2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Hacke, Spitze, Einszwei- und fast auch drei: Auch gegen Heßdorf war Szymon Pasko beim TSV Kornburg wieder einer der entscheidenden Spieler auf dem Platz.  F: Roland Fengler
Hacke, Spitze, Einszwei- und fast auch drei: Auch gegen Heßdorf war Szymon Pasko beim TSV Kornburg wieder einer der entscheidenden Spieler auf dem Platz. F: Roland Fengler

Jede Menge Bratwürste

Am Ende einer turbulenten Saison darf Kornburg wohl doch noch feiern

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Vor der Saison haben sie sich selbst zum Aufstiegskandidaten erklärt und dann erst einmal den Start verpatzt. Wenig später war der TSV Kornburg dann trotzdem Tabellenführer, nur um die Spitze der Bezirksliga bald wieder aus den Augen zu verlieren. Irgend­wann haben sie dann noch ihren Trainer entlassen und jetzt, zwei Spieltage vor Schluss, stehen sie plötzlich: Kurz vor der Meisterschaft.

In Kornburg sprechen sie jetzt wieder über Bratwürste. Also eigentlich haben sie beim Be­zirksligisten im Nürnberger Süden fast die ganze Saison über Brat­würste gesprochen, aber jetzt, nach dem sie am Wochenende gegen die SpVgg Heßdorf ein nie gefährdetes 4:0 (3:0) eingefahren haben, tun sie es, weil sie wieder Appetit haben; auf Fußball in der Landesliga, auf die dazugehörige Aufstiegsfeier und auf noch mehr Aktionen, die ihnen vielleicht mehr Zuschauer verschaffen.

Mit so einer Aktion, die ihnen mehr Zuschauer bringen sollte, fing ja alles an in dieser Saison. Vor dem ersten Heimspiel ließ Edelfan Erich Deinzer 5000 Ein­ladungen verteilen und moderne Sitzbänke auf der schönen kleinen Tribüne installieren, zum freien Eintritt gab es ein kostenloses Ge­tränk und ein Bratwurstbrötchen. „Ich bin ein hoffnungsloser Optimist“, sagte Deinzer über sei­ne Privatinitiative und Optimisten fanden sich in dieser Zeit ja so einige in Kornburg.

Beim TSV sprach man zum Start der neuen Bezirksliga-Spielzeit vom Aufstieg, mit Alexander Con­tala wurde ein ambitionierter Trainer verpflichtet, man hatte sich auf allen Ebenen herausge­putzt, und das wollten sie an der Kellermannstraße nun am liebsten auch der ganzen Welt zeigen.

Die ganze Welt ist dann nicht gleich gekommen, mit 400 Zu­schauern aber doch deutlich mehr als sich sonst zum TSV verirren. Die Tribüne war voll, Parkplätze in der Kellermannstraße mangel­ware, nur die Mannschaft wollte sich mit ihrer Leistung noch nicht an die Euphorie im Umfeld an­passen, die Partie gegen den TV 48 Erlangen ging mit 1:2 verloren. Der Trainer erklärte hinterher, dass da wohl noch viel Arbeit auf ihn zukommen werde und täuschte sich mit dieser Einschätzung au­ßerordentlich. Bereits im November trennte man sich in Kornburg wieder von Contala, offiziell, weil der ehemali­ge Clubprofi der Mannschaft et­was zu viel Arbeit zugemutet hatte. Das ambitionierte Training hatte den TSV zwar zwischenzeit­lich die Tabellenführung einge­bracht, so richtig glücklich machte der Erfolg aber niemanden. „Wir sind immer noch Amateure“, sagte Abteilungsleiter Achim Kokott da­mals und wollte damit zum Aus­druck bringen, dass man in Korn­burg zwar gerne Erfolg haben will, dabei aber eben immer noch Korn­burg bleiben möchte.

Ja, er trainiere anspruchsvoll und polarisiere vielleicht auch mal, entgegnete der verschmähte Contala, aber: „Ich bin eben keine dahergelaufene Bratwurst.“

Noch einer vom Club

Da war sie also wieder, diese Bratwursthaftigkeit an der Kel­lermannstraße. Die Tabellenspitze rückte für den TSV langsam in wei­te Ferne und die turbulenten Be­gleiterscheinungen passten ganz gut zu einem Unternehmen, bei dem am Anfang von großen Ambi­tionen gesprochen wird, von denen wenig später aber nicht mehr viel übrig zu bleiben scheint. Ambitionen, die der Abteilungs­leiter nicht aufgeben wollte. „Wir werden weiter um den Aufstieg kämpfen“, sagte Kokott und setzte sich nach der Trennung von Conta­la einfach selbst auf die Bank; „nur übergangsweise“ ließ er aus­richten, in der Winterpause wolle er einen Nachfolger finden.

Mit Herbert Heidenreich, eben­falls ein ehemaliger Clubspieler, haben sie den inzwischen auch ge­funden, allerdings tritt dieser sei­nen Posten erst zur kommenden Saison an, am Wochenende saß auf der Bank deshalb immer noch: Achim Kokott. Wobei „saß“ der fal­sche Begriff ist; 90 Minuten lang stand er neben der überdachten Bank, mit verschränkten Armen schimpfte er vor sich hin, wobei sich sein Ärger meistens gegen den Schiedsrichter richtete, an der Leistung seiner Mannschaft hatte Kokott nur wenig auszusetzen.Dank der Treffer von Artur Dutt (14. Minute), Michal Nowak (43.) und zweimal Szymon Pasko (33.+ 50.) war das Duell mit der Spielver­einigung Heßdorf, die bereits als Bezirksliga-Absteiger feststeht, eine eindeutige Angelegenheit.

Viel überraschender war dage­gen, dass man bei diesem unter­haltsamen Sommerkick problem­los einen Parkplatz und einen Platz auf der schönen kleinen Tribüne bekommen konnte. Die Begeisterung rund um den TSV Kornburg hat nach dem ersten Heimspiel nicht lange angehalten, inzwischen haben sich die Besu­cherzahlen wieder auf dem ge­wohnten Niveau eingependelt, ob­wohl es ja längst wieder gute Gründe gibt, an der Kellermann­straße vorbeizuschauen.

Nach einer grandiosen Aufhol­jagd führen die Kornburger zwei Spieltage vor Schluss die Tabelle wieder an, drei Punkte Vorsprung haben sie auf den Relegations­platz, am kommenden Sonntag wollen sie zu Hause gegen den ASV Zirndorf die letzten Zweifel beseitigen - mit einem Sieg käme Verfolger SpVgg Erlangen aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs nicht mehr heran - und anschließend ein großes Fest feiern. „Die Jungs haben toll zusammengehalten“, sagt der Langzeit-Interimstrainer Kokott, der trotzdem froh ist, wenn der neue Trainer da ist. „Die Saison hat mich viele Nerven gekostet.“ Eine Saison, die trotz aller Turbulenzen mit dem Aufstieg in die Landesliga enden könnte.

Einen neuen Sponsor bringt Hei­denreich auch gleich mit, sie wol­len sich künftig noch professionel­ler aufstellen und natürlich hoffen sie in Kornburg dann dauerhaft auf mehr Zuschauer. Erich Dein­zer hat schon ein paar Ideen, auch das Wort „Bratwurst“ ist wieder gefallen.

Aufrufe: 012.5.2015, 09:55 Uhr
Sebastian Gloser (NN)Autor