2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Als er ging, war es mit der Herrlichkeit beim VfR vorbei: Reio Laabus (re.), der hier dem Hamburger Sven Mende entwischt. Foto: Schmuck
Als er ging, war es mit der Herrlichkeit beim VfR vorbei: Reio Laabus (re.), der hier dem Hamburger Sven Mende entwischt. Foto: Schmuck

HSV-Express auf Hochtouren

Ernüchterndes Resume des Neumünsteraner Trainers

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Eine versteinerte Miene auf der einen, nicht enden wollende Siegesgesänge auf der anderen Seite: Zwei Szenarien brachten das Geschehen in Neumünster nach dem Abpfiff voll auf den Punkt.

Während VfR-Trainer Uwe Erkenbrecher wie ein Feldherr vom Platz schritt und mit sich alleine sein wollte, feierte der HSV II nach dem zwölften ,,Dreier" im 13. Spiel derart ausgelassen, als habe der übermächtige Spitzenreiter bereits den Meistertitel in der Tasche.,,Ich wollte erst mal runterkommen. Außerdem war es ein guter Moment, dem Regen zu entfliehen. Es war die richtige Entscheidung, die Ansprache nach dem Spiel in der Kabine vorzunehmen", fasste Erkenbrecher die Augenblicke nach dem Abpfiff zusammen.


Der 59-Jährige wirkte ebenso enttäuscht wie angefressen. Einerseits lobte er die U 23 des HSV (,,Fußballerisch wohl das Beste, was ich in dieser Klasse je gesehen habe."), andererseits machte er große Schwachstellen in seinem eigenen Team aus. ,,Es wird uns immer wieder vor Augen geführt, dass wir ein Abstiegskandidat sind. Wir müssen froh sein, wenn wir die Klasse halten", sagte Erkenbrecher, der lediglich Angreifer Christopher Kramer Führungsqualitäten attestierte.


,,Es kann doch nicht sein, dass der etatmäßige Kapitän auf den Platz kommt und trotzdem kein Ruck durch die Mannschaft geht", sah der Coach nach der Hereinnahme von Patrick Nagel keine Besserung in puncto Körpersprache. Zwei Mal hatte der 24-Jährige verletzungsbedingt gefehlt, gestern kam Nagel für den guten Reio Laabus, den schon in der 70. Minute ein Krampf geplagt hatte. ,,Die Auswechslung von Laabus hat uns überhaupt nicht gut getan", registrierte Erkenbrecher einen Bruch im Spiel seiner zusehends destruktiver werdenden Mannschaft, die sich mit zehn Akteuren im und am Strafraum versammelte, nur um irgendwie das 1:0 über die Zeit zu bringen.


Dank der abermals sensationellen Paraden von Ole Springer wäre es beinahe gut gegangen, ehe der Doppelschlag des weiterhin ungeschlagenen Spitzenreiters in der 79. und 80. Minute Rasensport aus allen Träumen riss. ,,Ein Spiel dauert nun einmal 90 Minuten", grantelte Erkenbrecher, dem Gästetrainer Daniel Petrowsky bei dieser Rechnung beipflichtete. ,,So ist es. Kompliment an unsere Truppe, die auch mit nur zehn Mann Fußball gespielt hat", zollte Hamburgs Übungsleiter seinem Team Respekt.


Eine Stunde lang mussten die Gäste nach dem Platzverweis für Dongsu Kim in Unterzahl agieren, das war jedoch zu keiner Phase zu merken. Erkenbrecher zuckte indes mit den Schultern. Er wisse aktuell nicht, wie er seiner Elf helfen solle, gab der Trainerfuchs preis. ,,Wir haben es nicht geschafft, dem HSV über 90 Minuten Paroli zu bieten. Erschreckend, wie wir eingebrochen sind", schüttelte der Coach der Lila-Weißen den Kopf. Erkenbrecher wäre nicht Erkenbrecher, wenn er sein ganz eigenes Fazit für sich behalten hätte.


,,Die Bahn streikt. Aber wir waren nicht in der Lage, den Hamburger ICE aufzuhalten", diktierte er der Presseschar ins Notizbuch.

Aufrufe: 020.10.2014, 10:00 Uhr
SHZ / Arne SchmuckAutor