2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Erneut eine zentrale Figur im Kieler Spiel: Dominic Peitz (re.), der sich hier gegen den Chemnitzer Kapitän Anton Fink durchsetzt.getty
Erneut eine zentrale Figur im Kieler Spiel: Dominic Peitz (re.), der sich hier gegen den Chemnitzer Kapitän Anton Fink durchsetzt.getty

Holstein Kiel: Unterschiedliche Lösungen parat

Kieler bringen zuletzt trotz weitgehend unveränderter Aufstellung viele unterschiedliche Qualitäten ins Spiel

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In aufstiegsreifer Form präsentierten sich die Kieler „Störche“ gegen Chemnitz. Die Serie hielt. Neun Spiele ohne Niederlage und mit nur zwei Gegentoren stehen in der Bilanz der KSV. „Wir wollten nach zuletzt zwei Unentschieden unbedingt wieder gewinnen“, sagte Trainer Markus Anfang und freute sich über einen Erfolg den auch der Chemnitzer Trainer Sven Köhler als „absolut verdient“ anerkannte. Und doch hielten die Beteiligten den Ball ziemlich flach.

„Wir schauen nicht auf die Tabelle“, sagte Verteidiger Dominik Schmidt. „Die zählt erst nach dem letzten Spieltag.“ Doch es war am Sonnabend auch weniger die Tatsache, dass Holstein sich den zweiten Tabellenplatz zurückerobert hatte, als vielmehr die Art und Weise, mit der ein Konkurrent wie Chemnitz entscheidend zurückgeworfen wurde.

„Hinten brennt bei uns derzeit nur dann etwas an, wenn wir uns selbst in Bedrängnis bringen“, sagte Kapitän Rafael Czichos, der in der Woche mit Rückenbeschwerden zu kämpfen hatte („Im Spiel habe ich mich aber gut gefühlt“), und ergänzte: „Ich bin überrascht, wie viel Respekt die Gegner vor uns haben. Aber das haben wir uns wohl erarbeitet.“

So ist es in der Tat. Nachdem der eine oder andere Gegner, der Holstein früh attackiert hatte, in der Vergangenheit schon mal ausgekontert wurde, versuchten es nun auch die Chemnitzer mit einer eher defensiven Grundhaltung – ohne Erfolg. Denn das Rezept der Kieler ging immer wieder auf.

„Wir haben es oft geschafft, lange Bälle hinter die Kette der Chemnitzer zu spielen“, erklärte Czichos. Das zweite Tor resultierte direkt aus einem solchen Ball, aber auch einige der Chancen des ersten Abschnitts. „Da haben wir schon richtig gut gespielt, obwohl es noch 0:0 stand“, befand Sportchef Ralf Becker und lobte die Mannschaft insbesondere für ihre Ruhe.

„Wir haben nie die Geduld verloren und sind nicht hektisch geworden“, stellte er fest. Selbst im schlechtesten Fall hätte das Spiel nur 0:0 ausgehen können. Doch die Anzahl der Chancen, die individuelle Klasse der Kieler und auch die Vielseitigkeit erhöhen die Wahrscheinlichkeit regelmäßig, dass es auch zu drei Punkten reichen kann, eigentlich muss. Zuletzt wurden selbst aus Standards Tore erzielt, aus Kombinationen und Umschaltspiel klappt es regelmäßig. Und auch die langen Bälle hat man inzwischen als Waffe entdeckt. „Hauptsache, der Ball ist am Ende drin“, lachte Becker.

Trainer Anfang hatte das Verhalten der Chemnitzer Hintermannschaft als möglichen Schwachpunkt ausgemacht und sein Team entsprechend eingestellt. „Wir waren gut vorbereitet“, sagte Czichos. CFC-Coach Köhler attestierte, dass „die Umstellungen in der Abwehr uns Probleme bereitet haben“. Gleich drei etatmäßige Innenverteidiger fehlten den Gästen.

Die Stärken von Marvin Ducksch, der diese Bälle gut verarbeitete, den schnellen Außen und auch von Dominick Drexler wurden so von den Kielern gut ins Spiel gebracht. Und dass einer aus diesem Quartett, Kingsley Schindler, keinen guten Tag erwischt hatte, war kein Problem. „Das muss man ihm auch mal zugestehen“, sagte Anfang. „Er hat ja bislang eine gute Saison gespielt.“

Mit Manuel Janzer stand ein Mann parat, der noch einmal Schwung brachte und mit seinen Qualitäten als klassischer Linksaußen auch gut in die Partie passte. So sind die Kieler dabei, für die letzten Spiele trotz weitgehend unveränderter Aufstellung viele unterschiedliche Qualitäten ins Spiel zu bringen – der kopfballstarke Ilir Azemi, in der Vorwoche in Erfurt noch gefragt, war so diesmal kein Thema. Unterschiedliche Spiele erfordern unterschiedliche Lösungen – die Kieler haben sie momentan weitgehend parat.

Umso wichtiger, dass auch Dominic Peitz in Regensburg dabei sein kann. „Wir haben überlegt“, offenbarte Anfang seine Gedanken, wie die drohende Gelbsperre für den Abräumer am besten zu vermeiden sei. „Ihn rauszunehmen, hätte das Signal bedeutet, dass wir das Spiel schon abgehakt haben“, erklärte der Trainer. „Es ging aber erst einmal darum, diese drei Punkte zu sichern.“ Also entschied man sich für Unterstützung. „Wir haben mit Niklas Hoheneder einen Spieler gebracht, sodass beide nebeneinander spielen konnten und Peitzer nicht in die Gefahr kam, noch einmal ein taktisches Foul begehen zu müssen.“ Peitz kam ohne Gelb Nummer 15 durch – ein weiterer Teilerfolg für die Kieler.
Aufrufe: 024.4.2017, 09:00 Uhr
SHZ / cjeAutor