2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Jan Hoepner coacht nun gemeinsam mit dem einstigen Profi Patrick Weiser die U-17-Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen in der B-Junioren-Bundesliga. Foto: Privat
Jan Hoepner coacht nun gemeinsam mit dem einstigen Profi Patrick Weiser die U-17-Mannschaft von Bayer 04 Leverkusen in der B-Junioren-Bundesliga. Foto: Privat

"Ich habe meinen Traumjob gefunden"

Der neue U-17-Trainer von Bayer 04, Jan Hoepner, über seine Aufgabe und seine Ambitionen

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Herr Hoepner, im Frühjahr mussten Sie noch eine Dreifachbelastung als DFB-Stützpunktkoordinator im Fußball-Verband Mittelrhein, angehender Fußballlehrer und Familienvater meistern. Nun sind Sie endlich Fußballlehrer und kümmern sich beruflich ausschließlich um das Training der U-17-Junioren von Bayer Leverkusen, mit denen Sie am Sonntag bei Schalke 04 in die Bundesliga-Saison starten. Ist Ihr Leben entspannter geworden?

Es ist auf jeden Fall schön, sich auf eine Sache konzentrieren zu können. Natürlich war der Lehrgang zum Fußballlehrer sehr interessant, aber es war auch eine anstrengende Zeit. Zumal ich viel von zu Hause weg war. Jetzt kann ich manchmal mit dem Fahrrad zum Training fahren. Das ist perfekt.

Wie kam es denn zu dem Engagement in Leverkusen?

Ich habe im vergangenen Jahr bei der Profimannschaft ein Praktikum absolviert. Außerdem kannte ich Helmut Jungheim (Leiter des Bayer-04-Nachwuchsleistungszentrums/Anmerkung der Redaktion) von unserer gemeinsamen Zeit beim FVM. Es hat dann einige Gespräche gegeben und irgendwann stand fest, dass ich bei der U 17 anfangen würde.

Sie coachen das Bayer-Team gemeinsam mit dem langjährigen Profi Patrick Weiser, dessen Sohn Mitchell ebenfalls in der Bundesliga durchgestartet ist. Ihre aktive Karriere spielte sich indes im Amateurbereich beim SV Schlebusch ab und auch als Trainer haben Sie noch kein namhaftes Seniorenteam gecoacht. Müssen Sie sich bei Ihren Spielern und Ihrem neuen Klub Respekt verschaffen?

Nein. Respekt und Anerkennung verschafft man sich nicht mit einer tollen Vita, sondern durch inhaltlich und menschlich überzeugende Arbeit. Klar hat Patrick seine Erfahrung als Profi gemacht und das ist sicherlich nicht schädlich, aber ich glaube nicht, dass es im Team oder Klub irgendwelche Zweifel an mir gibt, weil ich einen anderen Lebenslauf habe.

Gibt es denn eine klare Aufgaben-Verteilung zwischen Ihnen und Patrick Weiser?

Zuletzt hat sich Patrick in erster Linie um die Defensivarbeit gekümmert und ich habe mich vordringlich mit der Offensive beschäftigt. Dadurch konnten wir parallel mit zwei Gruppen intensiv arbeiten. Aber wir haben keine grundsätzliche Absprache, die für alle Zeiten festgezurrt ist. Für uns beide ist es eine neue Situation, zu zweit eine Mannschaft zu betreuen, daher muss sich vieles noch einspielen. Wir müssen beide lernen, wann wir uns etwas zurücknehmen oder verstärkt in den Vordergrund treten müssen. Außerdem braucht es eine große Portion gegenseitiges Vertrauen. Da kommt es uns entgegen, dass wir schon bei der Fußballlehrer-Ausbildung Zimmerkollegen waren und uns sehr gut verstanden haben.

Das braucht es wohl auch. Die U-17-Mannschaft von Bayer 04 wurde schließlich vor einigen Wochen unter dem Trainerduo Markus Anfang und Tom Cichon Deutscher Meister. Die Messlatte liegt also sehr hoch.

Der Erfolg in der Vorsaison war zweifellos eine tolle Sache, aber im Jugendbereich ist die Personalfluktuation immer sehr hoch. Wir coachen also eine ganz andere Mannschaft. Zudem besteht unser oberstes Ziel ja nicht im Gewinn von Titeln, sondern der Ausbildung junger Spieler.

Mit Julian Nagelsmann ist einer Ihrer Kollegen bei der Ausbildung zum Fußballlehrer inzwischen Cheftrainer beim Bundesligisten TSG Hoffenheim. Sind Sie ganz bewusst in den Nachwuchsbereich gegangen?

Ja, das war eine ganz bewusste Entscheidung. Ich habe hier in Leverkusen meinen Traumjob gefunden. Der Fünf-Jahres-Vertrag eröffnet die Chance, Ideen zu entwickeln und Spieler über einen langen Zeitraum zu begleiten und voranzubringen. Das macht einfach Spaß. Wir können den Jungs helfen, ihren Traum von einer Profilaufbahn zu verwirklichen – auch wenn die Spieler ihren Weg natürlich letztlich selber gehen müssen.

Haben Sie denn eine Karriere in der Bundesliga für alle Zeiten abgehakt?

Im Moment bin ich hier glücklich und verschwende keinen Gedanken daran. Das heißt aber andererseits auch nicht, dass ich ein Engagement im Profibereich für immer ausschließe.

Das Gespräch führte Wolfram Kämpf

Zur Person:

Jan Hoepner (35) begann seine Fußballer-Laufbahn beim SV Schlebusch, dort debütierte er auch im Seniorenbereich. Doch schon wenige Jahre später zwangen ihn wiederkehrende Verletzungen zum Karriereende. Der Sportwissenschaftler engagierte sich fortan ausschließlich als Trainer und coachte unter anderem den C-Junioren-Regionalligisten SV Allner-Bödingen. Von 2009 an war Hoepner als DFB-Stützpunktkoordinator für die Nachwuchsförderung an den neun Standorten im Gebiet des Fußball-Verbands Mittelrhein verantwortlich. Seit Sommer coacht er gemeinsam mit dem einstigen Profi Patrick Weiser die U-17-Junioren von Bayer 04 Leverkusen.

Das B-Junioren-Team von Bayer 04 Leverkusen:

Tor: Elias Eichhorn, Marian Prinz, Maximilian Ueing

Abwehr: Hans-Alexandre Anapak-Baka, Berkan Arik, Jan Boller, Kevin Bukusu, Stefano Fragapane, Connor Klossek, Fabian Rüth, Marius Samura

Mittelfeld: Blessing Bamidele, Ayman Azhil, Herdi Bukusu, Marc Lamti, Cebrail Makreckis, David Mamutovic, Yannick Schaus, Maximilian Schneider, Klaus Songue, Adrian Stanilewicz

Angriff: Abdul Fesenmeyer, Jonas Spellerberg, Ömer-Berke Tokac

Trainer: Jan Hoepner, Patrick Weiser

Aufrufe: 012.8.2016, 11:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Wolfram KempfAutor