2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Pascal Itter (l.) hat im Teambus des SC Paderborn Platz genommen.  Foto: Itter
Pascal Itter (l.) hat im Teambus des SC Paderborn Platz genommen. Foto: Itter

Itter: Mit Paderborn auf zu neuen Ufern

Ruhrpott, Salzburg, Westfalen – Schierlinger erlebt bei Drittligist seine dritte Station und freut sich auf den SSV Jahn.

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Die Umzugskoffer hat Pascal Itter schon wieder verstaut. „Es ist halt das Los eines Profis, dass er verschiedene Stationen haben kann. Große Probleme bereitet mir das nicht, man muss sich von früheren Orten auch lösen können“, sagt der 21-jährige Fußballer aus Schierling. Im Vorjahr hatte es ihn vom FC Schalke 04 zum österreichischen Erstligisten SV Grödig verschlagen. In diesem Sommer übersiedelte er 700 Kilometer in die Gegenrichtung: Der Rechtsverteidiger hat beim Drittligisten SC Paderborn einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. „Mit dem Verein will ich den größtmöglichen Erfolg haben und mir selbst einen Stammplatz erkämpfen.“

„Auf Schalke hatte ich mal eine WG. Jetzt will ich schalten und walten, wie ich mag.“ Pascal Itter

In der Nachbarrepublik hatte sich Itter wohl gefühlt. „Wir waren eine coole Truppe mit großem Zusammenhalt“, blickt er zurück. Trotz leidenschaftlichen Einsatzes verpasste der Salzburger Vorort-Klub Grödig aber den Klassenerhalt. „Wir hatten bis zum Schluss gehofft. Aber im Frühjahr ging einiges schief, obwohl wir nicht schlecht gespielt haben.“ Wenige Tage nach dem Abstieg traf die Spieler die nächste Schreckensnachricht: Der Verein zog sich aus dem Profi-Fußball zurück.

Mit dem Fahrrad ins Training

„Aber nur ein einziger aus unserer Mannschaft hatte überhaupt Vertrag für die Zweite Liga. Für die meisten Spieler war klar, dass es nach dem Abstieg zu einem anderen Verein geht“, so der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler. Er selbst habe sich „nicht extrem viele Gedanken“ gemacht und sei entspannt in die Sommerpause gegangen. „Ich habe in Grödig in der Schlussphase der Saison gute Leistungen gezeigt. Ich war zuversichtlich, dass sich etwas tun wird.“ Tatsächlich stellten sich mehrere Angebote ein, „die auch interessant gewesen wären“. „Als aber die Anfrage vom SC Paderborn kam, konnte ich mir den Wechsel dorthin gleich gut vorstellen.“ Schon im ersten Gespräch erwies sich, dass die Chemie stimmt. „Der SC war vor zwei Jahren noch in der 1.Bundesliga. Die Voraussetzungen in der Infrastruktur des Vereins sind also auf einem hohen Level. Ich habe so etwas bislang nur auf Schalke und in Nürnberg gesehen.“ Er habe das Gefühl, „dass man in Paderborn guten Fußball mit Erfolg“ spielen könne.

Der Vertrag war bald unterzeichnet. Vor gut einem Monat bezog Itter Quartier in der Region Ostwestfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen. „In den ersten drei Wochen war ich in einem Hotel, dann ging es ohnehin in ein Trainingslager.“ Mittlerweile hat der Schierlinger seine eigene Wohnung, für sich alleine. „Ich hatte auf Schalke mal eine WG mit Timon Wellenreuther und Marvin Friedrich. Jetzt bin ich doch froh, dass ich schalten und walten kann, wie ich mag“, sagt er schmunzelnd. Das Paderborner Vereinsgelände liegt nur einen „Katzensprung“ entfernt. „Mit dem Fahrrad bin ich in zehn Minuten dort. Die Nähe war mir wichtig.“ Und zu seinen Großeltern in Borken und Neuental (Nordhessen), wo die Itters ursprünglich herkommen, sind es auch nur 100 Kilometer. „Da kann man mal schnell Oma und Opa besuchen.“

„Zum Jahn-Spiel haben sich frühere Freunde angekündigt. Mein Bruder wohnt drei Minuten von der Conti-Arena weg.“ Pascal Itter

Der Kader des SC Paderborn erfuhr nach dem zweiten Abstieg in Folge – der Klub rauschte von der 1. Liga schnurgerade in die Drittklassigkeit – eine Generalüberholung. Itter ist beileibe nicht der einzige Neuzugang. Aktuell werden neun neue Kicker aufgelistet, darunter die Mittelfeldspieler Marc-André Kruska (früher u. a. Borussia Dortmund und FC Brügge) oder Dino Medjedovic (VfL Wolfsburg II). Zugleich haben über ein Dutzend Spieler den Verein verlassen, von Moritz Stoppelkamp (zum Karlsruher SC) über Jakub Sylvestr (Leih-Ende 1. FC Nürnberg) bis Marcel Ndjeng (früher Mönchengladbach, FC Augsburg und Hertha Berlin), der dem deutschen Trainer Christian Ziege nach Spanien folgte. „Wir haben dennoch eine starke und breit aufgestellte Mannschaft. Die Drittliga-Saison wird lange und hart, zudem warten Spiele im DFB- und im Westfalen-Pokal“, sagt Itter.

Auftakt-Spiel in Duisburg live im TV

In ihrem jüngsten Test bezwangen die Paderborner den Zweitligisten SpVgg Greuther-Fürth mit 3:2. „Da hat man gesehen, dass wir Fußball spielen können.“ Der Schierlinger Verteidiger wurde nach gut einer Stunde gebracht. In einem anderen Probegalopp unterlag der frühere Verein von Stefan Effenberg, der im März 2016 gehen musste, dem Regionalligisten SV Meppen mit dem Bad Abbacher Martin Wagner mit 2:3. „Klarerweise muss ich mir einen Platz in der Stammelf erst erkämpfen. Das geht über Trainingsleistung und starke Auftritte, wenn du eine Chance bekommst“,weiß der 21-jährige Profi.

Den Auftakt zur dritten Liga bestreiten die Paderborner von Trainer René Müller am Freitag, 29. Juli, beim MSV Duisburg. „Das wird ein riesen Eröffnungsspiel und ein richtiger Gradmesser. Zwei Zweitliga-Absteiger treffen aufeinander, das Spiel wird live im dritten Programm übertragen. Ich freue mich auf den Start.“ Etwas „Besonderes“ werden für den Schierlinger die Begegnungen mit dem SSV Jahn Regensburg sein. „Vor allem das Spiel in der Conti-Arena wird ein Erlebnis, alte Freunde von früher haben sich angekündigt und mein Bruder wohnt drei Minuten vom Stadion entfernt. Einige Spieler vom Jahn kenne ich.“

Kollegen verschlug es bis nach Dänemark

Ob Paderborn unmittelbar den Wiederaufstieg in die Zweite Liga anstrengt, lässt Pascal Itter offen. „Wir streben den maximal möglichen Erfolg an. Welche Platzierung das bedeutet, wird man sehen. Ich hoffe, meinen Teil dazu beitragen zu können.“ Zu einigen Ex-Mitspielern vom SV Grödig hält er noch Kontakt. „Die hat es teilweise bis nach Dänemark oder die Niederlande verschlagen. Aber dank der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten ist niemand aus der Welt.“ Selbst wenn man mal umzieht.

Aufrufe: 026.7.2016, 00:05 Uhr
Martin RutrechtAutor