2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Eine der Riesenchancen für Holstein Kiel: Wehens Vladimir Kovac (links) grätscht ins Leere, der freie Steven Lewerenz zieht auf dem nassen Rasen flach ab, verfehlt das Tor allerdings um wenige Zentimeter. Foto: Hermann
Eine der Riesenchancen für Holstein Kiel: Wehens Vladimir Kovac (links) grätscht ins Leere, der freie Steven Lewerenz zieht auf dem nassen Rasen flach ab, verfehlt das Tor allerdings um wenige Zentimeter. Foto: Hermann

Holstein-Coach Anfang: "Schießt das Ding einfach mal rein"

Kieler Sportvereinigung scheitert an mangelnder Effektivität / Spieler wollen Zweitliga-Ambitionen unterstreichen

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Zu meckern gab es wieder einmal wenig. Und doch so viel. Nämlich Entscheidendes. Spielerisch stimmt es bei Holstein Kiel. Das war auch gegen den defensiv gut sortierten Gegner aus Wiesbaden so. Chancen waren auch genug da. Und hinten brennt insgesamt nur wenig an. Eigentlich gute Voraussetzungen, um auch tabellarisch endlich zum Zweitliga-Aspiranten zu werden. Eigentlich.

„Die beste Abwehr der Liga haben wir schon, jetzt müssen wir noch der beste Sturm werden“, benannte Holsteins Kapitän Rafael Czichos das Manko und ärgerte sich: „Das waren eher zwei verlorene Punkte als ein gewonnener.“


Trainer Markus Anfang widmete sich kurz der Tatsache, dass mit Pech sogar der eine Punkt hätte weg sein können. „Wir müssen aufmerksamer bei den Standards sein“, forderte er. „Darüber werden wir reden. Das waren zwei Situationen, die eigentlich leicht zu verteidigen sind.“ Ansonsten fokussierte sich Anfangs Kritik auf einen altbekannten Kernpunkt. „Am Ende geht es um Effektivität. Das Thema kennen wir ja“, sagte der 42-Jährige. Lob gab es dafür, dass seine Mannschaft Gegner und Bedingungen angenommen hatte. „Wir wussten, dass es ein Mentalitätsspiel wird“, erklärte Anfang. „Es war sehr umkämpft, sehr intensiv und bei dem Boden auch nicht einfach, Fußball zu spielen.“


Dennoch taten seine Schützlinge das, und zwar weitgehend besser als der Gegner. „Wenn es eine Mannschaft verdient gehabt hätte, das Spiel zu gewinnen, hätten das nur wir sein können“, war der Trainer überzeugt. Ein gerechtes Unentschieden hatte hingegen Torsten Fröhling, der ehemalige Holstein-Coach auf der Bank der Wiesbadener, gesehen. „Man hat gemerkt, dass beide Mannschaften Respekt voreinander hatten und die Stärken des anderen kannten“, sagte er über die erste Hälfte und lobte sein Team dafür, dass es auch in Unterzahl kompakt geblieben sei und nach vorne gespielt habe.


„Der Platzverweis hat uns nicht wirklich geholfen“, glaubte auch Dominick Drexler, „weil anschließend so viel Hektik war, dass wir kein Powerplay mehr aufziehen konnten. Die Chancen waren aber da, nicht nur beim Lattentreffer. Die müssen wir eigentlich auch nutzen, wir hätten hier gewinnen können“, sagte der erneut glänzende Vorbereiter diverser Möglichkeiten. „Am Ende haben wir die Ruhe verloren und haben zu früh lange Bälle gespielt. Wir wollten es zu sehr erzwingen“, bemängelte Verteidiger Dominik Schmidt, der in den Duellen mit seinem Kumpel Manuel Schäffler (beide tauschten anschließend die Trikots) klarer Punktsieger war. Der Ex-Kieler Schäffler gab zu: „Wir können heute mit diesem Punkt eher zufrieden sein.“


Für die „Störche“ könnte sich das in der kommenden Woche noch ändern. „Wenn wir nächste Woche in Münster gewinnen, ist dieser Punkt hier etwas wert“, bilanzierte Drexler. Und auch Schmidt, der sich auf die erste Rückkehr zu seinem Ex-Club freut, bei dem er vor eineinhalb Jahren im Unfrieden schied, betonte: „Holen wir da die drei Punkte, sind wir wirklich oben dabei.“ Dafür muss dann eine Serie durchbrochen werden, die Czichos klar benannte: „Auswärts kommt bei den guten Leistungen derzeit zu wenig für uns heraus.“


Widerspruch gibt es da nicht – in Duisburg (0:0), Magdeburg (0:1) und Wiesbaden (0:0) waren die Kieler zuletzt besser, aber zwei Punkte und null Tore sprechen eben auch eine klare Sprache. Und auch Trainer Anfang war der Erklärungsversuche langsam überdrüssig. „Es gibt eigentlich kaum einen Vorwurf an die Jungs“, sagte er. „Der einzige ist: Schießt einfach das Ding mal rein.“

Aufrufe: 025.10.2016, 18:30 Uhr
SHZ / cjeAutor