In Kornburg sprechen sie jetzt wieder über Bratwürste. Also eigentlich haben sie beim Bezirksligisten im Nürnberger Süden fast die ganze Saison über Bratwürste gesprochen, aber jetzt, nach dem sie am Wochenende gegen die SpVgg Heßdorf ein nie gefährdetes 4:0 (3:0) eingefahren haben, tun sie es, weil sie wieder Appetit haben; auf Fußball in der Landesliga, auf die dazugehörige Aufstiegsfeier und auf noch mehr Aktionen, die ihnen vielleicht mehr Zuschauer verschaffen.
Mit so einer Aktion, die ihnen mehr Zuschauer bringen sollte, fing ja alles an in dieser Saison. Vor dem ersten Heimspiel ließ Edelfan Erich Deinzer 5000 Einladungen verteilen und moderne Sitzbänke auf der schönen kleinen Tribüne installieren, zum freien Eintritt gab es ein kostenloses Getränk und ein Bratwurstbrötchen. „Ich bin ein hoffnungsloser Optimist“, sagte Deinzer über seine Privatinitiative und Optimisten fanden sich in dieser Zeit ja so einige in Kornburg.
Beim TSV sprach man zum Start der neuen Bezirksliga-Spielzeit vom Aufstieg, mit Alexander Contala wurde ein ambitionierter Trainer verpflichtet, man hatte sich auf allen Ebenen herausgeputzt, und das wollten sie an der Kellermannstraße nun am liebsten auch der ganzen Welt zeigen.
Die ganze Welt ist dann nicht gleich gekommen, mit 400 Zuschauern aber doch deutlich mehr als sich sonst zum TSV verirren. Die Tribüne war voll, Parkplätze in der Kellermannstraße mangelware, nur die Mannschaft wollte sich mit ihrer Leistung noch nicht an die Euphorie im Umfeld anpassen, die Partie gegen den TV 48 Erlangen ging mit 1:2 verloren. Der Trainer erklärte hinterher, dass da wohl noch viel Arbeit auf ihn zukommen werde und täuschte sich mit dieser Einschätzung außerordentlich. Bereits im November trennte man sich in Kornburg wieder von Contala, offiziell, weil der ehemalige Clubprofi der Mannschaft etwas zu viel Arbeit zugemutet hatte. Das ambitionierte Training hatte den TSV zwar zwischenzeitlich die Tabellenführung eingebracht, so richtig glücklich machte der Erfolg aber niemanden. „Wir sind immer noch Amateure“, sagte Abteilungsleiter Achim Kokott damals und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass man in Kornburg zwar gerne Erfolg haben will, dabei aber eben immer noch Kornburg bleiben möchte.
Ja, er trainiere anspruchsvoll und polarisiere vielleicht auch mal, entgegnete der verschmähte Contala, aber: „Ich bin eben keine dahergelaufene Bratwurst.“
Da war sie also wieder, diese Bratwursthaftigkeit an der Kellermannstraße. Die Tabellenspitze rückte für den TSV langsam in weite Ferne und die turbulenten Begleiterscheinungen passten ganz gut zu einem Unternehmen, bei dem am Anfang von großen Ambitionen gesprochen wird, von denen wenig später aber nicht mehr viel übrig zu bleiben scheint. Ambitionen, die der Abteilungsleiter nicht aufgeben wollte. „Wir werden weiter um den Aufstieg kämpfen“, sagte Kokott und setzte sich nach der Trennung von Contala einfach selbst auf die Bank; „nur übergangsweise“ ließ er ausrichten, in der Winterpause wolle er einen Nachfolger finden.
Mit Herbert Heidenreich, ebenfalls ein ehemaliger Clubspieler, haben sie den inzwischen auch gefunden, allerdings tritt dieser seinen Posten erst zur kommenden Saison an, am Wochenende saß auf der Bank deshalb immer noch: Achim Kokott. Wobei „saß“ der falsche Begriff ist; 90 Minuten lang stand er neben der überdachten Bank, mit verschränkten Armen schimpfte er vor sich hin, wobei sich sein Ärger meistens gegen den Schiedsrichter richtete, an der Leistung seiner Mannschaft hatte Kokott nur wenig auszusetzen.Dank der Treffer von Artur Dutt (14. Minute), Michal Nowak (43.) und zweimal Szymon Pasko (33.+ 50.) war das Duell mit der Spielvereinigung Heßdorf, die bereits als Bezirksliga-Absteiger feststeht, eine eindeutige Angelegenheit.
Viel überraschender war dagegen, dass man bei diesem unterhaltsamen Sommerkick problemlos einen Parkplatz und einen Platz auf der schönen kleinen Tribüne bekommen konnte. Die Begeisterung rund um den TSV Kornburg hat nach dem ersten Heimspiel nicht lange angehalten, inzwischen haben sich die Besucherzahlen wieder auf dem gewohnten Niveau eingependelt, obwohl es ja längst wieder gute Gründe gibt, an der Kellermannstraße vorbeizuschauen.
Nach einer grandiosen Aufholjagd führen die Kornburger zwei Spieltage vor Schluss die Tabelle wieder an, drei Punkte Vorsprung haben sie auf den Relegationsplatz, am kommenden Sonntag wollen sie zu Hause gegen den ASV Zirndorf die letzten Zweifel beseitigen - mit einem Sieg käme Verfolger SpVgg Erlangen aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs nicht mehr heran - und anschließend ein großes Fest feiern. „Die Jungs haben toll zusammengehalten“, sagt der Langzeit-Interimstrainer Kokott, der trotzdem froh ist, wenn der neue Trainer da ist. „Die Saison hat mich viele Nerven gekostet.“ Eine Saison, die trotz aller Turbulenzen mit dem Aufstieg in die Landesliga enden könnte.
Einen neuen Sponsor bringt Heidenreich auch gleich mit, sie wollen sich künftig noch professioneller aufstellen und natürlich hoffen sie in Kornburg dann dauerhaft auf mehr Zuschauer. Erich Deinzer hat schon ein paar Ideen, auch das Wort „Bratwurst“ ist wieder gefallen.