2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Die letzte vergebene Großchance vor dem 1:0: Alexander Bieler (re.) bringt zwar noch den Fuß an diese Hereingabe, kann den Ball aber nicht mehr in Richtung des leeren Tores lenken. Regensburgs Kolja Hein kann nicht eingreifen. Foto: Lühn
Die letzte vergebene Großchance vor dem 1:0: Alexander Bieler (re.) bringt zwar noch den Fuß an diese Hereingabe, kann den Ball aber nicht mehr in Richtung des leeren Tores lenken. Regensburgs Kolja Hein kann nicht eingreifen. Foto: Lühn

Holstein Kiel: Mit breitem Kader und Geduld

Nach dem 2:1-Erfolg gegen Regensburg - Stimmen zum Spiel

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Groß ist er nicht, wohl aber ausgeglichen. 20 Feldspieler und drei Torhüter umfasst der Kader der Kieler „Störche“, und bis auf Nachwuchs-Nachrücker Miguel Fernandes, der zuletzt auch schon mal in der U23 nur Joker war, kamen alle auch schon zum Einsatz.

„Wir können einfach immer noch überragende Qualität von der Bank bringen“, freute sich Stürmer Mathias Fetsch, „egal wer da sitzt.“ Diesmal stabilisierte der in der Trainingswoche noch erkrankte Dominic Peitz nach einer Stunde das Mittelfeldzentrum, Kingsley Schindler und Tim Siedschlag, die zuletzt noch regelmäßig begonnen hatten, erhöhten als Joker die Offensivqualität.

„Natürlich war ich enttäuscht, als morgens mein Name nicht an der Tafel stand“, erklärte Siedschlag. „Aber dann versucht man eben, das Beste beizutragen, wenn man dann reinkommt.“ Ihm gelang das. Nicht einmal eine Minute nach seiner Einwechslung traf er zum 2:0. „Ich hatte mir vorgenommen, den Ball schon nach zehn Sekunden reinzuhauen“, sagte Siedschlag mit einem Schmunzeln – und vielleicht auch mit der kleinen Portion Wut im Bauch, die der Bankplatz zu Beginn verursacht hatte.

Bei Trainer Markus Anfang kamen die Leistungen der Joker ebenfalls gut an. Schon in Chemnitz hatten drei andere Einwechsler entscheidend dazu beigetragen hatten, zwei Mal einen Rückstand auszugleichen. „Jeder hat seine Berechtigung, jeder bringt seine Qualität ein“, freute sich der 42-Jährige, der schon bei der Aufstellung schwierige Fragen entscheidend musste. „Ich wollte mit Luca Dürholtz und Dominick Drexler zwei Zehner auf dem Platz haben und vorne einen Stürmer wie Fetsch, der auch an die hohen Bälle gut herankommen kann“, erklärte er. Siedschlag war letztlich das „Opfer“, der in der Woche von Magen-Darm-Problemen außer Gefecht gesetzte Dominic Peitz eher ein logischer Kandidat für die Bank.

„Er ist ja kein Filigraner, sondern kommt übers Körperliche, die Zweikämpfe und den Willen. Da wären 90 Minuten nach nur einer Trainingseinheit zu viel gewesen“, erklärte Anfang.Solche Rochaden sind bei den Kielern nicht in einem Leistungsabfall spürbar. „Dafür hat man ja einen solchen Kader“, stellte Kapitän Rafael Czichos zufrieden fest. „Die Qualität ist da, und wer reinkommt, bringt dann noch einmal richtig Power.“

Fetsch lobte zudem auch den Einsatz aller zwischen den Spielen: „Schon im Training ist eine unglaublich hohe Intensität. Jeder bringt sich voll ein. Das gilt im Spiel auch für die, die auf der Bank mitfiebern.“ Die Leistungsdichte im Kader könnte ein wichtiges Faustpfand werden.In der Analyse des Spiels waren sich die Akteure letztlich einig. „Die erste Halbzeit war nicht so gut“, wusste Fetsch.

Allerdings gab es auch Komplimente für den Gegner. „Regensburg hat das gut gemacht“, erkannte Czichos an. „Es war nicht einfach für uns, unser Spiel durchzubringen.“ Dominick Drexler war sogar ein wenig überrascht. „Ich wundere mich immer wieder, dass uns die Gegner so hoch anlaufen und selbst Kenny unter Druck zu setzen versuchen“, erklärte er. „Da muss ja nur ein Ball mal exakt verlängert werden, und dann kommen wir zu Torchancen. Aber die Regensburger haben das defensiv gut hinbekommen.“

Auch weil den Kielern derzeit die ganz breite Brust fehlte, um sich auch mit höchstem Risiko von hinten heraus zu kombinieren. „Das stimmt vielleicht“, bestätigte Drexler. „Die Möglichkeit, dass da etwas schief geht, ist ja auch da. Mit so einem Sieg wächst aber auch der Glaube daran wieder, dass diese Dinge funktionieren.“

Am verdienten Sieg gab es trotz der über eine Stunde lang guten Defensivleistung der Gäste und des Pfostentreffers („Da haben wir einmal Glück gehabt“, so Anfang) nichts zu deuteln. „Bei der Chance von Alex Bieler habe ich schon einmal kurz gezuckt und gedacht: Das kann doch nicht wahr sein“, erklärte Drexler auf Nachfrage, ob er angesichts der vergebenen Chancen am Sieg gezweifelt habe. „Aber im gleichen Moment hatte ich dann wieder ein gutes Gefühl, weil ich wusste, dass nicht viel fehlt, dass wir diese Chancen haben.“

Schon eine Minute später bestätigte sich das dann. „Wir haben den Sieg erzwungen“, strahlte Bieler. Und Anfang ergänzte: „Mit dem Willen und der Art, wie die Mannschaft das mit Geduld gespielt hat, bin ich sehr zufrieden.“ Kapitän Czichos benannte den Schlüssel: „Wir haben nie die Ruhe gespielt und daran geglaubt, dass wir unsere Chancen bekommen.“
Aufrufe: 028.11.2016, 09:00 Uhr
SHZ / cjeAutor