2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche
Das hältst du ja im Kopf nicht aus: Gleich doppelt landet ein Abwehrversuch im eigenen Netz.
Das hältst du ja im Kopf nicht aus: Gleich doppelt landet ein Abwehrversuch im eigenen Netz.

In des Kaisers Fußstapfen

An seinen beiden Eigentoren hat Simon Strohschein zu knabbern / Großmann: Rückschlag wegstecken

Es ist die Geschichte vom fehlenden Glück. Und die vom Pech, das dann auch noch dazu kommt. So oder so ähnlich lässt sich das Spitzenspiel der Fußball-A-Klasse zwischen der SG Eintracht Herrnsheim und dem TuS Hochheim rückblickend zumindest aus der Sicht von Simon Strohschein zusammenfassen. Schon nach zwei Minuten kreuzte der Hochheimer zum ersten Mal unglücklich die Flugbahn des Balles - und lenkte diesen ins eigene Netz. Ein ähnliches Missgeschick folgte nach 26 Minuten. Für die Gäste war's so natürlich schwer, die Partie für sich zu entscheiden. Und Eintracht Herrnsheim siegte tatsächlich auch mit 4:2.

Ein Eigentor. Ganz anderen ist das auch schon passiert. Etwa Franz Beckenbauer, also der Kaiser höchst selbst, steht mit vier Eigentoren in der Bundesliga auf Platz drei der Liste der ,,besten" Eigentorschützen, die von Nicolce Noveski angeführt wird. Der traf in einem Spiel sogar zwei Mal in sechs Minuten ins eigene Tor. Ein Trost für Simon Strohschein sind all diese Daten freilich nicht. ,,Ich denke schon, dass wir am Samstag verloren haben, weil ich diese Eigentore geschossen habe", haderte der 34-Jährige auch am Montag noch. So viel, unterstreicht er, hatte er sich für das Gipfeltreffen vorgenommen, in dem die Hochheimer den Lokalrivalen am liebsten überflügelt hätten. Dann die zwei faulen Eier - und die Auswechslung zur Pause: ,,Ich war im Kopf nicht mehr frei." Gut, übers Wochenende hat sich das gegeben, erzählt Strohschein im Gespräch mit der WZ und kann sogar schon wieder ein wenig lachen. Andererseits: Ganz sicher hätte er sich einen Anruf dieser Art viel lieber erspart.

Okay, wenn wir schon dabei sind, ruft sich Strohschein die beiden Situationen noch mal in Erinnerung. ,,In der ersten Szene wurde ich angeschossen, konnte eigentlich gar nichts machen", so sein Rückblick. Die zweite sah schon mehr nach Torhunger aus. Die brachten die Herrnsheimer Stürmer in seinem Rücken gewiss mit, Strohschein: ,,Ich bin reingegrätscht, der Ball ging unglücklich ins Tor. Sonst hätte das Tor aber ein Stürmer gemacht."

Zwei ähnliche Szenen, zwei Mal Pech also. Trainer Andreas Großmann mochte seinem Schützling deshalb aber nicht den Kopf abreißen. Zwar nahm der TuS-Coach den hadernden Strohschein zur Pause eben vom Feld. Er steht aber zu seinem Routinier, der im Normalfall gemeinsam mit Andreas Fettel (35) die junge TuS-Truppe doch auch ein bisschen lenken soll. Großmann war vielmehr mit der Teamleistung unzufrieden. ,,Wir waren überhaupt nicht auf dem Platz", monierte er das Zustandekommen der Herrnsheimer Flankenläufe, die letztlich in die Eigentore mündeten. ,,Wir wollten immer hinten rausspielen, das war auf dem Platz aber nicht möglich", so der TuS-Coach mit Blick auf ein nach Regenfällen schweres Geläuf. Lieber wäre es ihm gewesen, seine Jungs hätten den Ball auch mal weggehauen.

Allerdings: Noch eine Spur mehr ärgerte ihn sogar, dass sich da vor seinen Augen ein Spiel entwickelte, das durch ein anhaltendes Gezeter beider Seiten begleitet wurde. ,,Da war ein ständiges Gebabbel auf dem Platz, nur Diskussionen", schildert Großmann, der sich ein härteres Durchgreifen des Schiedsrichters gewünscht hätte. Weil dieses ausblieb, sei zur harten Zweikampfführung die eine oder andere Nickligkeit gekommen: ,,Ich habe einen meiner Spieler deshalb vom Platz genommen." Er sei kein Konfirmandenbübchen, probiere aber stets fair zu sein: ,,Meine Jungs bekommen deshalb noch den Kopf gewaschen."

Besprochen wird das Ganze am Dienstag. Und Simon Strohschein möchte sich da auch bei seinen Kollegen noch mal entschuldigen. ,,Es wird mir sicher niemand einen Vorwurf machen, aber trotzdem", sagt er. Seinen Blick richtet er wie auch sein Trainer natürlich nach vorne. ,,Eine Meisterschaft wird noch nicht am siebten Spieltag entschieden", sagt dieser. Großmann ist überzeugt, dass sich der Rückschlag wegstecken lässt. Der mit den beiden Eigentoren sowieso.



INFOKASTEN

- Berühmtester Eigentorschütze der Bundesliga ist Franz Beckenbauer, der vier Mal in den eigenen Kasten traf.

- Den Rekord halten indes Nicolce Noveski und Manfred Kaltz mit je sechs ,,Buden".

- Auch kurios: Der 5:3-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen Hannover 96 im Dezember 2009 resultierte aus drei Eigentoren der Niedersachsen.

Aufrufe: 021.9.2015, 19:00 Uhr
Carsten SchröderAutor