2024-05-10T08:19:16.237Z

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Guter erster Eindruck:  Holstein Kiels neuer Trainer  Markus Anfang (li.)  gab sich bei der ersten Pressekonferenz  souverän und humorvoll. Auch  Holsteins Geschäftsführer Sport, Ralf Becker, hat sichtlich Spaß. Foto: Hermann
Guter erster Eindruck: Holstein Kiels neuer Trainer Markus Anfang (li.) gab sich bei der ersten Pressekonferenz souverän und humorvoll. Auch Holsteins Geschäftsführer Sport, Ralf Becker, hat sichtlich Spaß. Foto: Hermann

Holsteins Kiels Neuer: Auftakt nach Maß für Anfang

Becker: "Ehrgeizig, frisch, unverbraucht."

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Es hätte wahrlich schlimmer losgehen können: Mit seinem ersten öffentlich geäußerten Satz als Cheftrainer des Fußball-Drittligisten Holstein Kiel bewies Markus Anfang gleich einen guten Sinn für Humor. „Ich muss jetzt erstmal raus hier“ – das war auf der Pressekonferenz anlässlich seiner Vorstellung am vergangenen Mittwoch die Antwort des 42-Jährigen auf die Einstiegsfrage, was sein erster Gedanke gewesen sei, als er vom Kieler Interesse erfahren habe. Anfang blickte kurz in verdutzte Gesichter, dann klärte der bisherige U19-Coach von Bayer Leverkusen auf: „Ich saß mit drei Trainerkollegen im Büro, als ich den Anruf aus Kiel bekam und dachte mir, dass es nicht der richtige Ort ist, um über einen neuen Job zu sprechen.“ Viel Bedenkzeit benötigte der Ex-Bundesliga-Profi anschließend nicht. Zwischen erwähntem Telefonat mit Holsteins Geschäftsführer Sport, Ralf Becker, und der Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag lag eine Woche. Am Mittwoch leitete Anfang mit seinem Assistenten Tom Cichon erstmals das Training der „Störche“. Am kommenden Sonntag, 11. September (14 Uhr), feiert das Gespann beim SC Paderborn sein Pflichtspieldebüt.

Dass Anfang auf seiner ersten Station als Proficoach bei einem ambitionierten Club unterschrieben hat, ist dem Nachfolger von Karsten Neitzel klar. „Holstein hat unheimlich viel Potenzial“, erklärte der zweifache Familienvater, der mit Bayers U17-Junioren in der vergangenen Saison die Deutsche Meisterschaft gewonnen hat. „Die Struktur, auch das Trainingszentrum, sind zweitliga- oder sogar erstligatauglich.“ Die „Störche“, die nach fünf Spieltagen (sieben Punkte) den zehnten Tabellenplatz belegen, peilen in dieser Saison das obere Drittel an – spätestens in der übernächsten Saison soll laut Becker der Zweitligaaufstieg gelingen.

Becker, der für die von ihm verantwortete Neitzel-Entlassung nach nur vier Spieltagen zum Teil heftige Kritik geerntet hatte, schwärmte derweil in den höchsten Tönen vom neuen Chefcoach. „Das Gesamtpaket stimmt bei ihm. Markus ist sehr ehrgeizig, frisch, unverbraucht – er war von Beginn an unser absoluter Wunschkandidat“, sagte Kiels Geschäftsführer Sport. Becker, der mit Neu-Trainer Anfang vor knapp zwei Jahrzehnten eine Saison lang gemeinsam für Bayer Leverkusen gespielt hatte, bedankte sich derweil bei seinem Ex-Verein für das Entgegenkommen bei der Trainersuche. „Es war kein einfacher Zeitpunkt in der Saison, um einen Kandidaten dieser Qualität zu finden“, sagte Becker. „Deshalb freut es mich sehr, dass Bayer dem Wunsch von Markus Anfang entsprochen und ihm die Freigabe erteilt hat.“ Leverkusens Sportdirektor Jonas Boldt erklärte: „Markus und Tom haben sich die Chance im Profifußball mehr als verdient.“

Anfangs erster Auftritt ließ erahnen, warum Holstein ihn unbedingt wollte – und nicht etwa das Experiment mit den beiden erfolgreichen Interimstrainern Ole Werner und Hannes Drews fortgesetzt hat. Der einstige Mittelfeldakteur legte einen Auftakt nach Maß hin, präsentierte sich zugänglich, souverän, humorvoll. Seine Spielphilosophie beschrieb der Fußballlehrer bestimmt und selbstbewusst: „Wir wollen immer den Ball haben. Wir wollen dominieren. Wir wollen die Kontrolle darüber haben, was auf dem Platz passiert.“

Die Frage, ob Anfangs ambitionierter Plan zum Erfolg führt, entscheidet derweil wohl nicht nur darüber, ob der Coach selbst eine langfristige Perspektive an der Förde hat. Denn die berufliche Zukunft Beckers dürfte eng mit der seines Wunschtrainers verbunden sein. Schließlich war der Geschäftsführer Sport die treibende Kraft hinter der Entlassung Neitzels und hinter der Entscheidung für Anfang, mit dem er einst gemeinsam für Leverkusen spielte. Vor Holstein Kiel, so viel ist klar, liegen spannende Monate.
Aufrufe: 05.9.2016, 13:00 Uhr
SHZ / Matthias WohlrabAutor