2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Jahr um Jahr

Georg Mewes stellt seit 35 Jahren immer neue Mannschaften zusammen. Und jetzt fängt er nochmal an.

Georg Mewes, jetzt sind Sie schon so lange Trainer und treten bald Ihre letzte Station an – da können Sie uns doch einfach mal die reine Wahrheit erzählen. Klar, was wollen Sie hören?

Georg Mewes: Ich habe gerade noch eine E-Mail von Günter Pröpper bekommen, dem früheren Torjäger des Wuppertaler SV . Der hat mir geschrieben: Hoffentlich hörst Du nicht auf, die anderen sind alle so stromlinienförmig.

Was hat der Fußball, den Sie in den 1970er-Jahren als Spieler erlebten, mit dem heutigen gemeinsam?

Mewes: Gar nichts mehr. Damals gab es mehr Kameradschaft, obwohl auch da schon Geld geflossen ist. Und wir kamen alle höchstens fünf Kilometer aus der Umgebung. Das hatte den Vorteil, dass wir nach dem Spiel auch mal feiern konnten. Keiner war darauf angewiesen, noch 50, 60 Kilometer nach Hause zu fahren.

Was erleben Sie heute?

Mewes: Heute kommt die Freundin sonntags schon um viertel vor fünf mit dem Kulturbeutel an. Küsschen hier, Küsschen da – und ab nach Hause. Unsere Frauen kamen immer erst um 19 Uhr, da waren wir schon leicht angedüdelt.

War der Amateurfußball früher, sagen wir mal, unprofessioneller?

Mewes: Kann man so sagen, Ernährungsprobleme haben wir nie gehabt (lacht)

Wie haben Sie 1989 Ihren ersten Landesliga- Aufstieg als Trainer von Adler Osterfeld gefeiert?

Mewes: Ich habe mir erstmal eine Woche Urlaub genommen. Wir haben kein Ende gefunden. Irgendeiner hat am nächsten Tag immer noch wieder eine Idee gehabt, wo man weiterfeiern könnte, auf dem Platz, in einer Sandgrube, mit drei Kästen Bier. Wir haben einfach immer weitergefeiert. Es war schade, dass irgendwann die Sommerpause kam, da mussten wir aufhören.

Gab es früher mehr echte Typen in der Landesliga?

Mewes: Das waren alles Typen, eine richtige Rambo- Truppe. Die haben sich auf dem Platz schon mal die Meinung gegeigt, aber hinterher war alles vergessen. Ich musste als Trainer gar nicht viel machen. Die Spieler haben sich selbst erzogen. Sie waren sicher nicht die besten Fußballer, aber sie waren eine Mannschaft.

Wie stellt man eine Georg-Mewes-Mannschaft zusammen?

Mewes: Bei mir war nie Platz für irgendwelche Primadonnen. Ich habe mir bewusst auch solche Spieler geholt, die woanders Probleme hatten. Wenn wir uns zum ersten Mal getroffen haben, habe ich immer gesagt: Ich behandele Dich genauso, wie ich von Dir behandelt werden möchte. Dabei war es egal, ob das ein Hilfsschüler war oder ein Arzt.

Rambo-Truppe – heißt das auch, dass Ihre Spieler besonders hart eingestiegen sind?

Mewes: Ja, wir haben körperbetont gespielt. Unser Grundsatz lautete: Wenn einer humpelt, ist der nicht mehr schnell. Ich habe früher auch Vorstopper gespielt. Es gibt ja auch auf unserem Level viele Superstars, aber wenn die zweimal von hinten einen mitkriegen, springen die beim nächsten Mal ein bisschen höher.

Gab es früher mehr Disziplinarfälle?

Mewes: Wir mussten schon öfter vor die Strafkammer. Wenn Derbys in Oberhausen stattfanden, setzte das viele Emotionen frei. Die Schiedsrichter waren aber auch noch lockerer, haben einen nicht direkt vom Platz geschickt.

Ihre Spielphilosophie in einem Satz?

Mewes: Hinten dicht machen, richtig drauf gehen und auf Konter spielen.

Das gilt im heutigen Fußball nicht gerade als modern.

Mewes: Mich stören ja schon die ganzen neuen Fachausdrücke. Heute wollen einem 32-jährige Reporter etwas über Fußball erzählen. Umschaltspiel? Gegenpressing? Wenn wir früher den Ball haben wollten, sind wir auch hinterher gegangen. Der einzige Unterschied: Wir wären sogar noch den Flutlichtmast hochgeklettert.

Es hat also überhaupt keine Taktikrevolution gegeben?

Mewes: Wir haben immer Systeme und eine Taktik gehabt. Taktik heißt ja eigentlich nur, sich auf den Gegner einzustellen. Ob man das mit Dreier- oder Viererkette macht, ist vollkommen egal. Das Wichtigste ist, die Zweikämpfe zu gewinnen. Und am besten noch den Torabschluss zu finden.

Wie ist Ihre Offensive ausgerichtet?

Mewes: In meinen Mannschaften gibt es noch einen richtigen Stürmer, keine falsche Neun oder falsche Zehn. Flanke von außen, der Stürmer trifft – dass ist es doch, was die Leute sehen wollen.

Wenn die Lokalreporter zu Ihnen kommen, gebrauchen die auch schon die Modewörter?

Mewes: Ja, klar. Ich sage dann immer: Wo bin ich denn hier? Es hat mich aber noch nie einer als altmodisch bezeichnet. Es ist doch so: Der Fußball war früher einfach, und er ist heute einfach. Der Messi hat auch mal zum Trainer gesagt: Es ist mir egal, mit welcher Taktik wir spielen. Ich nehme mir den Ball, berühre den dreimal und haue ihn dann rein.

Um es noch einmal festzuhalten: War jetzt früher alles besser oder nicht?

Mewes: Schöner war’s, auch wenn es weniger Geld gab.

Wie sehr vermissen Sie die Zeiten heutzutage?

Mewes:Ich bin seit sechs Jahren beim FC Hö-Nie, und dort ist es zum Glück anders als bei anderen Klubs. Wir sind der einzige Oberligist, der stark von der Kameradschaft lebt.

Obwohl die Spieler nicht aus der Umgebung kommen. Woher reisen die an?

Mewes: Die Jungs kommen alle aus dem Ruhrgebiet. Markus Heppke, unser Kapitän, hat den weitesten Weg. Er muss aus Essen nach oben fahren. Das Problem ist: In der Umgebung von Kalkar ist ja nichts außer Kleve, und das ist auch schon 30 Kilometer weg. Wir sprechen von einem Dorf mit 4000 Einwohnern.

Wie oft müssen Ihre Spieler zum Training kommen?

Mewes: Dreimal in der Woche, aber in der Vorbereitung sechsmal, und das ist schon hart. Wir haben deshalb Fahrgemeinschaften gebildet. Ich kann Spieler nicht aus allen Winkeln NRW s holen, sondern muss schauen, dass es geographisch passt. Und natürlich auch menschlich...

Geographisch ist aber wichtiger?

Mewes: Ja, klar, ich muss zuerst wissen, wo sie wohnen. Erst danach schaue ich, ob die in Ordnung sind, und dann muss es auch vom Geld her passen. Das Wichtigste aber ist, dass die Jungs zusammen im Wagen fahren können.

Breiten Sie eine Landkarte vor sich aus, wenn Sie den Kader zusammenstellen?

Mewes: So ungefähr. Die Wahrheit ist: Ich habe das größte Netzwerk im Amateurfußball. Wenn Sie mir sagen, ich habe 100.000 Euro zu Verfügung, stelle ich Ihnen sofort eine Mannschaft zusammen. Ich kann das aber auch für 50.000 und für 500.000.

Und Sie besitzen von allen Spielern die Telefonnummer?

Mewes: Sagen wir es mal so: Ich habe alles, was ich brauche.

Peter Neururer hatte mal eine private Spielerdatenbank aufgebaut. Wie machen Sie das?

Mewes: Ich arbeite nicht mit dem Laptop, sondern habe alles im Kopf. Das ist mein Gehirnjogging, ich bin schließlich schon etwas älter. Ich kriege auch immer wieder junge Spieler angeboten, weil ich dafür bekannt bin, dass ich sie ins Team einbaue. Ich gehe an jeden Spieler ran – mehr als nein sagen, kann ja niemand. Was Transfers angeht, bin ich frech wie eine Hundeschnauze.

Zu Ihrer aktiven Zeit gab es weniger Geld für die Spieler, haben Sie gesagt. Warum?

Mewes: Wir waren früher so heimatverbunden, dass wir gar nicht woandershin fahren wollten. Da hat man dann beim Heimatverein halt das bekommen, was die Sponsoren reingetan haben. Da hat man nicht lange rumgefeilscht. Ich brauchte früher mit den Spielern gar nicht verhandeln.

Was haben Sie als Trainer in Ihrer ersten Saison bekommen?

Mewes: 1200 Mark.

Im Monat?

Mewes: Ja, ich war immer schon teuer. Das war vom Einkommen her nicht so schlecht. Zumal ich auch noch im Hauptjob bei RWE gearbeitet habe. Ich war in der Nachrichtentechnik, musste Leitungen überwachen, in denen 380.000 Volt ankamen, hatte viel Bereitschaftsdienst. Deswegen konnte ich als Trainer auch nie höher arbeiten.

Sie sind bei Ihren Klubs auch immer Sportlicher Leiter. Was verdienen die Spieler heute?

Mewes: Das weiß ich nicht. Ich führe die Verhandlungen, weiß aber nicht genau, was der Vorsitzende auf den Zettel schreibt. Für unseren Standort Hönnepel muss man auf jeden Fall schon mal 200 Euro Fahrgeld zahlen. Denn da fährt jeder über 100 Kilometer. Wer macht das denn freiwillig?

Was lernt man als Sportlicher Leiter?

Mewes: Wer in der Oberliga einen Berater hat, mit dem spreche ich prinzipiell nicht. Ich glaube, dass solche Spieler auch auf dem Platz nicht selbstständig sind. Bei uns rennen heute schon 15-Jährige mit einem Berater rum, das glaubst du nicht. Die wissen vermutlich nicht, wo es eine Zahnbürste zu kaufen gibt. Das muss der Berater dann für die machen.

Wo treffen Sie sich mit den Spielern?

Mewes: Im Bistro „Alex“ im Centro in Oberhausen, das ist mein Hauptquartier. Oder auf einem Parkplatz in Düsseldorf, Bocholt oder in Solingen. Das kriegt ja keiner mit. Die Zuschauer denken, dass man mit einem neuen Spieler nur einmal sprechen muss. In Wahrheit spreche ich mit 30 Spielern, um ein, zwei zu bekommen, die richtig passen.

Die Zuschauerzahlen im Amateurfußball sinken, weil die Bundesliga sonntags spielt. Wer kommt denn heute noch zu den Spielen?

Mewes: Etwas zugespitzt gesagt: die Freundin und die Brüder.

Wie kann man den Zustand ändern, was schlagen Sie vor?

Mewes: Die Spieler dürfen eigentlich höchstens zehn Kilometer entfernt wohnen. Dann ist es auch einfacher, finanzielle Unterstützung zu finden. Dann muss ich als Trainer nur zwei Jugendspieler in die Mannschaft reinknallen – das ist dann die beste Werbung, um mehr Sponsoren zu gewinnen.

Haben Sie in Ihrer Trainerlaufbahn so etwas nochmal erlebt?

Mewes: Beim SV Sonsbeck war es schon ziemlich familiär, da haben wir sogar zusammen Brot gebacken, als wir aufgestiegen waren. Und bei den Spielen waren jeden Sonntag 800 Zuschauer im Stadion. Von meiner ersten Elf kamen neun Mann aus dem Ort.

Wer waren die Leistungsträger?

Mewes: Da gab es drei Brüder, die waren total verpeilt, aber die konnten Fußball spielen. Wenn Borussia Mönchengladbach gespielt hatte, haben die gefeiert, da konnte man die vergessen. Einen musste ich sogar mal aus der Ausnüchterungszelle holen, damit er spielen konnte.

Sie hatten auch dort eine erfolgreiche Zeit, sind wieder einmal aufgestiegen.

Mewes: Wir mussten am Ende sogar auf den Rathausbalkon und durften uns ins Goldene Buch eintragen. Es war besonders wichtig für mich, dass ich nicht im Dorf wohnte. So habe ich nicht mitbekommen, wer abends in der Kneipe war.

Was haben Sie gemacht, wenn Sie ein anderer Klub angerufen hat?

Mewes: Ich habe immer erstmal geschaut, wie lange die vorherigen Trainer im Amt waren. Wenn die alle halbe Jahre gewechselt haben, war das nichts für mich. Ich bin bis auf meine Zeit beim TuS Nettetal, der einfach zu weit weg war, immer länger als zwei Jahre geblieben.

Ihre größte Herausforderung?

Mewes: Bei Turu 80 in Düsseldorf. Da waren 17 Spieler abgehauen und 17 neue gekommen. Heinz Schneider, der Hauptsponsor, sagte: Wir wollen bloß nicht nochmal absteigen in die Bezirksliga. Am Ende sind wir mit der Truppe sofort wieder aufgestiegen. Da haben wir bei Union Solingen vor 8500 Zuschauern gespielt.

Was war das größte Talent, das je durch Ihre Hände gegangen ist?

Mewes: Stephan Barth, ein Spieler, den mir Enatz Dietz gegeben hat. Und aktuell: Andre Trienenjost, den ich bei Hamborn 07 aus der A-Jugend geholt habe. Ich habe ihn verpflichtet, obwohl er damals gerade verletzt war. Und er hat jetzt in vier Jahren Oberliga über 100 Tore geschossen. Er ist bereits seit sechs Jahren bei mir.

Was wurde aus Stephan Barth?

Mewes: Er war ein riesiges Talent, starker linker Fuß – aber er ist damit zu schlampig umgegangen. Mal hatte er gelbe Haare, mal blaue, mal rote. Er hat sich nicht durchgebissen, spielt inzwischen in der Kreisliga B. Ich habe in all den Jahren keinen besseren Spieler gehabt. Er hätte locker zweite Bundesliga spielen können.

Wie coachen Sie Ihr Team während des Spiels?

Mewes: Der liebe Gott hat mir eine Stimme gegeben, ich brauche keinen Zettel. Wenn ich etwas Größeres verändern will, winke ich Markus Heppke heran, unseren Spielführer. Der Trick ist: Wenn der Ball im Seitenaus landet, verlängere ich ihn mit der Hacke hinter die Bande, und dann habe ich genug Zeit dafür.

Sie müssen es wissen: Wo gibt es die beste Bratwurst am Niederrhein?

Mewes: Weiß ich nicht. Ich bin vor Spielen so angespannt, dass ich nichts runter kriege. Und nach den Spielen kann ich nicht schlafen – mir geht’s eigentlich erst Dienstag wieder besser, wenn ich beim Training mit den Jungs gesprochen habe.

Trainer im Amateurfußball – das bedeutet täglichen Stress?

Mewes: Es ist traurig, dass ich mir das immer noch nicht abgewöhnt habe. Ich muss ja keinem mehr etwas beweisen, aber dieses Kribbeln lässt sich nicht abstellen. Ich mache mir vielleicht einfach zu viele Gedanken. Die ganze Woche bin ich nur am Überlegen.

Was bereitet Ihnen die größten Sorgen?

Mewes: Die Machtlosigkeit ist es, was mich kaputt macht. Ich kann kein Tor schießen und keins verhindern, sondern stehe doof an der Seitenlinie herum und habe keinen Einfluss. Das gehört aber auch zum Trainerjob dazu. Wenn mir alles egal wäre, müsste ich sofort aufhören.

Wie gefährdet ist Ihre Gesundheit?

Mewes: Ich hatte vor 21 Jahren einen Herzinfarkt, habe zwei Bypässe bekommen und danach ging es Klickklack im Kopf. Ich bin in allem etwas gelassener geworden, auch als Trainer. Vorher habe ich 60 Zigaretten am Tag geraucht, wie der Cruyff. Der hat zwei Monate später einen Herzinfarkt gehabt. Mit meinem Kardiologen spiele ich jetzt sonntagsmorgens Fußball.

Wer waren die besten Trainerkollegen, die Sie erlebt haben?

Mewes: Norbert Meier war bei den Amateuren von Borussia Mönchengladbach, als ich bei Adler Osterfeld gearbeitet habe. Gerd Zewe hat den FC Zons in der Verbandsliga trainiert, bis der Vorsitzende in den Knast kam. Und dann natürlich noch Fred Bockholt – und Hans-Günter Bruns. Wir haben uns schon so manche Schlachten geliefert, vor 25 Jahren Sardegna Oberhausen gegen Adler Osterfeld.

Wie ging das Spiel aus?

Mewes: Der Günner hat 4:2 gewonnen, das weiß ich noch, das war zu Verbandsligazeiten. Der setzt auf dieselben Werte wie ich, und ist so vor ein paar Jahren mit RWO in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Es ist also auch nicht alles schlecht, was von älteren Trainern gemacht wird.

Welcher jüngere Trainer sollte mehr Beachtung finden?

Mewes: Toni Molina, der beim VfB Hilden und Schwarz-Weiss Essen war und jetzt zum SC Kapellen wechselt. Ein angenehmer Typ.

Was zeichnet einen guten Trainer aus?

Mewes: 95 Prozent sind die Kaderzusammenstellung. Heute brauche ich nur „Inter Mailand“ oder „FC Barcelona“ ins Internet eingeben, dann weiß ich, was die beim Training machen. Und dann kann ich das nachmachen. Ob ich Hütchen am Düsseldorfer Flughafen aufbaue oder nicht, es bringt mir nichts, wenn ich die Mannschaft nicht kitzeln kann. Man sagt mir nach, dass ich immer das Optimale aus meinen Spielern heraushole. Ich kann die so heiß machen, dass die hinterher glauben, sie sind die Größten.

Warum fahren die Mannschaften eigentlich alle immer nach Mallorca?

Mewes: Wir waren auch schon mal in Bulgarien, aber Ballermann ist Ballermann, da triffst du einfach jeden. Das ist für mich nach Saisonende auch immer eine gute Spielerbörse. Da haue ich die Spieler an, wenn sie noch nicht ganz so voll sind, da kann ich gute Gespräche führen.

Ist es denn normal, dass die Trainer mit ihren Spielern mitfahren?

Mewes: Man sieht schon eher selten andere Trainer, das ist wahr. Ich fahre immer mit. Meiner Frau sage ich, dass ich auf die Jungs aufpassen muss. Wenn die um ein Uhr noch in den Bierkönig gehen, bin ich aber längst im Bett. Ich bin morgens immer der Einzige, der frühstücken geht (lacht).

Wie oft waren Sie als Trainer schon auf Mallorca?

Mewes: Ich war schon über 30 Mal am Ballermann und einmal war ich in Cala Ratjada, aber da musste man anderthalb Stunden mit dem Bus fahren.

Was war die denkwürdigste Tour?

Mewes: Die schlimmste Fahrt war im vergangenen Jahr mit Hö-Nie. Wir haben auf Malle unseren Aufstieg gefeiert, und als wir wiederkamen, hatte der Vorstand entschieden, dass man darauf verzichtet. Ich konnte den Verein schon verstehen, weil das ein finanzieller Kraftakt gewesen wäre – aber das war die größte Enttäuschung meiner Trainerkarriere.

Der Höhepunkt?

Mewes: Unser Pokalsieg nach Verlängerung und Elfmeterschießen bei RWO mit Trainer Mario Basler. Der konnte unseren Vereinsnamen gar nicht aussprechen. Wir sind vollkommen überraschend ins Finale gegen Rot-Weiss Essen eingezogen. Nach dem Spiel habe ich Basler gefragt: Weißt Du jetzt, wie wir heißen?

Jetzt fangen Sie im Sommer beim TV Jahn Hiesfeld nochmal von vorne an. Dort sollen Sie einen Neuaufbau stemmen. Warum tuen Sie sich das an?

Mewes: Einfach kann jeder. Ich muss in Hiesfeld alles neu aufbauen und habe bereits überall Kontakte zu jungen Spielern. Ich krempele noch einmal alles um, und ich werde das schaffen.

Sie haben seit 1981 als Trainer durchgearbeitet. Was war eigentlich die längste Zeit ohne Job?

Mewes: Gab es gar nicht. Ich habe immer einen Verein gehabt. Meine Frau ist aber immer froh, wenn die Sommer- oder Winterpause wieder vorbei ist. Ich gucke sonst plötzlich in irgendwelche Schränke, in die ich sonst nie gucke.

Wie nutzen Sie die kurze Zeit zwischendurch?

Mewes: In dieser Winterpause habe ich mich zwei Wochen ausgeruht, weil die Hinrunde wirklich sehr anstrengend war, und dann habe ich geschaut, ob nicht irgendwo in der Nähe ein Hallenturnier ist. Ich brauche das einfach, ich werde wohl irgendwann mal auf dem Platz umkippen.

Was wäre die Alternative?

Mewes: Ich würde mit den Rentnern in Sterkrade auf dem Markt stehen und über Krankheiten reden. Da höre ich mir doch lieber in der Kabine an, was die Jungs mit ihren Freundinnen unternommen haben.

Aufrufe: 030.3.2016, 09:00 Uhr
Thorsten SchaarAutor