2024-04-25T14:35:39.956Z

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Konkurrenzkampf:  Kenneth Kronholm (v. li.) und Robin Zentner liefern sich unter den Augen von Torwarttrainer Patrik Borger ein Duell um den Platz im Tor.
Konkurrenzkampf: Kenneth Kronholm (v. li.) und Robin Zentner liefern sich unter den Augen von Torwarttrainer Patrik Borger ein Duell um den Platz im Tor.

Holstein Kiels ,,T-Frage": Zentner oder Kronholm?

Keeper wollen kein Wechselspiel

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Knifflige Entscheidungen gibt es in der kommenden Woche noch ein paar zu fällen für Karsten Neitzel. Doch die im Tor ist die schwierigste. Kenneth Kronholm und Robin Zentner streiten sich um den Platz zwischen den Pfosten. Und beide können Argumente ins Feld führen, um diesen Platz für sich zu reklamieren. Der 30-jährige Kronholm wurde 2014 und 2015 zum besten Drittliga-Keeper gewählt und war einer der Garanten für die überragende vorletzte Saison der Kieler. Der neun Jahre jüngere Zentner spielte eine überzeugende Rückserie und hat noch Bundesliga-Perspektiven. Einer von beiden muss am Ende auf die Bank.

Vor dem Abschlusstraining will Neitzel seine Entscheidung bekannt geben. In der Vorbereitung durften sich beide Keeper zeigen, zuletzt gegen Schalke je 45 Minuten. „Es ist schwer, aus diesem Spiel entscheidende Schlüsse zu ziehen“, erklärte der Trainer. In den Partien zuvor hatten beide Schlussleute sowohl Plus- als auch Minuspunkte gesammelt.

Nach außen hin gehen beide Keeper mit der Situation gelassen um. Beim Gesprächstermin in der vergangenen Woche betonten beide ihr kollegiales Verhältnis. Als „ganz normalen Konkurrenzkampf“ beschreibt Zentner das Duell um die Nummer eins. „Im Training konzentriert sich jeder auf sich. Da ist keiner missgünstig.“ Das betont auch der erfahrenere Kollege. „Im Training will jeder natürlich besser sein als der andere, mehr Bälle halten und sich empfehlen. Und natürlich wollen wir beide am Ende spielen“, sagt Kronholm und vergleicht mit dem früheren Duell mit Niklas Jakusch: „Es ist nicht anders als mit Jockel, den ich im Training ja auch nie als klare Nummer zwei wahrgenommen habe.“ Bernd Schipmann, dessen Rolle als Nummer drei derzeit klar umrissen ist, beziehen beide in ihren Äußerungen übrigens explizit mit ein.

Für Kronholm, der nach zwei direkt aufeinander folgenden Verletzungen, zuletzt ein Kreuzbandriss Ende August, in der vergangenen Saison kein Pflichtspiel absolvierte, stehen derzeit ein paar andere Aspekte im Vordergrund. „Ich bin problemlos durch die Vorbereitung gekommen. Das ist momentan das Allerwichtigste“, erklärt der vor zwei Jahren aus Elversberg gekommene Torhüter. Das Testspiel gegen Hertha BSC II beschrieb er als „das erste Mal, wo ich im Spiel das Gefühl hatte, dass wieder alles top ist. Die Abläufe sind wieder drin.“ Zuvor hatte er in Klausdorf und im Pokal gegen Neumünster gespielt. „Im ersten Spiel musste man erst wieder reinfinden, in Neumünster hat man sich auf anderes konzentriert, da waren die Platzbedingungen schlecht“, erklärt er. Dass just in jenem Spiel gegen die Berliner ein Gegentor vielleicht haltbar war, steht für ihn nicht im Vordergrund. „Die paar Prozent, die da noch fehlen, erarbeite ich mir in den Trainingseinheiten wieder“, ist Kronholm überzeugt. „An Sprungtraining, Power und Explosivität arbeiten wir ja noch.

“Wichtig für ihn ist, eine schwierige Zeit überstanden zu haben. „Dieser eine Moment, der dir alles wegnimmt“, sagt der Badener über die schwer wiegende Trainingsverletzung. „Von da an geht es nur noch darum, sich die schönen Erlebnisse wieder zu erarbeiten, die ich vorher hatte.“ Die besonderen Spiele im Aufstiegskampf, sie sind fortan Kronholms Ansporn. „Es hat schon ein paar Mal genervt“, beschreibt er die Zeit in der Reha. „Man durchläuft da mehrere Phasen. Kurz vor Saisonende gab es eine Phase, in der ich stagniert habe.“ Ein paar Tage Urlaub, Abschalten vom Aufbautraining und vom Fußball helfen, ehe er ein paar Tage früher als der Rest der Mannschaft ins Training einsteigt. „Da hatte ich dann sofort ein besseres Gefühl“, sagt er. Auch im jetzigen Kampf um den Platz im Tor hat ihn das entspannter gemacht. „Man muss sich auch mal Zeit lassen. Nicht mal schnell und hopp – am Ende muss das Gefühl stimmen.“

Bei Konkurrent Zentner stehen andere Dinge im Vordergrund. Der erneut von Bundesligist Mainz ausgeliehene 21-Jährige soll Spielpraxis sammeln. „Mit meiner Rückrunde war man auch in Mainz zufrieden“, erklärt er. Bestätigt er die positiven Eindrücke, sei der Sprung in den 05-Profikader möglich, habe man ihm versichert. In der Mainzer U23 zu spielen, wäre – obwohl auch in der 3. Liga – „kein Fortschritt“, wie Zentner betont. „In einer ersten Mannschaft steht man viel mehr im Fokus, der Druck ist ein anderer. Man wird im Umfeld anders wahrgenommen, mehr wertgeschätzt“, beschreibt er. „Da ist es dann auch kein so großer Unterschied, ob man in der 2. oder 3. Liga spielt.“ So war die zweite Ausleihe nach Kiel zwar „anfangs überraschend“, aber letztlich folgerichtig. „Natürlich macht man sich seine Gedanken. Aber das wäre bei jedem anderen Schritt auch so gewesen. Ob es der richtige war, weiß man ohnehin erst hinterher“, ordnet der lange Blondschopf seine Situation rational ein. Die Alltagsprobleme nach der Rückkehr sind gelöst: Eine neue Wohnung, ein neuer Arbeitsplatz für die Freundin sind inzwischen gefunden.

Und so hofft Zentner nun, dass auch sportlich alles passt. „Ich habe eine gute Rückrunde gespielt, aber auch keine überragende. Da ist noch Luft nach oben“, weiß der 21-Jährige. Die schwächere Vorrunde ist längst abgehakt. „Es gab nicht den einen Fehler oder das eine Problem. Vielleicht musste ich mich einfach erst an die Abläufe gewöhnen. Ich wusste nicht genau, was mich erwartet. Es steckt eben mehr dahinter als einfach nur gut zu spielen.“

Wenn sich Neitzel erklärt hat, wird es einen Gewinner und einen Verlierer geben. „Das wird der erste einschneidende Moment in dieser Saison“, weiß Zentner. „Aber egal wie die Entscheidung ausfällt – es ist danach nicht vorbei. Wer nicht spielt, wird alles dafür tun, um sich im Training wieder aufzudrängen.“ Eines wollen übrigens beide Keeper nicht: Ein Wechselspiel, wie man es hier und da schon erlebte. „Ein überragendes Spiel zu machen und zu wissen, dass nächste Woche wieder der andere spielen soll? Nein, das fände ich nicht gut“, sagt Kronholm. Auch einen Aufschub, um Kronholm noch etwas mehr Zeit zu geben, mit seinem wiedergefundenen Top-Gefühl noch Praxis zu sammeln, schließt der Trainer aus. „Es wird eine klare Entscheidung geben“, sagt Neitzel. Und fügt nach kurzer Überlegung hinzu: „Für den Moment.“

Aufrufe: 027.7.2016, 08:00 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor