2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligavorschau
Erik Thommy (Mitte) wird nach seiner Verletzung von Jahn-Mannschaftsarzt Andreas Harlass-Neuking vom Platz (l.)begleitet. Am Samstag ist der zuletzt überragende Flügelflitzer wieder einsatzbereit.  Foto: Nickl
Erik Thommy (Mitte) wird nach seiner Verletzung von Jahn-Mannschaftsarzt Andreas Harlass-Neuking vom Platz (l.)begleitet. Am Samstag ist der zuletzt überragende Flügelflitzer wieder einsatzbereit. Foto: Nickl

Jahn: Herrlich fordert Respekt ein

Der Coach hat die Startelf verändert. Die beleidigten Gesichter danach hat er registriert und seine Schlüsse daraus gezogen.

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Etliche neue Namen mussten die Fans des SSV Jahn am vergangenen Samstag skandieren, als vom Stadionsprecher die Aufstellung vorgestellt wurde. Für die Parte gegen den SV Wehen Wiesbaden hatte Trainer Heiko Herrlich einige Änderungen in der Startelf angekündigt – und dies dann wahr gemacht.

Andre Luge, Haris Hyseni, Benedikt Saller und Sebastian Nachreiner rückten rein, Marc Lais, Kolja Pusch, Sven Kopp und Marco Grüttner raus. Den neuen Ersatzleuten gefiel das natürlich nicht. Persönliche Befindlichkeiten müssten im Profi-Fußball allerdings hinten anstehen, sagt Herrlich: „Es geht da um die Sache, um den Verein.“ Am Samstag um 14 Uhr müssen die Regensburger bei Holstein Kiel ran. Bereits am Freitag ist die Mannschaft mit dem Zug angereist. Acht Stunden dauert die Fahrt in den hohen Norden. Herrlich hätte also viel Zeit, um dem einen oder anderen Spieler ausführlich zu erklären, warum er zuletzt nicht von Beginn an auf dem Platz stand. Er will das aber gar nicht.


Jeder habe gewusst, was Sache ist

Bereits Anfang November, nach dem verlorenen Spiel in Bremen, habe er vor versammelter Mannschaft erklärt, dass es ab sofort wieder einen neuen Wettkampf um die Stammplätze gebe, sagt er. Jeder habe gewusst, was Sache ist: „Die Spieler sollten auch Verständnis dafür haben, dass man nicht bei jedem einzeln die Befindlichkeit abcheckt.“ Der Verein müsse im Vordergrund stehen. „Da sind wir dann auch einen Schritt weiter, wenn das akzeptiert wird“, findet Herrlich.

„Die Spieler sollten auch Verständnis dafür haben, dass man nicht bei jedem einzeln die Befindlichkeit abcheckt.“ Jahn-Trainer Heiko Herrlich

Dass es einem Spieler nicht gefällt, wenn er auf die Ersatzbank muss, kann Herrlich nachvollziehen. Er erwarte aber dennoch professionelles Verhalten. „Der eine oder andere ist mit einem beleidigten Gesicht herumgelaufen“, erzählt er, das habe er genau registriert. Insbesondere sei ihm das Verhalten rund um das Spiel wichtig. Er registrierte es genau, wenn jemand für schlechte Stimmung sorge: „Und da bin ich dann auch nachtragend.“ Die Spieler fordern immer Respekt ein, argumentiert Herrlich, es müsse aber auch andersrum respektiert werden, wenn er Entscheidungen treffe: „Nicht nur mir gegenüber, sondern auch gegenüber den Mitspielern.“ Die würden ja auch wollen, dass die anderen sich mitfreuen – „und nicht am Rand sitzen und eine Fresse ziehen. Das ist der Tod einer Mannschaft“. Explizit nannte Herrlich mit Marco Grüttner ein positives Beispiel: „Er ist professionell damit umgegangen und hat das ohne zu murren akzeptiert.“


„Neue Möglichkeiten geschaffen“

Nur der Verein, das Ergebnis der Mannschaft zählt, das predigt Herrlich seit seinem Start beim Jahn. Umso mehr freut es ihn, dass die Partie gegen Wehen „uns ganz neue Möglichkeiten geschaffen hat“. Einige Spieler hätten ihre Chance gut genutzt und sind somit weiterhin Kandidaten für die Startelf. Auch Erik Thommy, der gegen die Wiesbadener eine überragende Leistung zeigte, wird in Kiel wieder dabei sein. Am vergangenen Samstag musste er direkt nach seinem zweiten Tor noch verletzt raus. „Die Wade hat zugemacht“, erzählt Herrlich. Mittlerweile sei er aber wieder fit und vollkommen einsatzbereit.

Mit dem Rückenwind der zuletzt guten Leistung will der Jahn nun auch aus Kiel etwas mitnehmen. Dort hängen die Trauben aber hoch, wie Herrlich weiß. Nur zwölf Gegentore haben die Kieler bisher kassiert: „Das ist die zweitbeste Abwehr der Liga, das ist wirklich eine Festung. Es ist sehr schwer, gegen sie ein Tor zu machen.“



Beruhigendes Polster

An sich kann der Jahn derzeit aber befreit aufspielen. Mit sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge hat er ein beruhigendes Polster. Bei einem Sieg in Kiel würden die Regensburger nicht nur die Gastgeber in der Tabelle überholen, sondern sich möglicherweise auch wieder Tuchfühlung zur Spitzengruppe erarbeiten. Möglich sei alles, findet Herrlich: „Ich traue meiner Mannschaft sehr viel zu, auch, dass wir in Kiel bestehen können.“

Aufrufe: 025.11.2016, 17:00 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor