2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Am Ende kommt im Spiel gegen Erfurt der Nebel – und ein ratloser Jann George (links). Foto: Nickl
Am Ende kommt im Spiel gegen Erfurt der Nebel – und ein ratloser Jann George (links). Foto: Nickl

Jahn: Mittendrin im Abstiegskampf

Bei den Regensburgern schrillen die Alarmglocken +++ Der Trainer redet den Spielern wieder einmal ins Gewissen.

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Marco Grüttner redete Klartext: „Wir sind mittendrin im Abstiegskampf“, sagte der Stürmer am Freitagabend nach der bitteren 0:1-Niederlage gegen Erfurt. Zwar sind es immer noch drei Punkte, die seinen SSV Jahn Regensburg in der 3. Liga von den schlimmen drei Plätzen am Tabellenende trennen, dieser Vorsprung könnte aber schnell verbraucht sein. „Wir müssen jetzt zusammenstehen und die Dinge erzwingen“, formulierte Grüttner die Losung für die kommenden Wochen.

Zusammenstehen, die Dinge erzwingen. Dies hatten sich die Regensburger sicher auch gegen den FC Rot-Weiß Erfurt vorgenommen. Nach einer ereignisarmen ersten Hälfte ließen sich die Jahn-Spieler nach der Pause von den Gästen aber den Schneid abkaufen. „Wir hatten uns in der Halbzeit vorgenommen, weiter nach vorne zu spielen“, erzählte Trainer Heiko Herrlich nach der Partie. Das klappte aber nicht. Vielmehr drängten die Erfurter eine Viertelstunde lang mit Macht auf ein Tor, schossen dies dann – und fuhren am Ende mit den drei Punkten nach Hause.

Die Bilanz eines Absteigers

Vier Punkte aus den vergangenen sieben Spielen, rechnete Herrlich später vor: Dies sei die Bilanz eines Absteigers. In der Tat ist die aktuelle Form- und Ergebniskurve der Regensburger besorgniserregend. Auch Torwart Philipp Pentke zeigte sich nach der Partie gegen Erfurt etwas ratlos, warum der Gegner in der zweiten Halbzeit so einfach das Ruder auf dem Platz übernehmen konnte. Er habe versucht etwas zu tun, habe seine Vorderleute motiviert – gebracht hat es wenig.

Während der Jahn in der Anfangsphase der Saison mit viel Selbstvertrauen auftrat und enge Partien meistens für sich entscheiden konnte, schlug das Pendel zuletzt oft für den Gegner aus. Nun auch wieder gegen Erfurt. An Andy Geipl, der am Ende mit seinem verschossenen Elfmeter zum großen Pechvogel wurde, wollte die Niederlage allerdings keiner festmachen. „Das passiert eben“, stellte Pentke trocken fest. Er erinnerte genauso wie Herrlich daran, dass Geipl den wichtigsten Elfmeter in diesem Jahr verwandelte hatte: den in der Aufstiegsrelegation gegen Wolfsburg.

Die Euphorie des Sommers ist mittlerweile aber längst verflogen. Der Jahn ist im harten Alltag der 3. Liga angekommen. Noch immer ist das Tabellenmittelfeld relativ eng zusammen, zuletzt rutschten die Regensburger aber nach und nach ab.

Zwei Partien noch in diesem Jahr

Dabei wäre das Rezept, um mit guten Gefühlen in die Winterpause gehen zu können, ganz simpel: „Wir müssen einfach die nächsten beiden Spiele positiv gestalten“, sagt Pentke. Gegen Chemnitz und Münster müssen die Regensburger in diesem Jahr noch ran. Zwei Partien, die entscheidend dafür sein könnten, ob sich der Klub auf lange Sicht mit dem Abstiegskampf beschäftigen muss.

Mit der Aufstellung des Trainers sollten sich die Spieler dagegen am besten überhaupt nicht beschäftigen, findet zumindest Herrlich selbst. „Da liegt gerade auch unser Problem“, kritisierte der Trainer. Als er vor vier Wochen den Spieler erklärte, dass es ab sofort wieder einen völlig offenen Konkurrenzkampf um die Plätze in der Startelf gebe, habe „dem einen oder anderen die Selbstkritik gefehlt“. Mancher habe sich ins Schneckenhaus zurückgezogen. Es sei der Leistung nicht zuträglich, glaubt Herrlich, „wenn ich mich nur damit beschäftige, warum jetzt der spielt und nicht ich“. Es gelte vielmehr, Entscheidungen zu akzeptieren. Insbesondere angesichts der aktuellen sportlichen Entwicklung sollte es da überhaupt keine Diskussionen geben, findet der Ex-Profi: „Ich denke, das steht mir auch zu, dass ich dann mal durchtausche.“

Der Jahn-Coach machte nach der Partie gegen Erfurt unmissverständlich deutlich, dass er ab sofort noch mehr darauf achten werde, dass es keine Extratouren gibt. Er habe kein Verständnis dafür, wenn es „hier ein Grüppchen, da ein Grüppchen“ gebe. Der Teamgedanke sei im vergangenen Sommer die große Stärke der Mannschaft gewesen: „Im Moment bewegen wir uns gerade aber ein bisschen davon weg, ein Team zu sein.“ Die Mannschaft müsse umgehend wieder zusammenrücken: „Wir sind in einer Negativspirale. Und die geht auch noch weiter nach unten.“

Aufrufe: 05.12.2016, 16:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor