2024-04-25T14:35:39.956Z

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Nur noch bis Saisonende in Kiel: Kapitän Rafael Kazior.Foto: getty
Nur noch bis Saisonende in Kiel: Kapitän Rafael Kazior.Foto: getty

Der Kapitän geht von Bord

Rafael Kazior spricht über seinen Wechsel zu Werder Bremen

Der Kapitän geht von Bord. Rafael Kazior verlässt Holstein Kiel überraschend im Sommer. ,,Nach vier schönen Jahren in Kiel ist da natürlich etwas Wehmut dabei", erklärt der 32-Jährige. ,,Aber in meinem Alter musste ich da nicht lange überlegen."

Was die Kieler Perspektiven so eindeutig ausstach, war ein Angebot des SV Werder Bremen. ,,Wenn so ein Verein anklopft und längerfristige Zusammenarbeit anbietet, fiel die Wahl nicht so schwer."

Beim Bundesligisten wird Kazior in den kommenden zwei Jahren als Führungsspieler der U23 agieren und soll danach im Verein weiter eingebunden werden. ,,Das ist noch nicht fixiert, aber ähnlich angedacht wie jetzt bei Florian Bruns", sagt Kazior.

Der ehemalige St.-Pauli-Profi Bruns, bislang der Routinier in Bremens U23, wird künftig Co-Trainer. Eine Perspektive, die auch Kazior reizt. ,,Irgendwann an der Seitenlinie zu stehen, ist auf jeden Fall ein Ziel", sagt der Offensiv-Allrounder, der neben der Karriere zuletzt bereits an einem Sportmanagementstudium arbeitet. ,,Die Trainerscheine werden sicherlich auch irgendwann ein Thema. Ich werde sehen, wie viel Zeit neben der Arbeit auf dem Platz bei Werder bleibt", erklärt Kazior.

Bereits im Winter hatte Werder bei Kazior angeklopft. ,,Seitdem hatte ich nur angenehme Gespräche mit allen handelnden Personen dort", so der gebürtige Pole. Ausschlaggebend für den Wechsel war auch eine langjährige Freundschaft Kaziors zu Werders heutigem Sportdirektor Rouven Schröder, die aus der gemeinsamen Zeit beim Zweitligisten MSV Duisburg herrührt.

,,Es ist nicht so selbstverständlich, im Fußball zwölf Jahre lang Kontakt zu halten", weiß Kazior angesichts des schnellebigen Geschäfts.

Auch Kiel, die längste Station in Kaziors Profikarriere, wird nachhaltig wirken. ,,Die letzten vier Jahre bei Holstein waren schön, insbesondere die letzten 20 Monate waren für mich vielleicht die intensivsten meiner Karriere", sagte der 32-Jährige. ,,Was Kalle und Sandy für uns Spieler machen, weiß der eine oder andere vielleicht gar nicht richtig zu schätzen", lobt der scheidende Kapitän Trainer Karsten Neitzel und seinen Assistenten Jan Sandmann in den höchsten Tönen.

,,Von Anfang an war die Art zu spielen genau die, wie ich sie mir vorstelle", erklärt er. ,,Das passte von Anfang an, und ich fand es sehr bemerkenswert, dass Kalle an diser Philosophie festgehalten hat, auch als er schwere Zeiten zu durchschreiten hatte."

Inzwischen ernten die Kieler die Früchte der Arbeit. Wäre Kaziors Entscheidung vor der inzwischen deutlich größeren Zweitliga-Chance möglicherweise anders ausgefallen? ,,Nein", betont Kazior, der von 2003 bis 2006 bereits für Duisburg und Burghausen zweitklassig kickte. ,,Natürlich wäre es eine Herausforderung, noch einmal in der 2. Bundesliga zu spielen. Aber das spielt für mich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wäre ich ein paar Jahre jünger, wäre das anders gewesen. Aber so steht die langfristige Perspektive im Vordergrund."

In den letzten gut zwei Monaten bei Holstein ändert sich nichts an Kaziors Herangehensweise. ,,Ich werde hier bis zum letzten Tag alles geben, um mit Holstein erfolgreich zu sein." Bezweifelt hätte das ohnehin niemand. Sich mit einem Aufstieg zu verabschieden, wäre ja auch nicht das Schlechteste.

,,Rafael wird sich für uns bis zum Saisonende voll reinhängen", betonte Holsteins Geschäftsführer Wolfgang Schwenke. ,,Das hat er immer getan. Er ist ein echter Sportsmann, der großen Anteil an den bisherigen Erfolgen hat."

Auch Trainer Neitzel bedauerte den Verlust. ,,Es ist schade, dass Rafael uns verlassen wird", sagte er. ,,Er ist ein Profi, der nicht nur redet, sondern auch handelt. Er wird uns fehlen, aber ich wünsche ihm von ganzem Herzen alles Gute."

Auch der Verein bekam von Kazior noch ein Lob. ,,Dass bis heute nichts über meinen Wechsel durchgesickert ist, obwohl die Verantwortlichen seit Januar Bescheid wussten, spricht für den Verein", glaubt der Deutsch-Pole Kazior, der sich mit bisweilen unspektakulärer Spielweise nie zum Publikumsliebling entwickelte, aber in Fachkreisen und in der Mannschaft nach seiner Rückkehr im Jahr 2011 sofort allerhöchsten Respekt genoss, spielte insgesamt fünf Jahre bei Holstein.

Im zentralen Mittelfeld, im Angriff und zuletzt auch oft auf der Außenbahn lebte er dabei vor allem Engagement, taktisches Verständnis und Führungsqualitäten vor. Insgesamt bestritt Kazior bislang für Holstein 147 Punktspiele, in denen er 22 Tore erzielte.

Nachdem in seiner ersten Saison bei Holstein (2006/07) mit den Kielern noch aus der drittklassigen Regionalliga abstieg, hatte er seit seiner Rückkehr vom Hamburger SV II großen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung mit den DFB-Pokal-Erfolgen 2011, dem Aufstieg 2013 und der jetzigen Entwicklung in der 3. Liga.

Aufrufe: 01.4.2015, 12:00 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor