Es wird viel geredet beim SSV Jahn in diesen Tagen. Über Vergangenes und Zukünftiges, über die sportliche Lage und über Geld. Erst einmal aber ging es ziemlich locker beim ersten Training in dieser Woche zu. Ein paar Läufe, entspannte Übungen mit dem Ball und am Ende ein munteres Spielchen standen gestern auf dem Programm der Mannschaft von Trainer Alexander Schmidt.
Ein neues Gesicht war dabei auch zu entdecken: Oleksiy Dovgy, eine defensiver Mittelfeldspieler aus de Ukraine, wurde getestet. Auf dem Nachbarplatz übte einsam mit Angreifer Bienvenue Basana Mazala (zuletzt 1. FC Köln II)) ein weiterer Gastspieler, der sich beim Jahn aber ,,nur fit halten werde", so Sportchef Christian Keller.
Mit Lukas Sinkiewicz, Markus Palionis und Uwe Hesse hat der Regensburger Fußball-Drittligist zuletzt schon drei erfahrene Verstärkungen kurzfristig für den Abstiegskampf verpflichtet. Eventuell kommt vor der Auswärtspartie bei der Zweiten des Bundesligisten FSV Mainz 05 (Sonntag, 14 Uhr) noch ein vierter Neuer beim Tabellenletzten hinzu, was von offizieller Seite beim Jahn aber noch nicht bestätigt worden ist. Jedenfalls spielt seit zwölf Tagen mit Gregory Lorenzi ein 30-jähriger Abwehrmann vor und ist scheinbar von den Verantwortlichen der Rot-Weißen für gut befunden worden.
Der gebürtige Franzose konnte auf der linken Innenverteidigerposition bereits im Test gegen den österreichischen Erstligisten SV Josko Ried mit starkem Kopfball- und Stellungsspiel sowie mit viel Übersicht überzeugen. Lorenzi, 1,85 Meter groß, brachte es in der französischen Ligue 1 bei Stade Brest und dem AC Arles-Avignon auf 39 Einsätze und war 31 Mal in der zweiten französischen Liga für Brest und den SC Bastia am Ball. Zuletzt war der Defensivspieler beim RAEC Mons unter Vertrag. Den bis Sommer 2015 datierten Kontrakt beim belgischen Zweitdivisionär hat Lorenzi am 1. September 2014 vorzeitig aufgelöst.
Die Rot-Weißen würden wohl auch gerne noch einen Stürmer holen, doch sei ein solcher, der vielleicht Tore garantieren kann, einfach nicht zu finanzieren, klärt Keller auf. Das überrascht, weil der Jahn, der mit einem schmalen Spieler-Budget von 1,6 Millionen Euro in die Saison gegangen war, dem Vernehmen nach fast eine halbe Million Euro jetzt zusätzlich für Verstärkungen zur Verfügung hat. Aus dem Jahn-Lager hört man dazu, dass dieses Geld aus generierten Mehrerlösen im Sponsoring und aus weiteren Einlagen der Investoren in der Kapitalgesellschaft des Vereins komme.
Dies löst bei Stratos zwiespältige Gefühle aus. Er erzählt davon, dass der Jahn vergangene Saison vor dem 25.Spieltag mit sechs Punkten Rückstand noch in Schlagdistanz zu dem Drittplatzierten SV Darmstadt gewesen. Und eben in Darmstadt musste der Jahn dann antreten. Er und auch Spieler seien bei der Klubführung vorstellig geworden, ob man dieses Mal, entgegen der 300-Kilometer-Faustregel bei Auswärtspartien, nicht doch einen Tag vorher anreisen könnte, um sich besser auf das Spiel vorzubereiten. Dies wurde abgelehnt. ,,Die 2000 Euro Hotelkosten wollte man damals nicht investieren", sagt Stratos. Er hätte umso mehr gerne unter den aktuellen Bedingungen gearbeitet. ,,Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster", sagt er, ,,aber wenn mein Kader aus der vergangenen Saison genauso verstärkt worden wäre wie jetzt, sage ich, dass wir oben mitspielen hätten können."