2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Unterschiedliche Gefühlslagen im Allgäu: Der TSV Berg feiert, der FC Wangen ist am Boden zerstört. (Foto: Derek Schuh)
Unterschiedliche Gefühlslagen im Allgäu: Der TSV Berg feiert, der FC Wangen ist am Boden zerstört. (Foto: Derek Schuh)
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Houseins Rot spielt Berg in der Fußball-Verbandsliga in die Karten

Der TSV feiert einen glücklichen 3:2-Erfolg im Lokalderby bei den favorisierten Kickern aus Wangen

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WANGEN / uc - Es ist in der Tat ein "komisches Spiel" gewesen, wie es Adrian Philipp passend auf den Punkt brachte im proppevollen Fan- und Pressezelt des Allgäustadions. Der Trainer des TSV Berg war freilich Sportsmann genug, den 3:2 (1:1)-Erfolg "seiner" im Vorjahr aufgestiegenen Fußballer beim einhellig aufs Favoritenschild gehobenen Verbandsligadritten FC Wangen als ein "bissle glücklich" einzuordnen mit dem berechtigten Anhängsel "aber keineswegs unverdient". Wobei es aus Berger Sicht müßig ist, einen Diskurs zu führen, was gewesen wäre, wenn - ja, wenn Wangens Dreh- und Angelpunkt Okan Housein in der 31. Minute wegen Schiedsrichterbeleidigung nicht vom Platz geflogen wäre. Dieses Rot hat dem TSV die Ampel im Lokalderby zweifellos ein wenig auf Grün gestellt.

In fast gleichem Atemzug muss aber das große Aber folgen. Denn bis zum Platzverweis des Wangener Ausnahmekönners, defensiv wie offensiv eine Augenweide, befand sich der Außenseiter aus Berg nach der zweifellos zu hoch ausgefallenen 1:6-Hinrundenpleite auf der Höhe eines nicht gerade prickelnden Fußball-Geschehens. "Von Beginn an hatte ich erwartet, dass die Wangener konsequent anlaufen würden. Doch da kam relativ wenig", rieb sich Adrian Philipp verwundert die Augen. Anschließend allerdings auch darüber, "dass uns nach dem Platzverweis die Angst in die Glieder gefahren ist". Die Angst, in Überzahl quasi zum Gewinnen gezwungen zu sein. Angst essen eben Seele auf!

Dabei hatte sich der TSV nach der 1:7-Klatsche gegen Klassenprimus Aalen II, dem Unentschieden gegen Böblingen (1:1), den torlosen Remis in Göppingen und gegen Albstadt vom Selbstvertrauen her in eine leichte Schieflage chauffiert, am Samstag auch von Okan Houseins Hammer (Traumpass durch Artur Müller) in der neunten Minute unwesentlich aus der Ruhe bringen lassen. Es passte jedoch ins Spiel, das irgendwie doch keines zum genüsslichen Zuschauen war, dass der Ausgleich vor 550 Zuschauern just in dem Moment fiel, als FC-Ass Housein wegen eines umstrittenen Zusammenpralls mit Simon Lang an der Außenlinie behandelt werden musste. Langer Ball Berg, lange Gesichter bei Wangen durch das zweifellos extra schöne Eigentor von Verteidiger Daniel Wellmann in der 25. Minute.

Und dann? Dann duselte und "wurschtelte" sich Berg gegen dezimierte Wangener, deren Träume von der Oberliga-Relegation wohl definitiv geplatzt sind, zum Sieg durch. Nach dem schicken Schlenzer durch Bartosz Broniszewksi in der 58. Minute zur 2:1-Führung hätte Top-Schiedsrichter Jan Hendrik Salver, als erfolgreicher Linienrichter bei Welt- und Europameisterschaften sowie in der Bundesliga aktiv, nach Meinung des TSV-Trainers durchaus auf den Elfmeterpunkt zeigen können bei einem vermeintlichen Foul von Daniel Wellmann an Silvio Battaglia. Es kam vorübergehend anders: Wangens vorbildlich kämpfender Kapitän Christian Karrer nutzte einen kapitalen Blackout von Bergs Keeper Haris Mesic aus kurzer Distanz zum Ausgleich in der 70. Minute aus. "Meine Mannschaft hat sich nach dem Wechsel ein uneingeschränktes Lob verdient", befand FCW-Coach Gerhard Schmitz mit Schmackes, dessen Vertragsverlängerung derzeit in den Sternen steht.

Überhaupt spielte der FC Wangen, der kurz vor Anpfiff auf Super-Talent Nikolas Jann (Arbeitsunfall) verzichten musste, mit Artur Müller, Mario Vila Boa, Alexandros Nikolaidis und Jean Luc Perlas (prächtiger Lattenkracher) die Berger Abwehr nahezu schwindlig. "Das war schon unglaublich, was die mit uns angestellt haben", gestand ein komplett geschafftes Berger Abwehr-Ass Christoph Dzierzawa mit Nachwuchs auf dem Arm. "Wir haben gedacht, dass es nach dem Platzverweis von Okan Housein von alleine läuft für uns." Denkste. Es ist "Gott sei dank" noch einmal gut gegangen mit dem sehenswerten Siegtreffer durch Silvio Battaglia kurz vor knapp (86.). "Nach diesem Erfolg fehlen uns wohl noch acht Zähler, um mit 42 Punkten den Klassenerhalt perfekt zu machen", rechnet Adrian Philipp hoch. Tief stapeln ist nach dem 3:2 in Wangen nun wirklich nicht mehr angesagt. FC-Präsidiumsmitglied Hubert Schneider setzte am Ende sogar noch einen drauf: "Wenn wir schon drei Punkte hergeben, dann nur gegen unsere Freunde aus Berg." Gipfelglück!

FC Wangen - TSV Berg 2:3 (1:1). Tore: 1:0 Okan Housein (9.), 1:1 Daniel Wellmann (Eigentor/25.), 1:2 Bartosz Broniszewski (58.), 2:2 Christian Karrer (70.), 2:3 Silvio Battaglia (86.). Schiedsrichter: Jan Hendrik Salver (Stuttgart). Zuschauer: 550. Besonderes Vorkommnis: Rote Karte Okan Housein (31./wegen Schiedsrichterbeleidigung). FCW: Doubek; Wellmann, Karrer, Saric, Metzen (65. Rädler); Huber (35. Schuwerk), Housein, Nikolaidis, Perlas; Müller, Vila Boa. TSV: Mesic; Wenzel (46. Bentele), Dzierzawa, Heller, Rainbow; Broniszewski, Rieger, Lang (66. Sauter), Mayer; Rössler (74. Ata); Battaglia.

Aufrufe: 013.4.2014, 17:20 Uhr
Schwäbische Zeitung / Uli CoeliusAutor