2024-05-08T14:46:11.570Z

Im Nachfassen
Wehrte sich an alter Wirkungsstätte nach Kräften: Dominick Drexler, hier im Duell mit Oguzhan Kefkir. Foto: Hermann
Wehrte sich an alter Wirkungsstätte nach Kräften: Dominick Drexler, hier im Duell mit Oguzhan Kefkir. Foto: Hermann

Holstein Kiel: Neitzel fordert mehr Aggressivität

"Wir müssen Spiele gewinnen"

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Karsten Neitzel redete nicht lange um den heißen Brei herum und führte auch die Ausfälle von fünf Stammspielern und den Platzverweis nicht beschönigend ins Feld. „Wir haben heute kein gutes Auswärtsspiel abgeliefert“, befand der Holstein-Trainer. „In der ersten Halbzeit hatten wir viel Ballbesitz, ohne dabei klare Aktionen im Strafraum zu entwickeln. Wir waren nicht zwingend genug“, ärgerte sich der 48-Jährige und forderte: „Wir müssen aggressiver und cleverer werden.“ Kapitän Rafael Czichos wusste: „Es waren gute Ansätze dabei. Aber wir haben in vielen Szenen einfach unsauber gespielt. Es fehlte die Ruhe im Spiel.“

Einigermaßen einverstanden war Neitzel nur mit der zweiten Hälfte in Unterzahl. „Da habe ich auf jeden Fall gedacht, dass wir hier einen Punkt mitnehmen“, sagte er. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass Aalen noch ein Tor schießen würde.“ Auch Aalens Coach Peter Vollmann bestätigte das („Kiel hat sehr gut verteidigt“), haderte jedoch auch mit seiner Mannschaft. „Wir haben es nicht geschafft, die Überzahl im Mittelfeld auszuspielen, sodass die Rote Karte zu einem Vorteil für uns geworden wäre, sondern zu oft aus einer Fünferreihe aufgebaut.“ Der Ex-Holstein-Trainer beschrieb auch noch mal die Wirklichkeit der 3. Liga: „Es gewinnt nicht immer die Qualität, sondern manchmal auch eine glückliche Situation.“ Das war treffend. Denn in einem Spiel, in dem alles auf ein 0:0 deutete, war zum Sieg letztlich ein Glücksschuss notwendig.

Als „extrem ärgerlich, kurz vor dem Ende noch so ein Tor“ zu kassieren, bezeichnete Patrick Kohlmann, nach dem Czichos-Platzverweis erstmals Holstein-Kapitän, die letztlich entscheidende Situation. „Den trifft er auch nicht zwei Mal so“, glaubte Kohlmann. Torhüter Kenneth Kronholm ärgerte sich über den späten Einschlag. „Siedo ist fast noch dran, fälscht den Ball dann aber mit der Pike noch ab, der Schiedsrichter steht auch noch etwas im Blickfeld“, beschrieb er den Treffer aus seiner Sicht. Dabei hätten die Kieler mit dem einen Zähler am Ende leben können. „Aufgrund der Roten Karte wäre ein 0:0 okay gewesen“, sagte Dominick Drexler, „und wir haben in den 50 Minuten in Unterzahl als Mannschaft sehr engagiert verteidigt, auch wenn wir uns keine Konterchancen erspielt haben.“

So aber stehen die Kieler letztlich schon nach zwei Spielen unter Druck. „Wir müssen Spiele gewinnen“, weiß Neitzel mit Blick auf die Tabelle, das Saisonziel und die Ruhe im Verein, die für erfolgreiche Arbeit in der ausgeglichenen Liga gewöhnlich nötig ist. In der Mannschaft will Czichos diese erhalten. „Natürlich kann man sagen, dass es mit nur einem Punkt bisher scheiße gelaufen ist“, sagte er, schob aber sogleich hinterher: „Ich habe immer noch ein super Gefühl mit dieser Mannschaft. Es wird nicht viele geben, die das besser spielen können als wir, wenn wir unsere Qualität auch auf den Platz bringen“, betonte der Kapitän. „Daran dürfen keine Zweifel aufkommen. Und dafür muss auch ich sorgen.“

Vor dem Spiel gegen Aufsteiger Lotte, der überraschend mit vier Punkten und noch ohne Gegentor anreist, will auch Kohlmann von Druck nichts wissen. „Als wir in der letzten Saison mal Letzter waren – das war Druck“, erklärte er. „Jetzt haben wir Ziele und wollen etwas Positives schaffen. Aber Druck hat man nach dem 2. Spieltag noch nicht.“
Aufrufe: 08.8.2016, 19:00 Uhr
SHZ / cjeAutor