
In dieser Szene scheitert Denis Weinecker (links) noch am Lehnerzer Torhüter Benedikt Kaiser, wenig später köpft der Angreifer aber zur Watzenborner Führung ein. Foto: Heli

Jeden Cent Eintrittsgeld wert

HESSENLIGA: +++ Hochklassige Partie mit leistungsgerechtem Unentschieden +++ Teutonen gehen zweimal in Führung +++

WATZENBORN-STEINBERG. Um es mit den Extremen zu sagen: Es gibt Fußballspiele, die ziehen sich wie ein Kaugummi. Bei denen man immer wieder auf die Uhr schaut, wann es denn endlich ein Ende hat. Und auf der anderen Seite gibt es Fußballspiele, die vergehen wie ein Fingerschnippen, so kurzweilig und hochklassig sind sie.

Eine solche Partie sahen am Samstagnachmittag 500 Zuschauer an der Neumühle, die wahrlich keine Sekunde bereuten, den Besuch der Hessenliga-Begegnung zwischen dem SC Teutonia Watzenborn-Steinberg und dem TSV Lehnerz der Abkühlung im Freibad vorgezogen zu haben. Den äußerst gelungenen 90 Minuten entsprach, dass auch beide Klubs mit dem 2:2-Remis leben konnten.

,,Wenn man es komplett betrachtet, geht das Unentschieden in Ordnung", bilanzierte SC-Trainer Daniel Steuernagel. Lehnerz-Coach Henry Lesser pflichtete seinem Kollegen bei (,,Das passt schon alles"), zumal die Gäste zweimal einem Rückstand hinterherlaufen mussten.

Das war der einzige Punkt, der bei den Pohlheimern Anlass bot zur Kritik: Als sie mit 1:0 und 2:1 vorne lagen, hielt dieser Vorsprung jeweils nicht lange, ehe die Osthessen ausglichen. ,,Billig", so Steuernagel, seien die Situationen gewesen, in denen seine Schützlinge die Gegentore kassierten. Losgelöst davon sprach der 35-Jährige von einem ,,super Spiel", das keine Wünsche offen ließ.

Beide Teams zeigten einen technisch ausgesprochen versierten und laufintensiven Hochgeschwindigkeitsfußball, versuchten schnell durch Kombinationen durch das Mittelfeld und klasse Diagonalbälle auf die Flügel zum Abschluss zu kommen. Und dann stand da noch eine beruhigende Erkenntnis aus Sicht der Grün-Weißen Das frühe und aggressive Anlaufen funktioniert auch gegen Spitzenmannschaften - diese beruhigende Erkenntnis stand, gleichwohl Steuernagel im Nachklapp erklärte: ,,Die Jungs waren nicht ganz so mutig und hätten noch etwas höher verteidigen sollen."

Aber Lehnerz holte in der vergangenen Saison die Vizemeisterschaft und gilt für viele als einer der Anwärter auf den Regionalliga-Aufstieg, und auch der Watzenborner Coach ruderte gleich zurück: ,,Wir hatten trotzdem Zugriff." Das stimmte bis Mitte des zweiten Abschnitts, dann baute der Neuling kräftemäßig ab und überstand die restlichen Minuten mit Glück und Geschick.

Teutonia Watzenborn-Steinberg - TSV Lehnerz 2:2

Steuernagel hatte angekündigt, im Offensivbereich eventuell etwas verändern zu wollen. Letztlich beließ er es bis auf eine Position bei der Anfangsformation der Vorwoche. Statt Mirko Freese lief Louis Goncalves im zentralen Mittelfeld auf. Es war die richtige Entscheidung, denn die Pohlheimer hatten im ersten Durchgang Vorteile. Die zunächst dickste Gelegenheit verbuchte aber die Lesser-Truppe, als Dominik Rummel frei vor Keeper Dominik Geiss auftauchte und verzog (18.). Eine Zeigerumdrehung darauf fand auf der anderen Seite die Flanke des erneut bärenstarken Barbaros Koyuncu über Umwege Denis Weinecker, der an Schlussmann Benedikt Kaiser scheiterte. Der Nachschuss von Goncalves wurde von einem Abwehrspieler geklärt.

Weiter ging es mit Teutonen-Chancen: Kaiser entschärfte die Versuche von Goncalves (21./Freistoß und 22.), bis auch der gut aufgelegte FSV-Torsteher machtlos war. Mit einem feinen Trick düpierte Koyuncu auf der rechten Seite Andre Vogt und Pierre Mistretta, startete bis zur Grundlinie durch und fand mit seiner maßgenauen Flanke Weinecker, der per Kopf das 1:0 markierte. Die Freude währte allerdings nur fünf Minuten. Michael Bodnar und Julian Simon hatten der Kombination von Renato Tusha und Mistretta, die im 1:1 von Rummel mündete, nichts entgegenzusetzen.

Erneut von der rechten Außenbahn aus wurde das 2:1 der Hausherren in der 39. Minute vorbereitet. Diesmal durch die Hereingabe von Rechtsverteidiger Vaclav Koutny, die Szymanski in die Maschen wuchtete. Koutny war ebenfalls am 2:2 beteiligt. Auf seiner Seite schlug Kapitän Patrick Schaaf das Leder vor das Tor, Sebastian Sonnenberger drückte es über die Linie.

Anschließend wogte das Geschehen Hin und Her. Für Lehnerz verfehlte Alexander Scholz den Kasten mit seinem Kopfball (58.), während beim SC Szymanski in aussichtsreicher Position das Ziel verpasste (62.). Ab diesem Zeitpunkt musste die Steuernagel-Truppe ihrem Wahnsinnstempo langsam aber sicher Tribut zollen. Müdigkeit zog ein in ihren Reihen, die Konzentration nahm ab und damit auch die Ordnung in der Defensivarbeit. Lehnerz hatte dagegen noch Luft und drängte auf das Siegtor. Abwehrchef Michael Bodnar behielt zwar den Überblick, hatte aber alle Hände voll zu tun, seine Neben- und Vorderleute im Rückzugsverhalten zu organisieren.

Die größten Hochkaräter für den Vorjahreszweiten verzeichnete Niklas Breuning, dem zweimal aus kürzester Distanz die Reflexe von Geiss im Weg standen (67. und 81.). Wenig später waren die 90 Minuten plus Nachspielzeit rum, die so gar nichts mit einem lang gezogenen Kaugummi gemein hatten.

*

SC Teutonia Watzenborn-Steinberg: Geiss; Koutny, Bodnar, Talevski, J. Simon (78. Scheffler), Koyuncu, Golafra, Goncalves, Weinecker (72. Ouattara), Parson (50. Solak), Szymanski.

TSV Lehnerz: Kaiser; Odenwald (46. Breunung), Kress, Sonnenberger, Vogt, Schaaf, Scholz, Lesser, Tusha (87. Pecks), Mistretta, Rummel.

Tore: 1:0 Weinecker (31.), 1:1 Rummel (36.), 2:1 Szymanski (39.), 2:2 Sonnenberger (49.). - Schiedsrichter: Radl (Gernsheim). - Gelbe Karten: Bodnar/Scholz, Schaaf. - Zuschauer: 500.



Aufrufe: 09.8.2015, 21:00 Uhr
Thomas SuerAutor