2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Sonst ein dynamischer Antreiber des Jahn, am Sonntag aber der große Pechvogel: Fabian Trettenbach  Foto: Eibner
Sonst ein dynamischer Antreiber des Jahn, am Sonntag aber der große Pechvogel: Fabian Trettenbach Foto: Eibner

Jahn wird Experte für Fußball-Dramen

Nach dem Slapstick-Gegentor in Mainz fahren die Regensburger wieder ohne Punkte heim +++ Zumindest bei der Klubkasse gibt es Positives

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Es ist nicht überliefert, ob Fabian Trettenbach, Defensivspieler im Ensemble des SSV Jahn, in der Nacht vom Sonntag auf Montag schlecht geträumt hat. Könnte durchaus aber sein, weil bei einem Fußballer prägnante Spielszenen hinterher oftmals im Kopf in einer Endlosschleife ablaufen. So wird sich auch der 22-Jährige, wenn sicher höchst ungern, vielleicht wieder an seinem fatalen Schnitzer erinnert haben, der zur 0:1-Niederlage des Regensburger-Drittligisten bei der Zweiten des Bundesligisten FSV Mainz 05 führte.

Die entscheidende 89. Minute im Schnelldurchlauf: Nach einem fragwürdigen Freistoß der Mainzer trifft Trettenbach den Ball nicht, und nach dessen Luftloch kann Damian Roßbach, der aufgerückte FSV-Verteidiger, mühelos das späte Siegtor der Gastgeber erzielen. Da war sie wieder, die unsichtbare Faust, die in dieser Saison so oft schon den Jahn getroffen hat. Beinahe muss man davon ausgehen, dass der Ausschuss für die Zuteilung von sportlichen Dramen jedweder Art in dieser Drittligasaison das vereinfachte Verfahren anwendet: alles zum Jahn!

Eine Fülle an Gruselgeschichten

Wer später einmal in den Annalen der Rot-Weißen die Storys über die Spielzeit 2014/15 durchblättern wird, der wird fast glauben, ins Regal mit den Gruselgeschichten gegriffen zu haben. Vorwürfe aus der Mannschaft wurden Trettenbach nicht gemacht. ,,So etwas kann passieren", nahm Verteidiger Markus Palionis seinen Teamkollegen in Schutz. Hernach, bei der Pressekonferenz im Bruchwegstadion in Mainz, beugte sich Alexander Schmidt vor, holte tief Luft und musste das tun, was er die Wochen zuvor auswärts bislang fast immer tun musste - der Jahn-Trainer kommentierte eine Niederlage seines Teams. Das hatte wieder einmal einen Slapstick-Gegentreffer kassiert, wie man ihn sonst in der Liga selten sieht. Es war die siebte Jahn-Schlappe im achten Saisonspiel in der Fremde. In der Auswärtsskala der Tabelle stehen die Regensburger mit drei Punkten auf dem letzten Platz. Den einzigen Dreier haben sie sich vor zwei Monaten am 27. August, mit dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart II buchstäblich erzittert. Seit der elften Runde und nach zehn Niederlagen in 15 Spielen trägt der Jahn nun bereits die ,,Rote Laterne", was nach dem absurden Zwischenzeugnis wenig überrascht.

Kaum Impulse nach vorne

Am Sonntag hatte die geduldigere Mannschaft gewonnen. Auch deshalb, weil die Rot-Weißen ohne große Überzeugung das Umschaltspiel nach vorne betrieben hatten. Als im Jahn-Mittelfeld Ideen gesucht wurden, meldete sich einzig Aias Aosman zu Wort, der jedoch allein auf weiter Flur stand. ,,Im Spiel nach vorne waren wir zu behäbig", bilanzierte Jahn-Cioach Schmidt nach dem neuerlichen Tiefpunkt. Vielleicht lag die Offensivmisere aber auch daran, zumindest im zweiten Durchgang, dass nach seinen Einwechslungen von Andreas Güntner für Daniel Franziskus und Andreas Geipl für Uwe Hesse neben Kapitän Oliver Hein und Trettenbach, dann vier Defensivkräfte im Mittelfeldspiel Impulse nach vorne geben sollten - was aber kaum gelang.

Somit ist Fakt, dass der Regensburger Drittligist derzeit hinter den Kulissen zweifellos erfolgreicher ist als auf dem Rasen. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die Altverbindlichkeiten des Jahn weg sind. Das war ein Betrag in Höhe von zirka drei Millionen Euro, der mit Rangrücktritten versehen war.

Angeblich soll es eine vertragliche Einigung darüber gegeben haben, dass die Altlasten, die den Jahn seit der Zweitligasaison 2003/04 drückten, nicht mehr bestehen. Dass dies tatsächlich jetzt der Fall ist, wird auch von dem Jahn-Vorstandsvorsitzenden, Hans Rothammer, bestätigt, auf dessen Initiative die Einigung auch zustande gekommen sein soll.

Aufrufe: 027.10.2014, 16:14 Uhr
Heinz ReichenwallnerAutor