2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht

Investition bringt kaum Umsatz

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Dass betriebswirtschaftliche Regeln im Fußball nicht gelten, hat der Oberligist SV Drochtersen/Assel am Sonntag vor 300 Zuschauern im Kehdinger Stadion gegen den VfL Osnabrück II schmerzlich erfahren. Das Spitzenspiel endete 2:2-Unentschieden. D/A hat viel mehr investiert, aber den gewünschten Umsatz nicht eingefahren.
Drochtersens Stürmer Alexander Neumann schleicht nach dem Abpfiff mehr vom Platz, als das er geht. Er schüttelt den Kopf. Das Unentschieden fühlt sich an wie eine Niederlage. Die Gastgeber sind 90 Minuten lang überlegen, laufen, drücken gegen Ball und Gegner. Neumann schießt zwei Tore und es reicht dennoch nicht zum Sieg. Osnabrück hat zwei Tormöglichkeiten und nutzt beide. Die Investition verpufft, die Effizienz erzielt einen Teilerfolg.
„Bei dem Aufwand, den wir betrieben haben, ist das Unentschieden ärgerlich“, sagt Neumann. Ein „verdammt“ rutscht dem Doppeltorschützen heraus. Die ersten 25 Spielminuten sind bisher das beste, was die Spielvereinigung Drochtersen/Assel ihren Fans in dieser Saison gezeigt hat. Die Stürmer setzen zunächst den Osnabrücker Torwart unter Druck. Dann attackieren sie die Abwehrspieler in Ballbesitz und stellen die Anspielstationen zu. Im Osnabrücker Mittelfeld kommt der Ball gar nicht erst an. Die Drochterser Fußballer nennen das „Jagen“. Der Lohn der Hatz ist das erste Neumann-Tor bereits in der dritten Minute.
Die Zeiten, dass sich Offensivkräfte nach Belieben Auszeiten nehmen können, sind passé. Vorne jagt D/A, die Spieler dahinter organisieren und dirigieren. Kehdingens Trainer Enrico Maaßen lehrt seinen Protagonisten Systemfußball, der permanent Laufbereitschaft, deshalb als Basis eine gute Physis und mentale Stärke abverlangt. Maaßen investiert ins System. „Das Wichtigste beim Fußball ist der Kopf“, sagt der Trainer. Er redet bei den Übungseinheiten viel über jede Situation, unter vier Augen und in der Gruppe. Irgendwann kämen die Automatismen.
Weil Fußballer auch nur Menschen sind, verfallen sie unter Belastung manchmal in alte Muster. Eine 90-minütige Jagd kann kein Fußballer durchhalten. Er muss sich Auszeiten nehmen. D/A begibt sich bei solchen Auszeiten „in die kompakte Zone“, sagt Alexander Neumann. Nach dem Durchatmen schwärmen die Spieler aus und der Druck steigt wieder an.
In solch einer Verschnaufpause fällt mit der ersten Osnabrücker Chance der Ausgleich zum 1:1. Der mit einem Profivertrag ausgestattete Osnabrücker Kevin Freiberger überläuft im Mittelfeld Drochtersens Jannes Elfers, flankt an den langen Pfosten, an dem Ricardo Balzis nur noch den Fuß hinhalten muss.
In der Halbzeit kommen die Gastgeber wieder zu Kräften. Die Jagd beginnt aufs Neue. Das Tor liegt in der Luft und ist in der 53. Minute logische Konsequenz eines Ballgewinns von Florian Nagel im Mittelfeld. Alexander Neumann behält in der Mitte vor dem Tor die Nerven. Neumann selbst hat noch Einschussmöglichkeiten, danach Danny-Torben Kühn, Sören Behrmann und Finn-Patrick Gierke. Das 3:1 will nicht fallen. Dafür der Ausgleich per Kopf von Julian Wolf nach einer schnöden Ecke. Verdient oder nicht. Fußball hat zwar System und ist eine Wissenschaft, bleibt aber Ergebnissport.
Die Zuschauer sehen ein hochklassiges Remis. Die Drochterser Serie hält. Das Team bleibt im achten Spiel der Saison ungeschlagen, bleibt Tabellenzweiter, hat es aber trotz erheblicher Investitionen versäumt, sich von Platz drei abzusetzen.
Aufrufe: 021.9.2014, 22:21 Uhr
Daniel BerlinAutor