2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Hollage gegen Wallenhorst - viel mehr geht in der Gemeinde nicht...  Foto: Tony Harsdorf
Hollage gegen Wallenhorst - viel mehr geht in der Gemeinde nicht... Foto: Tony Harsdorf

Im Angesicht der Gefahr - für die Chance

TSV II in Hollage klarer Favorit +++ Nowaks Mannen stehen vor einer Charakterprüfung

Verlinkte Inhalte

Es gibt diese Geschichten im Fußball, die man in keinem Drehbuch erfinden kann, die einfach so entstehen. Und die sich im Gedächtnis einbrennen. Eine solch „besondere“ Geschichte wäre ein Punktverlust des souveränen Tabellenführers der 1. Kreisklasse Nord B, dem TSV Wallenhorst II, der kurz vor der Meisterschaft steht, beim Tabellenletzten BW Hollage III. Ein Blick zurück an den Anfang des Millenniums, zur 670 Kilometer entfernten Spielvereinigung Unterhaching genügt, um dieser Legende Nahrung zu geben. Im Wallenhorster Lager darf man sie als Warnung ansehen.

Drehen wir die Uhren fünfzehn Jahre zurück: Bayer Leverkusen ist so gut wie sicher, zum allerersten Mal in der damals 96-jährigen Vereinsgeschichte, Deutscher Fußballmeister. Das Spiel bei der „kleinen“ SpVgg. Unterhaching, einem Vorortverein der Metropole München, ist unter normalen Umständen ein Selbstläufer, kein großes Hindernis auf dem Weg zum ganz großen Ziel, zur Erfüllung aller Wünsche und Träume. Der erste und einzige Verfolger, Bayern München, spielt zur selben Zeit, zwanzig Kilometer entfernt vom Sportpark Unterhaching, sein letztes Meisterschaftsspiel daheim im Olympiastadion gegen den SV Werder Bremen. Die Bayern haben drei Punkte Rückstand und keine reale Hoffnung mehr auf den Gewinn der Schale.

Einzig und allein – Träume werden nicht immer Realität. Michael Ballack leitete mit seinem Eigentor das Leverkusener Fiasko ein, zur gleichen Zeit führten die Bayern bereits nach siebzehn Minuten mit 3:0. Miroslav Spiczak entschied die Partie im Sportpark mit seinem Kopfballtreffer zum 2:0 für die Hachinger – und für den bereits abgeschriebenen FC Bayern, der zum x-ten Mal den nationalen Titel feiern konnte. Ohne vorher eine wirkliche Chance zu haben. Auf Leverkusener Seite blieben damals nur Fassungslosigkeit, Trauer und Wut auf diese verpasste, wohl nie mehr so wiederkommende Chance.

Zugegeben, der Kontrast zur 1. Kreisklasse Nord B im Osnabrücker Land ist riesig. Aber die Ausgangsposition und die damit verbundene Gefahr, sich auf der sicheren Seite zu wähnen und den Erfolg für selbstverständlich anzusehen, ist vergleichbar mit der Leverkusener Situation anno 2000. Auf der einen Seite steht der TSV Wallenhorst II, seinerseits seit acht Spieltagen souveräner und nach dem Sieg gegen den Hunteburger SV unangefochtener Tabellenführer der Liga. Auf der anderen Seite steht die dritte Mannschaft von Blau-Weiss Hollage, die mit sechs Punkten Rückstand auf das rettende Ufer scheinbar als feststehender Absteiger von Natur aus unterschätzt werden kann.

Nun liegt es an der charakterlichen Stärke und der Führungskraft des Trainerteams um Dirk Nowak, die Mannschaft auf die Gefahren eines solchen, scheinbar „einfachen“ Spiels hinzuweisen und jeden Spieler auf die tatsächliche Schwere dieser Aufgabe einzustellen. Nach dieser erfolgreichen Spielzeit, die sich Nowaks Mannen mit Fleiß und Opferbereitschaft hart erarbeitet haben, gilt es nun, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich selber für die geleistete Arbeit zu belohnen. Die Chance, die man nun hat, ist einzigartig und wird sich in dieser Form in den kommenden Jahren wohl nicht wiederholen.

Wie schwer es sein kann, gegen den Tabellenletzten zu spielen, bekamen die Wallenhorster bereits in der dritten Runde des Kreispokals vermittelt. Ein ausgeglichenes und zum Ende hin temporeiches Spiel endete mit einem denkbar knappen 2:1-Auswärtssieg. Am Samstag wartet eine ähnlich komplizierte Aufgabe auf die Roten. Mit der Chance, sich für den Rest der Spielzeit in die perfekte Ausgangsposition zu bringen. Denn nicht nur die Gefahr ist groß. Die Chance ist noch viel größer

Aufrufe: 08.5.2015, 13:58 Uhr
Dennis KurthAutor