2024-05-02T16:12:49.858Z

Im Nachfassen
Letzte Drangphase der „Störche“: Dominik Schmidt (2. von links) und Niklas Hoheneder (links) steigen nach einer Standardsituation in der Schlussphase zum Kopfball hoch.
Letzte Drangphase der „Störche“: Dominik Schmidt (2. von links) und Niklas Hoheneder (links) steigen nach einer Standardsituation in der Schlussphase zum Kopfball hoch.

Holstein Kiel auf der Suche nach Effektivität

Schmidt: "Vor allem auswärts hätten wir eigentlich alle drei Spiele gewinnen müssen.“

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Oft ist von Niederlagen die Rede, die „bitter“ sind. Am Sonnabend in Magdeburg traf dieses Wort für Holstein Kiel so gut zu wie nur selten. Betrachtet man nur das Spielerische, standen die positiven Erkenntnisse überaus deutlich im Vordergrund. „Man erkennt die Handschrift des neuen Trainers immer mehr“, stellte Dominik Schmidt fest, der für Rafael Czichos (musste in der vergangenen Woche wegen Oberschenkelbeschwerden das Training abbrechen) die Kapitänsbinde übernommen hatte. „Vor allem auswärts hätten wir eigentlich alle drei Spiele gewinnen müssen.“

Doch auf den Sieg in Paderborn folgte nach dem 0:0 in Duisburg nun die erste Auswärtsniederlage unter dem neuen Trainer. Dessen Handschrift war in der Tat spürbar. Holstein strahlte fußballerische Dominanz aus, verband das dennoch hervorragend mit Tempo und erspielte Torchancen. „Wir hatten zwar auch unsere Balleroberungen. Aber die Kieler waren in der ersten Halbzeit zu stark. Wir hatten nur wenig Zugriff und einige Male Glück“, hatte Magdeburgs Trainer Jens Härtel richtig erkannt. Schon im Vorfeld hatte er geahnt: „Wir wussten, dass da eine spielerisch sehr starke Mannschaft auf uns zukommt.“

„Da denkst Du, Du bist im falschen Film“, brachte Markus Anfang seine Einschätzung von Spiel und Ergebnis auf den Punkt. „Die Art und und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, war in der ersten Hälfte sehr gut“, befand der Holstein-Trainer. „Was fehlte, war nur die Effektivität.“ Chancen gab es genug. „Vier, fünf Hundertprozentige“, hatte Anfang gesehen und damit nicht übertrieben. „Da muss es dann eben auch mal klingeln“, redete der 42-Jährige nicht drumherum.

„Wir haben die Scheiße am Fuß gehabt“, drückte es Mathias Fetsch deutlich aus. „Das war eine starke Halbzeit, aber es hat oft der letzte Tick gefehlt.“ Es war letztlich der entscheidende. „Die Niederlage ist nicht verdient“, stellte der Stürmer klar.

Daran änderte auch die zweite Halbzeit nichts, als Magdeburg sich defensiver aufstellte. „Das zeigt doch, dass die Gegner Respekt vor uns haben“, sagte Anfang. „Das ist ja auch ein Stück Bestätigung für unsere Arbeit.“ Genutzt hat es den Kielern nichts. „Da haben die Magdeburger ihr Spiel durchbekommen“, sagte Fetsch über die zweite Halbzeit. „Wir haben weiter versucht, Fußball zu spielen, sind damit aber nicht mehr zu Chancen gekommen.“ Dennoch hatte Kapitän Schmidt Recht, als er feststellte: „Man hatte nie das Gefühl, dass wir dieses Spiel verlieren könnten. Wir haben ja nichts zugelassen.“ Doch Torjäger Beck stand eben einmal richtig. „Der steht da halt und weiß wahrscheinlich selbst nicht, wie er die Tore macht“, sagte Schmidt. „Das ist der Unterschied. So kaltschnäuzig müssen wir auch werden.“

Die Arbeit an diesem Manko wird die wahre Bewährungsprobe für Anfang. Dass er der Mannschaft ein Spielsystem vermitteln und daraus erwachsend fußballerische Dominanz auf den Platz bringen kann, darf bereits als erwiesen gelten. Nur an Kleinigkeiten ist da zu feilen. Dass Spielstil und Taktik am Ende aber auch erfolgreicher sind als beispielsweise der Stil „Karo einfach“ der fußballerisch deutlich limitierteren Magdeburger – das gilt es nun nachzuweisen. „Wir werden uns auch wieder belohnen“, ist Anfang überzeugt. Wie er seiner Mannschaft die größere Effektivität vermitteln will? „Es geht nur über Wiederholungen. Wir müssen im Training immer wieder daran arbeiten, uns solche Möglichkeiten herauszuspielen“, sagte der Trainer. „Es bringt ja nichts, künftig zu versuchen, weniger Torchancen zu haben, nur um auf dem Papier effektiver zu sein“, erklärte er mit einem Augenzwinkern.
Aufrufe: 06.10.2016, 11:00 Uhr
SHZ / cjeAutor